Roberts Ernestine („Ina“); Schauspielerin und Schriftstellerin
Geb. Wolkersdorf, NÖ, 29.7.1904
Gest. Cardiff, Wales, Großbritannien, 11.10.1977
Geboren am 29.7.1904 in Wolkersdorf im Weinviertel (Niederösterreich) als jüngste Tochter des Gemeindearztes Dr. Hermann und der Emilie Loew. In Wien wurde sie für die Bühne ausgebildet und trat in schweizerischen und deutschen Theatern auf. Noch als Schauspielerin begann sie ihre dramatische Trilogie „Macht“. Eines ihrer nächsten Bühnenwerke, die zeitsatirische Komödie „Wenzel erklärt Europa den Krieg“ wurde von der Exl-Bühne aufgeführt. Verheiratet war sie mit Karl Heyser, Intendant des Stadttheaters in Baden-Baden. Nach der Machtergreifung Hitlers in Deutschland kehrte sie nach Wolkersdorf zurück, nachdem sich Karl Heyser infolge der Nürnberger Rassengesetze von ihr hatte scheiden lassen.
Im März 1938 verbreitete sie gemeinsam mit ihrem Bruder Waldemar Loew die Aufforderung bei der Volksabstimmung über den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich für Österreich und gegen den „Anschluss“ zu stimmen. Auf Grund einer Denunziation wurde sie deswegen ebenso wie ihr Bruder vom Gendarmeriepostenkommando Wolkersdorf verhaftet und im Gemeindearrest inhaftiert, von wo sie nach Wien in das Polizeigefangenenhaus und Landesgericht überstellt wurde. Nach der Haftentlassung gelang die Emigration nach Großbritannien. In Cardiff (Wales) wurde sie die Gattin von David Roberts, M.A., B.Sc., Direktor des Schulfunks in Wales und Lektor an der Universität Leeds.
Nach 1945 kehrte I. R. mehrmals für Aufenthalte anlässlich von Lesungen aus ihren Werken nach Wien zurück, so 1955 im Kammermusik-Saal des Wiener Musikvereins, 1967 im Vortragssaal des Presseclubs Concordia und im Wiener Frauenklub, 1972 im Saal des Wiener Frauenklubs und 1974 im Sitzungssaal der Kammer der gewerblichen Wirtschaft.
Am 11.10.1977 starb I. R. in Cardiff (Wales). Ihrem Wunsch entsprechend wurde sie am 16.12.1977 in ihrer Heimat im Grab ihrer Eltern am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt (Feuerhalle Simmering Abt. 6, Rg. 3, Gr. 7, Nr. 105).
Schriftstellerisch war I. R. in drei Sprachen – Deutsch, Englisch und Spanisch – hervorgetreten. Ihre lyrischen Gedichte sind in deutscher und englischer Sprache erschienen. Sie verfasste Hörspiele für die BBC und hatte Dichterlesungen im Österreichischen Rundfunk. Verse von I. R. wurden auch vertont. Laut Urteil des vormaligen Chefdramaturgen des Wiener Burgtheaters, HR Prof. Dr. Friedrich Schreyvogl, sind ihre Dichtungen „mehr als tief empfundene Frauenlyrik, sie sind in ihrem menschlichen Grundakkord und in ihrer Lebenswärme eine aufrufende und mahnende Deutung unserer Zeit“. In gedruckter Form liegen ihre Gedichte in mehreren Veröffentlichungen vor: „Über viele Jahre“ (1955), „Poems of 1957“, New Poets“ (1959) und „Zwischen Tod und Leben“ (1960).
Markus Loew