Riehl Elli, geb. Eleonore Urban; Puppenmacherin

Geb. Villach, Kärnten, 19.12.1902

Gest. Winklern, Kärnten, 8.9.1977

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Gotthard Urban (*1872), Tischlermeister; Mutter: Rosa geb. Palese (*1875); zwei Brüder und eine Schwester.

LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete mit 29 Jahren Otto Riehl (†1945), Bahnbeamter; Lebensgefährte Dr. Rudolf Kraus (†1972).

Ausbildungen: Besuchte nach Beginn des Ersten Weltkrieges die Bürgerschule und anschließend eine zweijährige Handelsschule in Klagenfurt. In den 1920er Jahren absolvierte sie einen öffentlichen Zeichenkurs bei Prof. Leopold Resch.

Laufbahn: Schon als Kind spielte sie am liebsten mit Puppen, beobachtete die Natur, unternahm Wanderungen und begann mit dem Schreiben. Als der Vater starb, verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Tischlerei und E. R. musste für das Frauenhilfswerk sticken um die Familie ernähren zu können. 1932 verlor sie durch Konkurs das Elternhaus. Als sie dem Sohn einer befreundeten Familie aus Geldmangel eine selbstgemachte Puppe in Form eines kärntnerischen Halterbubens brachte, wurde man auf ihre künstlerischen Fähigkeiten aufmerksam. Ab dieser Zeit erhielt sie Bestellungen für Puppen, wobei Bergbauernkinder und Leute von nebenan die häufigsten Motive waren. Ihre erste Ausstellung bestritt sie 1934 auf der Wiener Frühjahrsmesse. 26 Kinderpuppen und Märchenfiguren wurden ausgestellt, die Bestellungen gingen so zahlreich ein, dass sie zwei Jahre lang ausgebucht war. Ab 1937 belieferte sie auch einen Wiener Großhändler, inzwischen halfen auch die Mutter und die Schwester bei der Produktion mit, die beide ihre Arbeit verloren hatten. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ging die Nachfrage stark zurück, sie begann an Volkstypen und Trachtenpuppen zu arbeiten, die unter anderem für das Winterhilfswerk gedacht waren. Ein von der Künstlerin geschaffener Altkärntner Hochzeitszug war auch für Nazigrößen bestimmt und gilt bis heute als verschollen. Schließlich wurde sie als Lohnrechnerin in den Kriegsdienst eingezogen, ihre Puppenmacherei wurde jedoch bald wieder als wichtiger erachtet. 1943 errichtete sie ein Heimatmuseum, das für die Neugestaltung im Jahre 2000 mit dem Museumsgütesiegel ausgezeichnet wurde. Nach dem Krieg und dem Tod ihres Mannes zog sie zu einer befreundeten Bergbäuerin in Buchholz. Tagsüber arbeitete sie auf den Feldern, abends war sie mit der Herstellung ihrer Puppen, die sie oft nach den Bergbauernkindern gestaltete, beschäftigt. In dieser Zeit lernte sie nicht nur den ehemaligen Villacher Gerichtsvollsteher Dr. Rudolf Kraus kennen, der ihr eine neue Welt eröffnete, sondern erhielt auch aus Amerika Aufträge, unter anderem Christus und die 12 Apostel in Puppenform herzustellen. 1950 übersiedelte sie nach Winklern und begann auch ihre erwachsenen Mitmenschen als Puppen zu gestalten. 1951 wurden ihre Puppen im Rahmen einer Gesamtausstellung der Kärntner Berufsvereinigung bildender Künstler in Klagenfurt gezeigt. 45 Jahre lang war sie als Puppenkünstlerin tätig. 1973, nach dem Tod ihres Lebensgefährten, richtete sie in ihrer Wohnung ein kleines Puppenmuseum ein. Im Heimatmuseum kann man sich nicht nur die unverkäuflichen Puppen ansehen, sondern auch den Herstellungsprozess im original eingerichteten Arbeitszimmer mitverfolgen. Die Puppen werden bis heute in Büchern und seit 1972 in Kalendern abgebildet und gelten als „volkskundliche Miniaturen aus dem heimischen Arbeits- und Freizeitleben“. Inzwischen gibt es auch zahlreiche Nachbildungen der Puppen. Für eine Stiftung spendete sie zahlreiche Puppen, in der katholischen Pfarrkirche in Treffen steht eine von ihr gestiftete Weihnachtskrippe mit einer nach ihr selbst gestalteten Puppe. E. R. wird heute vielfach als „Gesellschaftskritikerin mit Nadel und Zwirn“ gesehen.

Die Puppen E. R.s wurden so bekannt, dass sie als offizielle Geschenke Kärntens an Politiker und Gäste gegeben wurden.

W.: Tagebücher, „Die Fliege Brumsel“. Beitrag in der Kinderbeilage des „Getreuen Eckart“

L.: Elli Riehl 2001, Elli Riehl und ihre Puppen 1993, Rudnigger 2001, Weiss 1975, www.elliriehl.at, www.doll.at/geschichte/