Riegler Agnes; Hilfsschaffnerin und Gegnerin des NS-Regimes
Geb. Fließ, Tirol, 2.1.1919
A. R. wird am 2. Jänner 1919 in Fließ als Tochter eines Müllermeisters geboren. Nach dem Besuch der Volksschule war sie als Zimmermädchen und Hausgehilfin tätig. Im Februar 1942 nahm sie eine Stelle bei der Reichsbahn an. A. R. wurde am 18. Juni 1943 verhaftet und war ab 30. Juni 1943 in der Haftanstalt Innsbruck in Untersuchungshaft. Sie hat einem Bekannten gegenüber Adolf Hitler als „Arschloch“ bezeichnet. A. R. wird am 30. Juli 1943 vom Oberstaatsanwalt als Leiter der Anklagebehörde beim Sondergericht beschuldigt, am 19. April in Saalfelden „eine böswillige, gehässige und von niederer Gesinnung zeugende Äußerung über den Führer gemacht zu haben, die geeignet ist, das Vertrauen des Volkes zur politischen Führung zu untergraben, wobei sie damit rechnen mußte, daß ihre Äußerungen in die Öffentlichkeit dringen.“
Das Sondergericht beim Landgericht Innsbruck verurteilt sie am 4. August 1943 zu sechs Monaten Gefängnis wegen Vergehens nach dem Heimtückegesetz, weil sie „die Person des Führers beschimpfte“. Die Untersuchungshaft vom 18. Juni bis 21. Juli 1943 wird ihr an die Haftzeit angerechnet. Laut Urteil ist ihre Familie dem NS-Staat gegenüber positiv eingestellt. Weil das Gericht ihr zugutehält, „daß die Beleidigung nicht aus einer staatsfeindlichen Gesinnung heraus gebraut worden war“, fiel das Urteil milde aus.
Qu.: DÖW 12274.
L.: Dokumentationsarchiv 1984b
Karin Nusko