Richter Lina (Karoline), geb. Stepanek; Politische Funktionärin
Geb. Wien, 28.4.1897
Gest. Wien, 8.2.1971
L. R. wurde am 28. April 1897 als Kind der Arbeiterfamilie Stepanek in Wien geboren. Nach dem Tod ihrer Mutter versorgte sie ihre jüngeren Geschwister. Während des Ersten Weltkrieges verdingt sie sich als Kindermädchen und arbeitet ein Jahr lang in einer Fabrik.1918 tritt sie der SDAP bei und im selben Jahr heiratet sie Franz Richter (geb. 1892). Am 3. Mai 1919 kommt ihre Tochter Grete zur Welt.
L. R. absolviert eine Ausbildung zur Arzthelferin im Rahmen des Arbeiter-Samariter-Bundes und ist von 1923 bis 1932 als Fürsorgerätin tätig. 1932 wird sie zur Bezirksrätin in Wien-Neubau gewählt und fungiert als stellvertretende Leiterin des Frauenkomitees. Nach dem Februaraufstand von 1934 arbeitet sie als Kreisleiterin für die illegale SAH. Sie wird am 1. August 1935 verhaftet und ist bis 1. November desselben Jahres im Polizeigefängnis auf der Roßauerlände inhaftiert. Am 10. Dezember 1935 wird sie vom Wiener Landesgericht zu einem Jahr Arrest verurteilt. Sie verbüßt ihre Haftstrafe im Gefängnis des Landesgerichtes und wird am 1. Juli 1936 aufgrund einer „bedingten Begnadigung“ durch das LG Wien vorzeitig aus der Haft entlassen. In den folgenden Jahren muss sie noch mehrere kürzere Haftstrafen verbüßen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist sie für die Sozialistische Partei tätig; bis 1958 erneut als Bezirksrätin und bis 1959 als Gemeinderätin. Außerdem war sie viele Jahre lang Vorsitzende des Bezirksfrauenkomitees und Mitglied des Wiener Frauenkomitees. 1971 stirbt sie im Alter von 84 Jahren in Wien.
Qu.: DÖW 18912/3, 20000/R242.
Karin Nusko