Richter Helene; Anglistin, Theaterwissenschafterin und Übersetzerin
Geb. Wien, 4.8.1861
Gest. KZ Theresienstadt, 8.11.1942
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Emmy Lakenbacher (†1889); Vater: Maximilian Richter (†1891), Chefarzt der Südbahn; Schwester: Elise Richter (1865- 1943), Romanistin. H. R. lebte mit ihrer Schwester Elise in dem nach deren Plänen erbauten Haus in Wien 19.
LebenspartnerInnen, Kinder: Schwester Elise Richter.
Ausbildungen: Privatunterricht gemeinsam mit der Schwester Else Richter, autodidaktisches Studium, ab 1891 Gasthörerin an der Universität Wien.
Laufbahn: H. R. entschied sich gegen eine akademische Laufbahn und begann zunächst als belletristische Schriftstellerin mit der Veröffentlichung von Gedichten, Romanen und Novellen. Sie unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa und Nordafrika. Später wandte sie sich der Literatur- und Theatergeschichte zu. Sie schrieb Burgtheaterrezensionen für literarische Jahrbücher und begründete ihren Ruf als Anglistin mit ihrer Geschichte der englischen Romantik. 1886 begann sie ihre Shelley-Studien. Darüber hinaus bereicherte sie die Shakespeareforschung und wurde vor allem durch ihre Monographien bedeutender englischer Dichter (Shelley, Blake, Byron) bekannt. Am 12.3.1942 mussten die Schwestern ihre Wohnung verlassen, sie zogen in das Jüdische Altersheim Wien 9, Seegasse. Am 9. Oktober 1942 wird sie zusammen mit ihrer Schwester mit dem 45. Transport ins KZ Theresienstadt deportiert.
Ausz., Mitglsch.: 1931 aufgrund ihrer Werke Dr. h. c. der Universitäten Heidelberg und Erlangen; 1931 Ehrenbürgerin der Stadt Wien. Verkehrsflächenbenennung: Der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft hat in seiner Sitzung am 7. Oktober 2008 beschlossen: Die Verkehrsfläche in 1210 Wien, Margret-Dietrich-Gasse, wird zur Gänze nach Helene Richter in „Helene-Richter-Gasse“ umbenannt.
Qu.: WStLb Handschriftensammlung, Kauf 1947, Teil des gemeinsamen Nachlasses von Elise und Helene Richter. ÖNB Handschriften- und Inkunabelsammlung,Österr.Theatermuseum, Tagblattarchiv (Personenmappe).
W. u. a.: „Märchen aus dem Leben“ (1888). „Der entfesselte Prometheus. Lyrisches Drama in 4 Aufzügen. Eine Übersetzung des Werkes von Shelley. 2 Bändchen“ (o. J., 1897), „Thomas Chatterton“ (1900), „Mary Wollstonecraft, die Verfechterin der ‚Rechte der Frau‘“ (1897), „Percy Byssh Shelley“ (1898), „William Blake“ (1906), „George Eliot. 5 Aufsätze“ (1907), „Geschichte der englischen Romantik. 1. Band. 2 Teile“ (1911. 2. Band. 1 Teil. (Die Blüte der Romantik) 1916), „Schauspieler – Charakteristiken“ (1912), „O. Wildes künstlerische Persönlichkeit. Englische Studien“ (1912), „G. B. Shaw. Englische Studien“ (1913), „Unser Burgtheater“ (1918), „Shakespeare der Mensch“ (1923), „Josef Lewinsky, 50 Jahre Wiener Kunst und Kultur. Zum 150-jährigen Jubiläum des Burgtheaters mit Unterstützung der Stadt Wien“ (1926), „Lord Byron, Persönlichkeit und Werk“ (1929), „Shakespeares Gestalten“ (1930), „Joseph Kainz“ (1931), „Die 3 großen Tragödinnen des Burgtheaters im 19.Jahrhundert. 1. Band. Sophie Schröder. 2. Band. Julie Rettich. 3. Band. Charlotte Wolter“ (1938, maschin. Manus..), „Auguste Wilbrandt. Baudius. Der Weg einer großen Burgschauspielerin. Aus dem Nachlaß hrsg. von Rainer Zitta“ (1963)
L. u. a.: BLÖF, Buchegger 2002, Christmann 1980, Dietrich 1976, Elsen/Tanzmeister 2004, Hall/Renner 1992, Hoffrath 2008, Keckeis/Olschak 1953/54, Kerschbaumer 1980, Kuranda 1931, Lebensaft 2002, ÖBL, ÖNB 2002, Pataky 1898, Renzi 1963/64, Richter 1997, Schmid-Bortenschlager/Schneld-Bubenicek 1982