Richinza, Reychza; Gründerin und Conversa im Chorfrauenkloster Seckau
Geb. ?
Gest. ?
LebenspartnerInnen, Kinder: Gattin des Stifters Adalram von Waldeck.
Laufbahn: R. trat kurz vor 1152 als Conversa in das Chorfrauenkloster Seckau ein, während ihr Gatte
Converse im Chorherrenstift wurde. Das Seckauer Totenbuch vermeldet am 7. Juli: „Reychza, fundatrix huius loci et soror nostra“ (Reychza, Gründerin dieses Ortes und unsere Mitschwester), das Totenbuch der Chorfrauen zum 7. Juli: „Richiza laica fundatrix loci“ (Richiza, Laie, Gründerin des Ortes), das Totenbuch der Kanonie St. Andreas an der Traisen zum 8. Juli: „Richiza, conversa sancte Marie Seccove“ (Richiza, Konversschwester zur hl. Maria in Seckau). Gauster nennt R. „monialis“ (=Nonne). Das um 1150 gemalt Widmungsbild der Seckauer Handschrift 286 stellt R. dar / A-15 /. Sie kniet mit einer Chunigundis vor der Gottesmutter. Chunigundis könnte eine Tante Adalrams gewesen sein, die vom Seckauer Verbrüderungsbuch genannt wird. Wahrscheinlicher aber ist sie die im Totenbuch der Chorfrauen genannte (zum 7. Okt.) Chunigunt von Eppenstein, eine nahe Verwandte des zweiten Seckauer Propstes Gerold von Eppenstein. Sie war vielleicht die erste Meisterin des Frauenklosters und die Malerin des Bildes.
biograph. Mitteilungen, Hinweise: Zum Unterschied Nonne bzw. Chorfrau (Monialis, canonissa) und einer Konverse: In der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts begann sich in den Klöstern das Institut der Konversen einzubürgern. Diese Konversen waren nicht Mönche bzw. Nonnen im eigentlichen Sinn, sondern Laienbrüder bzw. Laienschwestern (so blieb es bis zum letzten Konzil). Sie unterschieden sich auch in der Tracht von den Mönchen bzw. Nonnen. Ihre Aufgabe war das „Dienen“, die Verrichtung der gröberen Arbeit, während den Mönchen und Nonnen das Chorgebet, die Kunst und Wissenschaft bzw. auch die Seelsorge oblagen. Im Stift Seckau sind jedoch die Konversen damals sicher nicht einfach als Laienbrüder oder -schwestern zu betrachten. Als Gründer werden Adalram und R. eher eine bevorzugte Stellung im Stift eingenommen haben. Ihre Abbildungen bezeugen, dass beide die Tracht der Chorherren bzw. Chorfrauen trugen. Auch andere Konversschwestern, die in den Totenbüchern genannt werden, stammen aus adeligen Häusern, bisweilen traten sie nach dem Tod ihres Gatten ein. So ist hier der Name „Konverse“ sicher im älteren Sinn zu verstehen. Man nannte ursprünglich so die Erwachsenen, die in bewusster eigener Entscheidung sich dem Klosterleben zuwandten, also nach einer „Konversion, Umkehr“, im Gegensatz zu denen, die schon als Kinder ins Kloster kamen. Solche Konversen konnten sogar zum Abt bzw. zur Meisterin gewählt werden. Die mit dem Eintritt in späteren Lebensjahren oftmals verbundenen Bildungslücken stellten freilich einen Teil jener Konversen in die Reihen der „illitterati“ (Ungebildeten) und „laici“ (Laien), so dass daraus allmählich Laienbrüder und -schwestern im späteren Sinn wurden.
L.: Davy 1995