Reif Elisabeth, Psychologin, Ethnologin und Mediatorin
Geb. Wien, 1962

Herkunft, Verwandtschaften: Wuchs in Wien auf.

Ausbildungen: E. R. studierte Ethnologie, Arabistik und Psychologie an der Universität Wien und schloss ihr Psychologiestudium mit der Arbeit „Psychoanalyse und Angstneurose“ ab. Im Rahmen des Ethnologiestudiums spezialisierte sie sich auf den islamischen Raum. Im Zuge ihrer eigenen Psychoanalyse begann sie, sich auch mit der Ethnopsychoanalyse zu beschäftigen. 1995 promovierte sie in Ethnologie mit der Dissertation „Ethnopsychoanalytische Aspekte der Geschlechterbeziehungen im Islam“. In dieser Arbeit untersuchte sie die schriftlichen Quellen Koran und Hadith auf darin enthaltene Angebote an Abwehr- und Anpassungsmechanismen für muslimische Männer und Frauen.

Laufbahn: E. R. ist Mitbegründerin des Vereins „Institut für Ethnopsychoanalyse und Kulturkritik“, in dessen Rahmen sie auch eine Lehrtätigkeit an der Universität Wien durchführte. Sie war mehrere Jahre Redaktionsmitglied des „Störfaktor – Zeitschrift kritischer Psychologen und Psychologinnen“. Sie arbeitete bei der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ in der antirassistischen Bildungsarbeit und im Rahmen des „Wiener Integrationsfonds“ in der Beratung von interkulturellen Paaren. Seit 1998 ist sie Mitarbeiterin im Verein „Südwind-Entwicklungspolitik“ und Transcend Österreich. Lektorin am Institut für Psychologie der Universität Wien, Lektorin am Institut für Mediation und Konfliktmanagement. E. R. setzt den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf interkulturelle Mediation und Konfliktforschung mit dem Versuch, die Ethnopsychoanalyse für beide Bereiche nutzbar zu machen. Dabei geht es ihr insbesondere um das Einbeziehen der Subjektivität der MediatorInnen bzw. KonfliktforscherInnen in den Konfliktlösungs- bzw. Forschungsprozess und um den Zusammenhang von inneren und äußeren Konflikten. Analog der von den meisten Wissenschaften angestrebten „Objektivität“ ist auch die von MediatorInnen eingeforderte „Neutralität“ am ehesten durch das selbstreflexive Einbeziehen der „Subjektivität“ zu erreichen. Soziale Konflikte führen insbesondere bei steigender Eskalation bei den Konfliktparteien zu inneren Konflikten und haben oft die Abwehrmechanismen der Projektion und projektiven Identifikation zur Folge. Die Analyse und das Bearbeiten dieser Abwehrmechanismen ist sowohl für die interindividuelle Mediation in der Praxis als auch für die Konfliktforschung auf internationaler politischer Ebene von großer Bedeutung.
Die Arbeitsschwerpunkte von E. R. sind Ethnopsychoanalyse des Islam, Rassismus, interkulturelle Kommunikation, Mediation und Konfliktforschung.

Werke (Auswahl):
Das revolutionäre Potential der Ethnopsychoanalyse. Zur Methode und Theorie. In: Kossek, B., Langer, D., Seiser, G. (Hg.): Verkehren der Geschlechter. Reflexionen und Analysen von Ethnologinnen. Wiener Frauenverlag, Wien 1989, S. 299-312.
Ethnopsychoanalytische Aspekte der Geschlechterbeziehungen im Islam. Dissertation am Institut für Ethnologie, Universität Wien 1995.
Gem. m. Pusitz, H. (Hg.): Interkulturelle Partnerschaften. Begegnungen der Lebensformen und Geschlechter. IKO-Verlag, Frankfurt/M. 1996.
Konfliktforschung am Beispiel des Balkankrieges. Plädoyer für ein psychoanalytisches Arbeitsfeld. In: Psychoanalyse im Widerspruch 13, 26, 2001, S. 87-105.
Ethnopsychoanalyse und Konfliktforschung: Das Beispiel des Balkankrieges. In: Egli, W., Saller, V., Signer, D. (Hg.): Neuere Entwicklungen der Ethnopsychoanalyse. Beiträge zu einer Tagung im Dezember 2001 in Zürich. Lit-Verlag, München 2002.

Literatur:
Reichmayr, Johannes / Wagner, Ursula / Ouederrou, Caroline / Pletzer, Binja (Hg.), Psychoanalyse und Ethnologie. Biographisches Lexikon der psychoanalytischen Ethnologie, Ethnopsychoanalyse und interkulturellen psychoanalytischen Therapie., 2003, S. 348-349, Gießen, Verlag: Psychosozial