Reichenthal Bertha, geb. Gerstenfeld; Zeitzeugin
Geb. Salzburg, Sbg., 21.6.1920
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern aus Galizien zugewandert, Vater Schuhmacher, hat am Ersten Weltkrieg als Soldat teilgenommen und ist in den 1920er Jahren verstorben; Mutter: Amalia Gerstenfeld musste allein für sechs Kinder sorgen, 3 Brüder (Aaron, Leiser, Baruch), zwei Schwestern (Esther, Regine). Strenggläubige jüdische, zionistisch eingestellte Familie. Bruder Leiser ging 1938 nach Palästina, Bruder Aaron flüchtete in die Schweiz, Bruder Baruch wurde von den Nationalsozialisten ermordet.
LebenspartnerInnen, Kinder: Erste Ehe 1943 in England mit einem jugoslawischen Flüchtling namens Wladislaw Medic, nach drei Jahren geschieden, ein Sohn Peter, geb. 1944. Zweite Ehe 1953 in Israel mit Aba Reichenthal, eine Tochter Amalia, geb. 1954.
Laufbahn: Wurde 1938 gemeinsam mit der Mutter und den beiden Schwestern aus Salzburg vertrieben, weil die Stadt „judenrein“ werden sollte. Von Wien aus gelang den drei Frauen 1939 mithilfe der Israelitischen Kultusgemeinde mit einem „domestic permit“ die Flucht nach England, wo sie als Hausangestellte arbeiteten. Nach Kriegsbeginn Arbeit in der Kriegsindustrie, Kontakte zum „ Austrian Centre“, wo sie ihren ersten Ehemann kennen lernte. Große Probleme als allein erziehende Mutter veranlassten sie im Jahr 1949 mit ihrem Sohn zur Familie ihres Bruders nach Israel zu gehen, wo sie trotz großer familiärer Schwierigkeiten auch blieb. Lebt heute bei der Tochter in Tel Aviv. Engagement bei österreichischen Gedenkprojekten, z. B. „Letters to the Stars“.
L.: Bollauf 2010, Ellmauer 1998
Traude Bollauf