Reibmayr Ilse, Reibmayer; Ärztin

Geb. Graz, Stmk., 1917

Gest. 5.10.2005

Herkunft, Verwandtschaften: Ihr Vater war Apotheker, die Mutter Hausfrau, eine um drei Jahre ältere Schwester. Der Vater verließ die Familie als sie vier Jahre alt war, die Schwester ging mit ihm, weshalb sie kaum Kontakt zu ihr hatte. 2003 starb sie. Die Mutter war im Deutschen Frauenbund und befürwortete den „Anschluss“.

LebenspartnerInnen, Kinder: Ein Adoptivsohn.

Freundschaften: Gratiana Pichler-Pemberger, Widerstandskämpferin, Oberschwester im Krankenhaus Leoben, Mithäftling in Ravensbrück.

Ausbildungen: Wuchs in Armut auf. Da ein Verwandter ihre Begabung erkannte, wechselte sie von der Hauptschule in das Akademische Gymnasium in Graz. Sie maturierte 1936, studierte Medizin. 1941 Promotion an der Universität Graz, Fachausbildung für Frauenheilkunde.

Laufbahn: Schloss sich sehr früh nationalsozialistischen Jugendgruppen an, als diese noch illegal waren, wurde BDM-Führerin in Graz-Lend. Trat eine Stelle im Kinderheim auf der Stolzalpe bei Murau an, übernahm Vertretungen von praktischen Ärzten. 1943 wechselte sie in die gynäkologische Abteilung des Krankenhauses Leoben. Als sie einem Partisanen Medikamente gab, wurde sie verhaftet und in das Gestapo-Gefängnis nach Graz gebracht, dennoch war sie immer noch begeisterte Nationalsozialistin. Am 5.11.1944 wurde sie nach Ravensbrück gebracht, einerseits als Häftling und andererseits als Ärztin. Aufgrund der unmenschlichen Bedingungen und der Tatsache, dass die Menschen als medizinische Versuchskaninchen betrachtet wurden, solidarisierte sie sich schließlich mit den Lagerinsassinnen. Nach der Befreiung am 30.4.1945 blieb sie gemeinsam mit der Oberschwester in Fürstenburg an der Weser um die Bevölkerung medizinisch zu versorgen. Nach vielen Schwierigkeiten konnte sie nach Graz zurückkehren und bewarb sich schließlich um eine Stelle in Weissenbach im Ennstal. Am 13.12.1945 konnte sie ihre Praxis eröffnen. Bis zu ihrem 80. Lebensjahr praktizierte sie. Der Dachboden ihres Hauses wurde zu einem Entbindungsheim. Einen Buben, den eine Frau zurückgelassen hatte, adoptierte sie.

L.: Brauneis 1974, Welzig 2006, http://www.ravensbrueck.at/: Mitteilungsblatt der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück 2005