Rehor Grete, geb. Daurer; Angestellte, Nationalrätin und Bundesministerin

Geb. Wien, 30.6.1910

Gest. Wien, 28.1.1987

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: diplomierte Krankenschwester; Vater: Beamter; eine ältere, eine jüngere Schwester; der Vater galt ab 1918 als vermisst, die Mutter starb, als G. R. 19 Jahre alt war; Beeinflussung durch die katholische Mädchenbewegung.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1935 Heirat mit Karl Rehor, bereits 1922 in führender Position in katholischen Jugendorganisationen und der christlichen Arbeiterbewegung, 1934 leitender Sekretär der Gewerkschaftsjugend im Österreichischen Gewerkschaftsbund und Rat der Stadt Wien, als Leiter der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Wien, im Ständestaat als Auffanggemeinschaft für die teilweise regimekritische christliche Arbeiterschaft (u. a. mit Karl Ernst Winter). Versuch des Kontaktes mit Funktionären der Freien Gewerkschaften, 1938 Verhaftung, Entlassung, 1940 in die Wehrmacht einberufen, vermutl. 1942 bei Stalingrad gefallen, seit 1943 offiziell vermisst; Tochter: Marlies (*1938).

Ausbildungen: Fünfklassige Volksschule in Wien-Josefstadt, Bürger- und Handelsschule, Vorbereitungsjahr für das Lehrerinnenseminar, der Berufswunsch Lehrerin war aus finanziellen Gründen nicht verwirklichbar, ab dem 14. Lebensjahr berufstätig, anfangs diverse Tätigkeiten, 1925-27 Textilarbeiterin.

Laufbahn: Ab 1927 Angestellte (Kontoristin) in einer Textilfirma in Wien; 1929 Eintritt als Angestellte, bzw. später als Sekretärin in den Zentralverband der christlichen Textilarbeiter, ehrenamtliche Tätigkeit in der christlichen Gewerkschaftsjugend, als erste Frau Vertretung der christlichen Gewerkschaftsjugend im 1924 errichteten Jugendbeirat der Arbeiterkammer Wien, der sich vor allem mit Fragen des Lehrlingsschutzes und der Arbeitsbeschaffung für Jugendliche beschäftigte; 1933 Vorstandsmitglied im Internationalen Bund Christlicher Textilarbeiter, 1927-37 (ab 1933 leitende) Sekretärin im Zentralverband der christlichen Textilarbeiter, im Austrofaschismus in der Einheitsgewerkschaft Bemühung um die Erhaltung wenigstens der wichtigsten sozialpolitischen Errungenschaften der 1. Republik; während des NS im Widerstand tätig, u. a. Teilnahme an illegalen Treffen der christlichen Gewerkschafter in Wohnungen und Werkstätten. Angestellte bzw. Sekretärin im Zentralverband der christlichen Textilarbeiter, nach 1945 Fachsekretärin der Gewerkschaft der Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter, 1945-75 Vorsitzende-Stellvertreterin im Frauenreferat des ÖGB, 1945-70 Kammerrat der AK Wien; 1948-67 im ÖGB (erste weibliche) Vorsitzende-Stellvertreterin der Gewerkschaft der Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter für die Fraktion Christlicher Gewerkschafter, 1949 Obmann-Stellvertreterin im ÖAAB, ab ca. 1956 stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter, Gewerkschaftssekretärin und stellvertretende Vorsitzende im Frauenreferat des ÖGB, 1959-75 Mitglied des Bundesvorstandes des ÖGB (mit beratender Stimme); 1945-71 Mitglied des Bundesvorstandes des ÖAAB, 1949-71 Bundesobmannstellvertreterin des ÖAAB, 1957-74 Bundesfrauenreferentin des ÖAAB, 1960-67 sowie 1970-74 Stellvertreterin der Bundesleiterin der Österreichischen Frauenbewegung; Mitglied der Landesleitung Wien der ÖVP, 1966-70 Mitglied des Bundesvorstandes und der Bundesparteileitung der ÖVP; 8.11.1949-31.3.1970 Abgeordnete zum Nationalrat (VI.-XI. GP) ÖVP, 1966 nach den NR-Wahlen (absolute Mehrheit der ÖVP) bei möglicher Koalition ÖVP-SPÖ als Staatssekretärin im Sozialministerium gehandelt, dann Alleinregierung des Kabinetts Klaus, Sozialministerin durch starke Machtansprüche des ÖAAB. 19.4.1966-21.4.1970 Bundesministerin für soziale Verwaltung (Kabinett Klaus), erster weiblicher Minister Österreichs; 1970 nach der Wahl und Rücktritt Klaus‘ Ausscheiden aus dem Parlament, Vizepräsidentin der ARGE, Dachorganisation für 61 Behindertenverbände, Obfrau der Jugendfreunde, in der Liga für Menschenrechte aktiv. Das Arbeitsmarktförderungsgesetz und das Hausbesorgergesetz gehen auf ihre Initiative zurück.

biograph. Mitteilungen, Hinweise: Steininger, Barbara: Interview mit Dr. Marielies Rehor im August 1994.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).

L.: Bamberger 1966, BLÖF, Frankenstein 1994, Hampel-Fuchs 1980, Hindels 1976, Parlamentarierinnen, Neugebauer 1966, Oberleitner 1981, Politikerinnen in Wien 2000, Reichhold 1987, Steininger 1995, Talos 1981, Weinzierl 1975, Wer ist Wer? 1951