Recheis Käthe; Schriftstellerin
Geb. Engelhartszell, OÖ, 11.3.1928
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Dr. Hans Recheis, Mutter: Katharina Recheis. Bruder: Dr.med. Romed Recheis. K. R. wuchs als viertes Kind eines Landarztes in Hörsching, einem Dorf in Oberösterreich auf. Der Vater starb 1945 an Fleckfieber als er aus dem Konzentrationslager Gunskirchen befreite Juden in einem von ihm errichteten Notspital behandelte. Seine Tochter Käthe half, wie auch andere Mädchen aus dem Dorf, als Krankenschwester. Aus diesem erschütternden Erlebnis entstand ihr zunächst – wegen des sehr klaren, aber für Österreich zu frühen Blicks auf den Holocaust – sehr umstrittenes Buch „Das Schattennetz“, das später unter dem Titel „Geh heim und vergiß alles“ neu aufgelegt wurde.
Ausbildungen: Sie besuchte 1934-1938 die Volksschule in Hörsching und 1938-1947 das Gymnasium in Linz. Legte die Matura 1947 in Linz ab.
Laufbahn: K. R. lebte ab 1929 in Hörsching. 1947 bis 1953 als Verlagssekretärin beim Veritas-Verlag in Linz beschäftigt. 1953 Sekretärin im österreichischen Büro des International Catholic Migration Committee (ICMC), Genf (Auswandererberatung und Betreuung). 1956 bis 1961 Leiterin des ICMC-Büros in Wien. Mitarbeiterin des österreichischen Büros der Internationalen Katholischen Wanderungskommission in Genf, gab die „Indianerbibliothek“ zur Bewahrung indianischer Sitte und Kultur heraus. Sie ist seit 1961 als freie Schriftstellerin tätig. Schreiben wollte K. R. schon immer, in ihrer Kindheit wurde in der Familie viel gelesen und auch selbsterfundene Geschichten erzählt. Ihr besonderes Interesse gilt den Ureinwohnern Nordamerikas, sie unternahm viele Reisen dorthin, Kontakte und Freundschaften entstanden. 1980 gründete sie mit ihrem Bruder Dr. Romed Recheis einen gemeinnützigen Verein zur Unterstützung von selbstgeführten Indianerschulen in Nordamerika, die einer der größten Zukunftschancen für diese Völker sind. Ebenso werden durch diesen Verein die Chiquito-Indianer in Bolivien unterstützt, sowohl was Schulbesuch als auch soziale Hilfe betrifft. Viele ihrer Bücher sind „Longseller“ und erzielten zahlreiche Auflagen. Ihre Bücher wurden insgesamt in 21 Sprachen übersetzt. In österreichischen und deutschen Lesebüchern finden sich über 200 Beiträge von ihr.
Ausz., Mitglsch.: 1961, 1963, 1964, 1967, 1971, 1972, 1975, 1979, 1980, 1984, 1992 Österreichischer Staatspreis für Unterricht und Kunst für Kinderbücher, 1963, 1980 Österreichischer Staatspreis für Unterricht und Kunst für Kleinkinderbücher, 1964, 1976, 1988, 1994 Österreichischer Staatspreis für Unterricht und Kunst für Jugendbücher, 1964, 1972, 1973, 1976, 1982, 1987, 1994 Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien für Jugendbücher, 1968, 1971, 1978 Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien für Kinderbücher, 1978 Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien für Kinderbücher, 1975, 1992 Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien für Kleinkinderbücher, 1985 Übersetzerpreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, 1985 „Silberner Griffel“, Holland, 1985 Katholischer Kinderbuchpreis der Deutschen Bischofskonferenz, 1986 Würdigungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Kinder- und Jugendliteratur, 1987 Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Literatur, 1988 Übersetzerprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, 1988 Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien, 1989 Ehrenzeichen, Verdienste für die oberösterreichische Jugend, 1991 Silberner Griffel Holland, 1991 Prof. h.c., 1995 Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, 1996 Certificate of Honour IBBY (International Board on Books for Young People), 1998 Kulturmedaille des Landes Oberösterreich, 1999 Heinrich-Gleissner-Preis, Linz, 2001 Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, Mitglied der IG Autoren, des Österreichischen Schriftstellerverbandes des Österreichischen P.E.N.-Clubs, des AutorenKreises Linz und der Übersetzergemeinschaft.
spez. Wirkungsbereich: K. R.s Interesse für die Indianerkultur Nordamerikas fand in zahlreichen Kinder- und Jugendbüchern Niederschlag. Das Thema Indianer ist für sie ein „Symbol der geheimen Sehnsucht des zivilisierten Menschen nach dem einfachen, noch im Einklang mit der Natur stehenden Lebens“. Mit ihren eigenen Büchern und der Herausgabe und Übersetzung indianischer Texte möchte sie vom Klischee weg zu einem echten Verständnis und Respektierung der Kultur und Gedankenwelt dieser Völker führen. „Recheis zeichnet sich durch eine umfassende schriftstellerische Tätigkeit aus: Sie fungiert als Herausgeberin und Bearbeiterin von Märchen und Sagen, Gespenster-, Spuk- und Kriminalgeschichten, schreibt realistische Umwelterzählungen wie phantastische Geschichten und Romane. Ein besonderer thematischer Schwerpunkt liegt im Engagement für bedrohte Indianervölker […]“ (www.alida.at)
biograph. Mitteilungen, Hinweise: Korrespondenz mit Susanne Blumesberger am 17.2.2004, K. R.: Wie mein Leben das Schreiben bestimmte und das Schreiben mein Leben. Rede in der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am 4. Juli 1997. Frankfurt/M.: Freundeskreis des Instituts für Jugendbuchforschung 1997.
W. u. a.: „Kleiner Adler und Silberstern“ (1961), „Tiki und die kleine weiße Ziege“ (1962), „Der kleine Biber und seine Freunde“ (1963), „Sinopah und das Pony“ (1963), „Das Schattennetz“ (1964, Neudruck 1980 unter „Geh heim und vergiß alles“), „Martin und die Regengeister“ (1971), „Kleiner Bruder Watomi“ (1974), „Das Entchen und der große Gungatz“ (1981), „Das kleine Entchen und der große Gungatz“ (1999, mit Georg Bydlinski), „Kleiner Wa-gusch“ (1987), „Lena – Unser Dorf und der Krieg“ (1987), „Wolfsaga“ (1994), „Wie das Erdhörnchen zu seinen Streifen kam. Indianische Tiermärchen aus Nordamerika“ (1999), „Nimm mich mit, großer Adler! Neu erzählt nach einem alten Märchen der Zuni-Indianer“ (1999), „Kleiner Waschbär weiß alles besser“ (1999), „Fabeln aus aller Welt und aller Zeit“ (2003), „Die Tschittiwiggl und der Große Mock“ (2006)
L.: Bauer 1988, Binder 1968, Binder 1982, Gratulation Käthe Recheis 1998, Hladej 1968, Marzoch 2001, Mayer-Skumanz 1988, Osberhaus 1998, Pichler 1984, Rudlof-Garreis 1997, Seibert 2005, Seibert 2005a
Susanne Blumesberger