Putzmacherinnen

Laufbahn: Im Unterschied zu den Schneiderinnen, die es als Gewerbezweig erst ab dem 19. Jahrhundert gibt, sind Putzmacherinnen in Wien schon seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar:

„Damals hießen sie ‚Reisnerinnen‘, und der Kopfputz, den sie herstellten, ‚Gebende‘; ‚Rise‘, später ‚Reise‘ hieß der Stoffteil, der das Gesicht umrahmt, während das um die Stirn geschlungene Band die ‚Wimpel‘ war. Die Reise gibt dem Gewerbe der ‚Reysner‘ den Namen. Stephan der Reysner, den eine Urkunde vom Jahre 1488 namentlich erwähnt − er soll in der Alser Straße vor dem Schottentor ansäßig gewesen sein −, ist der erste nachgewiesene Wiener Modist, 1506 wird die ‚Schocklin‘ am Neuen Markt erwähnt, und 1521 eine ‚Madlen‘ in der Huetergassen, 1522 die ‚Andre-Reisnerin‘ am Judenplatz und eine ‚Michel-Kembserin‘ […]. Mit dem ersten Auftreten der Marchande de modes in Wien − die Geschichte des Wiener Modistengewerbes notiert hierfür das Jahr 1713 − erobert sich die Frau ein großes Arbeitsfeld […]. Die berühmtesten Wiener Putzwarenhandlungen waren: ‚Zur Negligé-Haube‘ und ‚Zur Königin von Ungarn‘ am Kohlmarkt, ‚Zum Pariser Modejournal‘ am Graben, ‚Zur schönen Wienerin‘ und ‚Zur schönen Tänzerin‘ am Stephansplatz und ‚Zur Stummen von Portici‘ am Neuen Markt […]. In einem Dekret vom 20. Juli 1830 wird ausdrücklich festgestellt, dass das Putzmachergewerbe der Frau besonders vorbehalten werde, um ehrliche Nahrungswege‘ für sie zu ermöglichen.“ Das Gewerbegesetz von 1835 sieht keinen Zunftzwang vor. (Springschitz S. 176 ff.)

L.: Springschitz 1949