Preradovic Paula von, verh. Molden; Lyrikerin, Schriftstellerin und Übersetzerin
Geb. Wien, 12.10.1887
Gest. Wien, 25.5.1951
Herkunft, Verwandtschaften: Großvater: Petar Preradovic, kroatischer Nationaldichter und österr. General. Vater: Dusan Preradovic (1854-1920), Marineoffizier und Historiker; Mutter: Helene Freiin Falke von Lilienstein. Geschwister: Ivo (1889-1944) Marineur; Peter (1891-1941) Schriftsteller; Helene (1895-1898); Gabriele (*1899); P. wuchs in Istrien und Dalmatien auf und kehrte 1914 nach Wien zurück.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1916 Heirat mit Dr. Ernst Molden, Schriftsteller und Journalist; Kinder: Otto Molden (*1918), Fritz Molden (*1924).
Ausbildungen: Deutschsprachige Marinevolksschule in Pula; ab 1900 Institut der Englischen Fräulein St. Pölten, wo sie Enrica von Handel-Mazetti kennenlernte. Sie legte die Staatsprüfung in modernen Sprachen und die Matura ab.
Laufbahn: Lebte ab 1889 in Pula, beteiligte sich ab 1905 am literarischen Leben, schloss sich einem Kreis literarisch interessierter FreundInnen an und begann Lyrik zu schreiben. Mit 26 Jahren ging sie nach München, um sich dort zur Krankenschwester ausbilden zu lassen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sie sich im Kriegsspital der Universität Wien, wo sie den jungen Historiker und Universitätsdozenten Ernst Molden kennenlernte. Nach der Heirat zogen sie kurzfristig nach Kopenhagen und Den Haag, kehrten aber mit ihrem 1918 geborenen Sohn Otto nach Wien zurück. Ihr Mann wurde nach dem Krieg Journalist und schließlich Chefredakteur der Wiener „Neuen Freien Presse“. 1924 kam der zweite Sohn Fritz zur Welt. Nach einigen Reisen nach Istrien und Dalmatien schrieb P. P. zahlreiche Gedichte und Romane und war literarisch sehr produktiv. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges schloss sich das patriotisch gesinnte Paar der Widerstandsbewegung an. Von da an waren sie jedoch ständigen Schikanen und Verfolgungen ausgesetzt. Kurz vor Ende des Krieges 1944 wurden sie schließlich von der Gestapo wegen des Verdachts der Beteilung am Attentat auf Hitler verhaftet, kurz darauf wieder entlassen. Im März 1945 wurden sie neuerlich von der Gestapo geholt und bis 7. April 1945 festgehalten. Durch eine plötzlich aufgetretene Typhusepidemie wurde die schon geplante Überführung nach Mauthausen verhindert und die beiden wurden freigelassen. Die letzten Kriegstage hat P. P. in Tagebuchform festgehalten. Nach dem Krieg gründete Ernst Molden die Tageszeitung „Die Presse“ als Nachfolgerin der „Neuen Freien Presse“. P. P. verfasste das Gedicht „Land der Berge, Land am Strome“, das 1947 von einer Jury für die offizielle österreichische Bundeshymne der Zweiten Republik ausgewählt wurde.
Ausz., Mitglsch.: Gedenktafel in 1190 Wien, Osterleitengasse 7, 1996 Sonderpostmarke, Verkehrsflächenbenennung: Preradovicgasse, 1140 Wien, seit 1954, Ehrengrab der Stadt Wien am Zentralfriedhof.
Qu.: DB NS-Lit. Graz, Tagblattarchiv (Personenmappe), Nachlass: Privatbesitz Prof. Otto Molden, Wien.
W. u. a.: „Südlicher Sommer. Gedichte“ (1929), „Dalmatinische Sonette“ (1933), „Lob Gottes im Gebirge. Gedichte“ (1936), „Ein Jugendreich. Die Neuland-Schulsiedlung in Grinzing-Wien“ (1938), „Ritter, Tod und Teufel“ (1946), „Königslegende. Novelle“ (1950), „Verlorene Heimat“ (1951), „Pelagia auf dem berstenden Stern“ (1955), „Meerferne Heimat“ (1961), „Wiener Chronik 1945“ (1995)
L.: BLÖF, Bolbecher/Kaiser 2000, Buchegger 2002, Csokor 1957, Hall/Renner 1992, Orlandic 1979, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Tidl 1982, Wall 2004, Weinzierl 1975, www.onb.ac.at/ariadne/