Pollak-Kotányi Hilde; Malerin und Kunstgewerblerin

Geb. Wien, 2.11.1874

Gest. Dachau, Deutsches Reich (Deutschland), 1943

Herkunft, Verwandtschaften: Stammte aus einer jüdischen Budapester Familie mit vielen Geschwistern. Gattin des Malers Richard Pollak, den sie in Wien während ihres Malstudiums kennen lernte.

Ausbildungen: Studium bei Imre Révécs in Wien und Christian Landenberger in München. Erst lernte sie Malerei, dann zeichnete sie mit Kohle und Kreide, und schließlich mit Bleistift, bevor sie zu sticken anfing.

Laufbahn: Genre- und Porträtmalerin sowie Kunstgewerblerin (bzw. Stickkünstlerin). Sie stickte auch Porträts und entwickelte ihre Kunst der Stickerei sehr originell weiter. Sie benutzte den Stoffgrund als Ausdrucksmittel mit. Auch die Veränderung des Lichteinfalls durch Variation der Stickrichtung verwendete sie als Kunstmittel; ihre Kunstwerke sind von außerordentlich hoher Ausdruckskraft. Schülerin von Imre Révész; sie stellte in Wien und Budapest wiederholt aus. Ab 1899 tätig in Wien, wo sie die Ausstellungen des Wiener Künstlerhauses in den Jahren von 1899-1901, des Aquarellistenklubs im Jahre 1902 und des Hagenbundes in den Jahre 1905 und 1906 mit impressionistisch gemalten Gemälden beschickte. Auch machte sie sich einen Namen durch ihre Entwürfe für Teppiche und Textilien und leitete in Wien eine Mal- und Zeichenschule für Damen. An der Ausführung der Kuppelgemälde im alten Goetheanum zu Dornach war sie auch beteiligt, wo sie mit ihrem Mann seit 1914 lebte. Ab 1930 war sie meist in Prag tätig.

Durch ihren Gatten lernte sie die Theosophie kennen und wurde 1906 Mitglied der Deutschen Abteilung der Theosophischen Gesellschaft. Rudolf Steiner und dessen Frau Marie begeisterten sich für ihre Arbeiten. 1915 ergriff sie die Initiative, für die erste eurythmisch-dramatische Aufführung von Fausts „Himmelfahrt” ein Programmplakat zu malen. Von da an wurden die gemalten Programme ein fester Bestandteil der künstlerischen Veranstaltungen der Dornacher Bühnengruppe. 1920 zog sie mit ihrem Mann nach Prag, wo sie sich einen Namen als Stickkünstlerin machte. Ausstellungsbeteiligung in Prag und Dornach.

Nach Einmarsch von Hitlers Truppen in die Tschechei wurde sie verhaftet und nach Theresienstadt verschleppt, wo sie auch noch über die Anthroposophie sprach. Sie arbeitete für Munitionslieferungen und starb in den Gaskammern des Lagers Dachau im Jahre 1943.

Ausz., Mitglsch.: 1910 ordentliches Mitglied der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs; ab 1914 Vorstandmitglied der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs.

Ausstellungen: 1899-1901 Wiener Künstlerhaus, 1902 Wiener Aquarellistenklub, 1906 XXI. Ausstellung Hagenbund, Nr. 127, 1905/6 XVII Ausstellung Hagenbund, Nr. 82 „Der blaue Kasten”, 1919 Winterausstellung Wiener Künstlerhaus, 1927 Stickerei Ausstellung in Dornbach, 1931 Stickerei Ausstellung Gesellschaft zur Pflege der Eurythmie und verwandter Künste in Prag, 1931 Stickerei Ausstellung in Dornbach. VBKÖ Ausstellungen: Katalog der XXXVII. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs, Wien. I. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen Oesterreichs. „Die Kunst der Frau” Wien: Moriz Frisch, 1910. Katalog der II. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs, Hagenbund [September-Oktober 1911]. Wien: Ch. Reisser’s Söhne, 1911. Katalog der fünften Ausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs [I. Maysedergasse 2 Jänner-Februar 1914]. XII. Jahresausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs [Hagenbund Januar 1925]. Wien: 1925.

Qu.: Österreichische Galerie Belvedere Archiv (Nachlass R. Schmidt), Werke in der Sammlung des Museums der Stadt Wien, Gemälde in der Sammlung Liechtenstein in Wien.

L.: Bessau 1998, Bessenich 1968, Doppler 2000, Dubach 1968, Fels 1936, 1986, Fuchs 1972, Kosel 1902-1906, Der Kunstwanderer 1921/22: S. 524, Dressler Kunsthandbuch 1921 (Pollak-Kotány), Kunstchronik, N.F. XIII (1901/2): S. 237

 

Megan Brandow-Faller