Pokorny Maria; Fürsorgerin, Nationalrätin und Widerstandskämpferin

Geb. Wien, 5.7.1888

Gest. Wien, 14.2.1966

M. P. arbeitet als Blumenbinderin, Straßenbahnschaffnerin und Inkassantin bei der „Anker“-Lebensversicherung. Später arbeitet sie als Beamtin der „Ostmark“-Versicherung. Sie ist Fürsorgeamtsvorsteherin und Funktionärin der Sozialdemokraten in Wien-Ottakring sowie bei der Volkshilfe tätig. Ab 1934 ist diese Tätigkeit illegal und die Volkshilfe wird jetzt Sozialistische Arbeiterhilfe (SAH) genannt. M. P. führt ihre Hilfstätigkeit weiter aus und ist Kreisleiterin der illegalen SAH. Sie muss aufgrund dieser Tätigkeit bereits von 1937 bis 1938 eine Gefängnisstrafe verbüßen. Sie leitete im Dezember 1939 eine Unterstützungsaktion für die inhaftierte Wilhelmine Moik ein. M. P. wird erneut verhaftet und am 13. Juni 1940 gemeinsam mit Franz Pfannenstiel, Robert Uhlir, Friedrich Löwy, Hans Gmeiner, Helene Potetz, Hermine Hromada, Karoline Proksch und Frieda Weinlich, wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ vor dem Wiener Oberlandesgericht angeklagt. Den Angeklagten wird vorgeworfen, vom „Frühjahr 1938 bis Herbst 1939 Vorbereitungen getroffen zu haben, um mit Gewalt die Verfassung des Reichs zu ändern, einen organisatorischen Zusammenhalt herzustellen und aufrechtzuerhalten.“ Am 20. November 1940 wird M. P. zu einem Jahr und zehn Monaten Gefängnishaft verurteilt. Erschwerend im Sinne der Anklage wird die „Fortsetzung der Tat durch längere Zeit“ gesehen. Das OLG bemerkt im Urteil allerdings auch, dass „eine karitative Tätigkeit, wenn sie auch den verbrecherischen Tatbestand ebenso wie eine unmittelbare politische Tätigkeit verwirklicht, bei der Strafbemessung doch milder zu beurteilen ist als eine unmittelbare propagandistische oder zersetzende Tätigkeit“

M. P. kann nach 1945 ihre politische Tätigkeit fortsetzen. Sie ist vom 19. Jänner 1949 bis 8. November 1949 Abgeordnete zum Nationalrat für die SPÖ.

Qu.: DÖW 20000/W325.

L.: Brauneis 1974, Dokumentationsarchiv 1984

 

Karin Nusko