Perin-Gradenstein Karoline von, geb. Freifrau von Pasqualti; Frauenrechtsaktivistin
Geb. Wien, 12.2.1806
Gest. Wien, 10.12.1888
Herkunft, Verwandtschaften: Stammte aus einer wohlhabenden adeligen Familie. Vater: Freiherr von Pasqualti, Besitzer großer Obst- und Blumenplantagen.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1830 standesgemäße Heirat mit dem Freiherrn Perin-Gradenstein, drei Kinder. Nach dessen Tod Lebensgemeinschaft mit Alfred Julius Becher (1803-1848), Professor für Theorie und Ästhetik, Musikkritiker und Journalist. Becher spielte eine führende Rolle in der demokratischen 1848er Bewegung und war Herausgeber der Zeitung „Der Radikale“. Er wurde nach dem Niederschlagen der Revolution standrechtlich erschossen.
Laufbahn: K. P.-G. brach mit ihrer konservativen, adeligen Herkunft und schloss sich der demokratischen Bewegung an. Weil sie politisch aktiv war und in einer außerehelichen Beziehung lebte, war sie der gesellschaftlichen Häme und Verachtung ausgesetzt. Als Reaktion auf die gewaltsame Niederschlagung der Wiener Demonstration der Arbeiterinnen am 23.8.1848 gründete sie den „Wiener demokratischen Frauenverein“, den ersten politischen Frauenverein Österreichs. Nach dem erfolglosen Verlauf einer von diesem Verein initiierten Demonstration von 300 Frauen vor dem Wiener Reichstag (17.10.1848) musste sich K. P.-G. von der Presse als „schmutzige Amazone“, „politische Marktschreierin“ und „unweibliche Geliebte eines Demagogen“ beschimpfen lassen. Als nach dem Zusammenbruch der demokratischen Bewegung in den letzten Oktobertagen die polizeiliche Verfolgung der führenden Demokraten einsetzte, wurde K. P.-G.s Versteck verraten und sie wurde am 4.11.1848 verhaftet. In der Haft war sie körperlichen Mißhandlungen ausgesetzt. Ihr Vermögen wurde konfisziert, das Sorgerecht für die Kinder wurde ihr entzogen. Die meisten ihrer FreundInnen waren in den Kämpfen gefallen, wurden hingerichtet – so auch ihr Lebensgefährte – oder waren in verschiedenste Länder emigriert. Nach 23 Tagen Haft wurde sie als psychisch krank bezeichnet. Um wieder nach Wien zurückkehren zu dürfen, dementierte sie schließlich die Behauptung, dass sie aktiv am Revolutionsgeschehen teilgenommen habe, und reduzierte auch ihre Ansprüche der Frauenemanzipation auf den rein geistigen Bereich. In Wien betrieb K. P.-G. ein Stellenvermittlungsbüro. Sie starb einsam und völlig verarmt.
L.: Czeike Bd. 4, 2004, DBE, Hauch 1990, Hauch 1998, Hauch 2001, Hauch 2004, Hauch 2006, Hummel-Haasis 1983, www.onb.ac.at/ariadne/