Patzelt Erna; Historikerin
Geb. Wien, 29.10.1894
Gest. Wien, 9.3.1987
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: (1864-1941), Journalist, ab 1889 Chefredakteur des „Deutschen Volksblattes“, ab 1921/22 Professor an der Konsularakademie in Wien; Mutter: geb. Puchstein (1870-1931), Gutsbesitzerstochter aus Pommern, Mitglied der Hauptabteilung des Deutschen Schulvereins, Begründerin des Reichsverbandes deutscher Frauen in Österreich.
Ausbildungen: Mädchenlyzeum des Schulvereins für Beamtentöchter, 1912 Matura an der Staatsrealschule Hietzing, 1913 und 1915 Absolvierung der Ergänzungsprüfungen für die Gymnasialmatura; 1913-18 Studium der Geschichte und Germanistik an der philosophischen Fakultät der Universität Wien. 1918 Promotion.
Laufbahn: Lektorin an der deutschen Botschaft in Wien, selbständige Leiterin der Presseabteilung; 1921 und 1922 längere Aufenthalte in Schweden; ab April 1922 wissenschaftliche Hilfskraft am neu errichteten Seminar für Wirtschafts- und Kulturgeschichte, ab 1.1.1924 systemisierter „außerordentlicher Assistent“, 1925 Habilitation als erste Historikerin, mehrere Jahre außeruniversitäre Tätigkeit, Privatdozentin für Geschichte des Mittelalters und Wirtschaftsgeschichte, 1929 „ordentlicher Assistent“, 1932 a. o. Professor, Mitte der 1930er Jahre Nahverhältnis zum Nationalsozialismus, 1936 Auflösung des Seminars und Eingliederung als Abteilung in das Historische Seminar; 1938 Ende des Dienstvertrages und Entlassung, erhält in der Folge nur noch Lehraufträge am Historischen Seminar; zunehmende Distanz zum Nationalsozialismus; 1940 Antrag auf außerplanmäßige Professur mit Diäten scheitert, ab 1941 Dozentin mit Diäten (auf Widerruf); 1941 Antrag auf Gastprofessur in den USA wird „bis auf weiteres zurückgestellt“, 1943 Denunziation durch eine ehemalige Studentin, zweimal Verhöre vor dem Sondergericht; nach Kriegsende als unbelastet eingestuft; im Juli 1947 Einreichung von Vorschlägen zur Abhaltung von LV zur Geschichte Österreichs an allen Wiener Hochschulen, WS 1947/48 Reise in die USA; ab 1948 Beamtin der Dienstpostengruppe III mit dem Titel „Oberassistent“, Einrichtung des Dopsch-Seminars in den alten Räumen, Leitung desselben; Gastvorlesungen an ausländischen Universitäten u. a. USA, Italien; 1959 Versetzung in den Ruhestand.
In ihren Forschungen vertrat E. P. einen universalhistorischen Anspruch. Am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte und im Archiv der Universität Wien war knapp zehn Jahre später nicht einmal ihr Todesjahr bekannt.
W.: „Metrische Probleme bei Hartmann v. Aue, Wolfram v. Eschenbach und Gottfried v. Straßburg. Diss.“ (1918), „Die Karolingische Renaissance“ (1924), „Entstehung und Charakter der Weistümer in Österreich. Beiträge zur Geschichte der Grundherrschaft, Urbarialreform und Bauernschutzgesetz von Maria Theresia“ (1924), „Die älteren Statthalterschaften in Österreich. In: MIÖG XL“ (1925), „(Hg.): Alfons Dopsch. Gesammelte Aufsätze. Bd. 1, 2“ (1928. Ndr. 1968) „Das älteste Urbar des Landesfürsten von Steiermark“ (1926), „Grundherrschaft und bäuerliches Weistumsrecht. In: Archiv für Kulturgeschichte 20“ (1930), „Die fränkische Kultur und der Islam. Mit besonderer Berücksichtigung der nordischen Entwicklung. Eine universalhistorische Studie“ (1932), „Die Kontinuitätsfrage. In : Wirtschaft und Kultur. Festschrift zum 70. Geburtstag von Alfons Dopsch“ (1938), „Österreich bis zum Ausgang der Babenbergerzeit“ (1946), „Gem. mit Herbert Patzelt: Schiffe machen Geschichte. Beiträge zur Kulturentwicklung im vorchristlichen Schweden“ (1981),
L.: BLÖF, Fellner 1995, Fellner/Corradini 2006, Friedrich 1996, Heiß 1989, Mazohl-Wallnig 2002, Neck 1975, Teichl 1951, Wer ist Wer 1953