Palmay Ilka von, auch: Palmai, geb. Petráss Ilona, verh. Gräfin Kinsky; Schauspielerin

Geb. Kaschau, Kassa, Oberungarn (Košice, Slowakei), 21.9.1859

Gest. Budapest, Ungarn, 17.2.1945

I. P. wird am 21. September 1859 in Košice geboren. Ihr wirklicher Name lautet eigentlich Ilona Petráss. Sie erscheint zuerst auf den musikalischen Bühnen in Ungarn. Am Theater ihrer Heimatstadt Kaschau beginnt sie in ganz kleinen Partien, singt dort aber auch schon ihre ersten Operettenrollen. In der Erstaufführung der ungarischen Fassung von „Der Bettelstudent“ von Karl Millöcker in Budapest spielt sie am 26. März 1886 die Rolle des Sandor Barinkay. In erster Ehe ist sie mit dem Schauspieler Josef Szigeti verheiratet. Die Ehe wird jedoch geschieden. Nach einem kurzen Engagement am Volkstheater Budapest (Budai Népzinház) geht sie an das Stadttheater von Cluj (Klausenburg), kommt aber bald wieder an das Budapester Volkstheater zurück. Hier wird sie zur großen Operettendiva und hat durch die perfekte musikalische Beherrschung ihrer Soubrettenpartien wie durch die aparte Eleganz ihrer Erscheinung bis 1889 eine glänzende Karriere in der ungarischen Metropole. Nachdem sie Deutsch gelernt hat, geht sie 1890 an das Theater an der Wien. Am 19. April 1890 debütiert sie am Theater an der Wien, wo sie in Hauptrollen auftritt. Auch hier eilt sie von Triumph zu Triumph. So am 10. Jänner 1891 in der Uraufführung von Carl Zellers Operette „Der Vogelhändler“ als Briefchristel und am 10. Jänner 1893 in der Uraufführung der Operette „Fürstin Ninetta“ von Johann Strauss. Nach ihrem Abgang vom Theater an der Wien 1893 gastiert sie in Berlin und unternimmt dann große Tourneen in Deutschland. Sie spielt auch in der deutschen Produktion des „Mikado“ als Nanki-Poo. Um diese Zeit heiratet sie ihren zweiten Ehemann, den österreichischen Grafen Eugen Kinsky (1859-1939) und geht von der Bühne des Theaters an der Wien ab. 1895 nimmt sie eine Einladung vom Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha an, um in seiner Court Theatre Company in London als Gastkünstlerin aufzutreten. Sie spielt die Briefchristel in „Der Vogelhändler“ in fünf Aufführungen (17. bis 29. Juni 1895). Der Erfolg ist auch hier, vor allem als Christel in „Der Vogelhändler“, so groß, dass sie zu einem Gastspiel am Londoner Drury Lane Theatre eingeladen wird. Sie wird dann durch ein Angebot von der D’Oyly Carte Opera Company überrascht, in der letzten Oper von Gilbert und Sullivan, „The Grande Duke“ zu spielen, in der sie die Rolle der Julia Jellicoe übernimmt. Sie bekommt einen zweijährigen Vertrag, aber „The Grande Duke“ läuft nur vier Monate, vom März bis Juli 1896 und als „Mikado“ am 11. Juli 1896 wiederbelebt wird, steht sie nicht auf der Besetzungsliste. Sie kommt für „His Majesty“ (1897) wieder zurück und spielt die Rolle von Felice. Sie singt sogar in einem Hofkonzert vor der englischen Königin Victoria ungarische Lieder. Im Mai 1897 erkrankt sie und kehrt im Juli 1897 nach Hause zurück. 1898/99 kommt sie wieder nach Wien, aber die meiste Zeit ihrer Karriere verbringt sie in Budapest. 1905 gastiert sie im Deutschen Theater in New York, geht aber wieder zurück nach Ungarn. Gräfin Kinsky schreibt ihre Biographie schließlich in ungarischer Sprache („Emlékeim“, Budapest 1912). Diese wird ins Deutsche übersetzt und 1911 in Berlin als „Meine Erinnerungen“ veröffentlicht. Weiters verfasst sie eine Gedichtsammlung in ungarischer Sprache. Es gibt nur einige seltene Grammophon-Aufnahmen ihrer Stimme, hauptsächlich mit ungarischen Liedern, entstanden 1903 in Budapest. I. P. wirkt 1913 beim Stummfilm „Johann Strauss an der schönen, blauen Donau“ und 1915 bei der Verfilmung „Das Satansweib” mit. 1928 zieht sie sich schließlich von der Bühne zurück und stirbt am 17. Februar 1945 in Budapest im Alter von 86 Jahren.

Rollen in Operetten: „Der lustige Krieg“ von Johann Strauss in Budapest, Ungarn (1883); Barinkay in „Der Bettelstudent“ von Karl Millöcker in der Erstaufführung in Budapest, Ungarn (1886); „Mamzell Nitouche“ von Herve (1890); Briefchristel in „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller (1891); „Fürstin Ninetta“ von Johann Strauss (1893); Nanki-Poo in „Der Mikado“ von Arthur Sullivan am Theater an der Wien (1893); Briefchristel in „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller in der Erstaufführung in London (1895).

I. P. im Film: „Johann Strauss an der schönen, blauen Donau“ (Österreich 1913, Stummfilm, SW); „Das Satansweib”, auch „Das Teufelsweib” (Österreich 1915, Stummfilm, SW).

W.: „(Palmay-Kinsky, Ilka): Meine Erinnerungen“ (1911)

L.: Linhardt 1997, Zeller 1942, „Ilka Palmay“. In: „Die Bombe“, 10.6.1883, „Ilka Palmay“. In: „Die Bombe“, 2.2.1890, „Mme. Palmay Ilka“. In: „Der Humorist“, 7.5.1890, „Ilka Palmay“. In: „Der Humorist“, 22.9.1890, Carl Zeller-Museum St. Peter/Au: Theaterzettel und Plakat der Uraufführung von „Der Vogelhändler“, 10.1.1891, Premierenkritik zur Operette „Der Vogelhändler“. In: Die Presse, 11.11.1891, Premierenkritik zur Operette „Der Vogelhändler“. In: Wiener Fremdenblatt, 11.1.1891, Die Bombe Nr. 3, 18.1.1891, Das illustrierte Unterhaltungsblatt, 20.2.1891, „Mme. Palmay Ilka“. In: „Der Humorist“, 10.3.1891, „Ilka Palmay“. In: „Der Humorist“, 21.9.1891, Carl Zeller-Museum St. Peter/Au: Plakat der 100. Uraufführung von „Der Vogelhändler“, 26.11.1891, Die 100. Aufführung des „Vogelhändler“. In: Die Presse, 26.11.1891, „Palmay Ilka in ihrer jüngsten Glanzleistung“. In: „Der Humorist“, 1.2.1892, „Ilka v. Palmay“. In: „Der Humorist“, 10.3.1893, „Der Floh“, 23.12.1894, Titelseite, „Der Floh“, 24.3.1895, Titelseite, Madame von Palmay as Julia in „The Grand Duke“ at the Savoy. In: „The Sketch“ vom 15.3.1896, „The Grand Duke“ at the Savoy Theatre, A Chat with Madame Palmay. In: „The Sketch“ vom 15.4.1896, „Zu unserem Titelbilde“. In: „Der Humorist“, 20.11.1897, „Sport und Salon“, 20.12.1900, S. 7, „Der Humorist“, 1.9.1911, Titelseite, Johann Strauss an der schönen, blauen Donau. In: Kinematographische Rundschau Nr. 282, S. 38/39. http://www.szineszkonyvtar.hu/contents/p-z/palmayelet.htm

 

Thomas Gnedt