Oldenburg Helene, Helena Maria Anna, geb. Aichinger; Afrikaforscherin, Sammlerin von Ethnographica und Reisefotografin

Geb. Markt Mank Nr. 14, NÖ, 24.5.1868
Gest. Wien, 20.6.1922

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Karl Aichinger (geb. 1826), k. k. Notar; Mutter: Maria (geb. 1843), geb. Eichbrunn, beide römisch-katholisch. Drittes Kind von insgesamt sechs Geschwistern (drei Schwestern, 2 Brüder).

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Rudolf Oldenburg (1879–1932), Kaufmann, Faktoreileiter in Afrika und Afrikaforscher.

Laufbahn: 1904 bis 1907 lebte H. O. mit ihrem Mann Rudolf in Conakry in Französisch-Guinea (heute Guinea), der dort bereits seit 1901 als Faktoreileiter eines Bremer Handelshauses arbeitete. 1907 bis 1913 Aufenthalt in Kamerun, in Duala und im Grasland von Bamum, wo Rudolf Oldenburg bei der deutschen Kamerungesellschaft beschäftigt war. Während ihrer Zeit in Westafrika und in Kamerun widmete sich das Ehepaar Oldenburg ethnographischen und anthropologischen Forschungen und legte bedeutende ethnographische Sammlungen an. Nach ihrer Rückkehr aus Afrika lebten die Oldenburgs in Wien in bescheidenen Verhältnissen, zuletzt in einer Art Büro oder Magazin, bestehend aus zwei fensterlosen Räumen, in denen sie auch die Kisten mit ihren Sammlungen lagerten, in der Praterstraße 13 im 2. Wiener Gemeindebezirk. H. O. starb nur 54-jährig an den Folgen einer Malariaerkrankung. 1924, nach dem Tod von H. O., zeigte die ethnographische Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien eine Sonderausstellung der afrikanischen Sammlungen von Rudolf und H. O. Die systematisch angelegten ethnographischen Sammlungen stellen eine wichtige Basis für die ethnographische Erforschung Westafrikas und der Ethnien des Kameruner Graslandes dar. Sie befinden sich heute, gemeinsam mit der umfangreichen Fotodokumentation, im Museum für Völkerkunde in Wien, angekauft in den Jahren 1923 (ca. 200 Objekte aus Französisch-Guinea) und 1929 (ca. 640 Objekte aus Kamerun) bzw. übernommen nach dem Tod von Rudolf Oldenburg 1933. Von besonderer Bedeutung ist hier die vollständige Kamerun-Sammlung von Rudolf und H. O. aus den Jahren 1907 bis 1913. Die anthropologische Sammlung (Skelette, Abgüsse und Bilder) befindet sich heute im Institut für Humanbiologie der Universität Wien.

Qu.: Diözesanarchiv St. Pölten, Manker Altmatriken, Taufbücher, Trauungsbücher. Museum für Völkerkunde, Archiv und Fotosammlung. WStLa, MA 8, Meldedaten.

L.: Die Sammlungen des Museums für Völkerkunde in Wien 1978, Ein österreichischer Afrikaforscher 1924, Lang 1925, Marschalek 1949, Reischek 1924, Weninger 1932, Wernhart 1978

Gabriele Habinger