Muhr-Jordan Else, Elisabeth, Elsa; Politikerin und Gaufrauenschaftsleiterin

Geb. Wien, 27.10.1892
Gest. Wien, 14.1.1971

Herkunft, Verwandtschaften: Ihre Vorfahren waren Bauern, die väterlicherseits aus Südmähren stammten. Der Vater war Anhänger Karl Schönerers und der großdeutschen Idee. Der Vorname „Elisabeth“ wird in den Akten oft als „Else“ oder „Elsa“ angegeben. Ab dem Zeitpunkt ihrer Verheiratung führt sie ausschließlich den Doppelnamen Muhr-Jordan.

Ausbildungen: E. M.-J. besuchte die Handelsschule und legte die Staatsprüfung für das Lehramt der Stenographie und des Kunstgesanges ab.

Laufbahn: Von 1913 bis 1915 unterrichtete sie am Lyzeum des Wiener Frauenerwerbsvereins diese Fächer. Ihre 1915 geschlossene Ehe wurde 1927 geschieden. Aus dieser Ehe stammt eine Tochter. E. M.-J. nimmt 1928 ihre Berufstätigkeit wieder auf, diesmal arbeitet sie als Kanzleileiterin einer Holzfirma. In Personalfragebögen gibt sie als Beruf entweder Haushalt oder Lehrerin an. Am 1. April 1932 tritt E. M.-J. der NSDAP bei und wird bereits im Oktober desselben Jahres zur Gaugeschäftsführerin ernannt. Ab 1933 wird E. M.-J. illegale Gaufrauenschaftsleiterin für Wien. Im September 1935 wird sie zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, nach ihrer Entlassung übernimmt sie erneut ihre alte Stelle in Wien. 1936 wird E. M.-J. zur illegalen Landesfrauenschaftsleiterin ernannt und soll nach Wiener Muster eine Organisation in ganz Österreich aufbauen. Im selben Jahr reist E. M.-J. nach Deutschland, sie trifft dort mit der Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink zusammen. 1936/37 unternimmt E. M.-J. eine ausgedehnte Reise durch die österreichischen Bundesländer und ernennt die für das jeweilige Gebiet zuständigen Gaufrauenschaftsleiterinnen. 1937 leitet sie einen Schulungskurs für österreichische Funktionärinnen. 1938 wird E. M.-J. offiziell zur Gaufrauenschaftsleiterin der NS-Frauenschaft Wien ernannt. Sie avanciert somit zur hauptamtlichen Parteifunktionärin, eine Stelle die sie bis Kriegsende beibehalten soll. Bereits kurz nach Kriegsende wird E. M.-J. verhaftet.und am 20.6.1945 in das Gefängnis Altmünster gebracht. Am 24.4.1947 wird sie an die Polizeidirektion Salzburg zur Weiterleitung an das österreichische Gericht überstellt. Sie verbüßt insgesamt eine mehrjährige Haftstrafe in den Gefängnissen von Altmünster und Glasenbach. E. M.-J. ist nach ihrer Scheidung gezwungen, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe), AdR.

L.: Gehmacher 1998, Die Deutsche Frau. Die Zeitschrift der nationalsozialistischen Frauen Österreichs 3/1938, NFP 20.3.1938, Neues Österreich 28.6.1945, NWT 16.12.1943, NS Gaudienst 23.12.1941, Archiv für publizistische Arbeit (Intern. Biogr. Archiv) 2.3.1938, Deutscher Frauenwille, Rundfunkansprache der Landesführerin der NS-Frauenschaft, Else Muhr-Jordan am 13.3.1938. In: Die Deutsche Frau. Zeitschrift der nationalsozialistischen Frauen Österreichs 4/1938

Karin Nusko