Müller Marie; Malerin

Geb. Wien, 10.7.1847
Gest. Wien, 21.3.1935

Herkunft, Verwandtschaften: Zweitjüngste Tochter des Wiener Lithografen Leopold Franz Müller (1807-1862). Der Vater war zunächst als Militär-, später als Forstgeometer tätig und wandte sich etwa zur Zeit seiner Vermählung mit Josefa Bichler (1809-1860) im Jahr 1836 der Lithografie zu. Josefa Bichler war die Tochter eines Kürschnermeisters aus Marchegg in Niederösterreich und vor ihrer Heirat als Stubenmädchen tätig. Bruder: Leopold Carl Müller (1834-1892), Lehrer von Marie, berühmter Orientmaler, Professor an der Akademie. Aus der Ehe stammen, neben vier im frühen Kindesalter verstorbenen Kindern, die fünf Schwestern Louise (1837-1909), Josefine (1839-1906), Amalie (1840-1909), Marie (1847-1935) und Bertha (1848-1937), Malerin. Die Schwestern bleiben, wie ihr Bruder Leopold, unverheiratet, mit Ausnahme von Josefine Müller, die sich 1857 mit dem Maler Eduard Swoboda (1814-1902) vermählt, aus dieser Ehe stammen die Maler Rudolf Swoboda (1859-1914) und Josefine Swoboda (1861-1924).

Ausbildungen: Angenommen wird der Besuch einer 8-jährigen Volksschule in Wien in den Jahren 1853 bis 1861. Im Herbst 1872 Eintritt in die Vorbereitungsschule der Kunstgewerbeschule für das „Figurale Zeichnen“ unter der Leitung von Rieser. Im Herbst 1873 Übertritt in die Fachschule Laufbergers für Figurales Zeichnen und Malen, wo sie bis 1880 studiert.

Laufbahn: Ab 1880 arbeitet M. M. gemeinsam mit ihrer Schwester Bertha (bis 1890) als Porträtmalerin im kleinen Atelierraum von Bruder Leopolds Akademieatelier am Schillerplatz. Die Schwestern erfahren in diesem Zusammenhang auch die Förderung durch August Pettenkofen, dem ebenfalls ein Atelier an der Akademie eingeräumt wurde. Von Ende 1883 bis April 1884 begleitet M. M. ihren Bruder auf dessen achter Reise nach Cairo, wo sie Porträts und Studienköpfe der Volkstypen, auch Interieurs malt. Künstlerisches Debüt 1886 auf der Jahres-Ausstellung des Künstlerhauses mit sieben Porträts. 1890 erhält sie an der Akademie ein eigenes Atelier. Sie stellte regelmäßig auf den Jahres-Ausstellungen des Künstlerhauses aus, auf der Internationalen Kunstausstellung München 1892, auf der III. Internationalen Aquarell-Ausstellung Dresden 1892, auf der Weltausstellung Chicago 1893, der „Jubiläums-Kunstausstellung 1898″ im Künstlerhaus Wien 1898, und in der „Österreichischen Jubiläums-Kunstausstellung 1908″. Ab 1901 Ausstellungen innerhalb der Wiener Ausstellungsgemeinschaft „8 Künstlerinnen“ (ab 1902 „8 Künstlerinnen und ihre Gäste“), welcher sie auch als Gründungsmitglied angehört. In der 1932 stattfindenden „Gedenkausstellung Leopold Carl Müller 1834-1892″ der Galerie Neumann & Salzer wird neben 67 Gemälden des Bruders auch die „Kollektion Bertha und Maria Müller“ gezeigt. Durch die Inflation verlieren die Schwestern das vermutlich sehr hohe Geldvermögen. In den Jahren bis 1931 stehen sie in Kontakt mit dem Kunsthändler Otto Kallir-Nirenstein, um Werke des Bruders zu verkaufen. M. M. verkauft 1932 auch die von Maria Ebner v. Eschenbach von 1891 bis 1915 an sie gerichteten Briefe, Karten und Billets an die Wiener Stadt- und Landesbibliothek.

M. M. gehört um die Jahrhundertwende zu den bedeutendsten Wiener Porträtistinnen. Sie porträtierte Persönlichkeiten des Kunst- und Wirtschaftslebens und des Adels.

M. M. pflegte Freundschaften mit Marie von Ebner-Eschenbach, die sie 1891 auch porträtierte, ebenso mit Betty Paoli, Ida Fleischl, Gräfin Festetitcs u. a.

Qu.: WStLb Handschriftensammlung. Teilnachlass.

L.: Bénézit 1976, BLÖF, Boetticher 1898, Hall/Renner 1992, Keckeis/Olschak 1953-54, Kosel 1902-06, ÖBL, Thieme/Becker 1992, Zemen 2003, NFP, 21.2.1903, 26.3.1935.