Müller-Cohen Anita, Anitta, geb. Rosenzweig; Fürsorgerin, Schriftstellerin und Frauenrechtsaktivistin

Geb. Wien, 6.6.1890
Gest. Tel Aviv, Israel, 28.6.1962

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Salomon Rosenzweig, Kaufmann; Mutter: Sofie Rosenzweig. Wuchs in einem wohlhabenden, bürgerlich assimilierten jüdischen Elternhaus in Wien auf.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1909 Heirat mit Arnold Müller, mehrere Kinder, u. a. Ruth, Tochter Blanka (*1911) wurde bei arabisch-jüdischen Unruhen ermordet.

Ausbildungen: Studierte am Wiener Lehrerseminar.

Laufbahn: 1914-1918 Sozialarbeit für jüdische Kriegsopfer in Galizien und der Bukowina, Gründerin von Entbindungs- und Kindertagesheimen, Kinderkrankenhäusern und Altersheimen; Dezember 1918 bis Mai 1919 Mitglied des Provisorischen Gemeinderates in Wien als Kandidatin der freiheitlich-bürgerlichen Wählerliste; 1918-1920 Leiterin des österreichischen „Unterstützungsausschusses für Kriegsheimkehrer“; Einrichtung von Milchausgabestellen für unterernährte Kinder in Österreich, Leiterin der Vermittlungsstelle für ostjüdische Waisenkinder an jüdische Familien in Westeuropa, 1920 Förderung der Adoption osteuropäischer Waisenkinder in Nord- und Südamerika; ab 1924 geschäftsführende Leiterin des Keren Hajessod in Wien; 1925 Eröffnung des „Jewish Congress“ in Chicago, einige Monate als Sozialarbeiterin tätig. Angeregt durch die Einrichtung des Jewish Centre in den USA, gründete sie 1926 ein jüdisches Zentrum in Wien, das ein Jugendheim und Lesehallen umschloss. 1926/27 lebte sie in Palästina, wo sie ebenfalls zahlreiche Einrichtungen gründete, ebenso gehen die ersten Gärten im Armenviertel von Tel Aviv auf ihre Initiative zurück. Wieder in Europa unternahm sie Propagandareisen für die zionistischen Fonds Keren Hajessod und Keren Kajemet. In den 1930er Jahren gehörte sie dem Gründungskommitee des World Jewish Congress an, 1936 ging sie nach Palästina, bis 1939 versorgte sie die während der jüdisch-arabischen Unruhen nach Tel Aviv geflohene jüdische Bevölkerung. Sie gründete den Sozialen Frauendienst und arbeitete für das Wohlfahrtsamt des Vaad Leumi. Nach dem „Anschluss“ Österreichs reorganisierte sie die HOA und wurde deren Vorsitzende, sie setzte sich außerdem im Rahmen der Jugendalijah für orthodoxe Kinder ein. 1950 initiierte sie die Überführung der Gebeine des Wiener Oberrabbiners Zwi Perez Chajes.

Ausz., Mitglsch.: Auszeichnung von Kaiser Karl für ihre Tätigkeit in der Flüchtlingshilfe, Mitglied der Heruth Vorstandsmitglied des AÖF.

W.: Artikel im „Neuen Wiener Journal“, „Neue Welt und Judenstaat“ und für die „Wiener Morgenzeitung“. „10 Jahre Arbeit“ (1924), „Mein Beistand für die Flüchtlinge. In: Neues Frauenleben, April 1915“

L.: Adunka 2002, BLÖF, Göllner 1999, Hecht 2002, Hecht 2003, Hecht 2006, Malleier 2000, ÖNB 2002, Patzer 1961, Politikerinnen in Wien 2000, Wininger Bd. 4