Moser Huemer Rosa; Ärztin

Geb. Bischofshofen, Sbg., 23.4.1898
Gest. Salzburg, Sbg., 9.11.1960

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter eines Gastwirtes und seiner Frau. Eine vier Jahre jüngere Schwester. Verliert mit zehn Jahren den Vater, die Mutter führt zunächst die Gastwirtschaft noch alleine weiter. Später in zweiter Ehe mit einem Volksschullehrer und späteren Schuldirektor verheiratet.

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet seit 22. November 1926 mit dem Bezirksstierarzt, dem späteren Landesveterinärdirektor, Dr. Franz Huemer. Vier Kinder (1927, 1929 und ein Zwillingspaar 1935).

Ausbildungen: Nach dem Besuch der Volksschule in Bischofshofen Gymnasium und Internat bei den Ursulinen in Salzburg, Matura 1916. Im WS 1918/19 begann R. M. an der Universität Innsbruck mit dem Studium der Medizin, da sie nach Familienüberlieferung seit der Volksschulzeit den festen Wunsch gehabt hatte, Ärztin zu werden. Sie war damals eine unter 15 weiteren Studentinnen dieser Studienrichtung. Im WS 1918/19 konnte der erste Maturajahrgang der acht Jahre zuvor gegründeten regulären Mädchengymnasien zum ersten Mal inskribieren. M. promovierte am 26. Juli 1924 und gehört damit zu der ersten Generation weiblicher Absolventen der medizinischen Fakultät. Erst nach 1927/28 erhöhte sich die Zahl der Medizin inskribierenden Frauen in Innsbruck sprunghaft auf ein höheres Niveau. Wiederum lt. Familienüberlieferung wäre R. M. gerne Kinderfachärztin gewesen. Aber zunächst hatte sie überhaupt Schwierigkeiten, am Salzburger St. Johannsspital zur Ausbildung aufgenommen zu werden. Eine derartige praktische Berufsvorbereitung war nach den damaligen Vorschriften nicht notwendig, doch bemühten sich die meisten Promovierten darum. Theoretisch hatten damals alle, die eine medizinische Fakultät in Österreich erfolgreich absolviert hatten und die österreichische Staatsbürgerschaft besaßen, das Recht zur Berufsausübung nach Meldung bei der Ärztekammer und den zuständigen Stellen der politischen Behörde. Die Lücke zwischen dem Promotionstermin 1924 und dem Eintritt ins Spital hängt im Falle M.s wohl auch damit zusammen, dass sie die erste Frau war, die sich um eine freiwerdende Stelle im Salzburger Spital bemühte. 1926 wurde sie auf dem Planposten eines „Sekundararztes“ im Kinderspital, die bereits seit einem Jahr vakant gewesen war, als minder bezahlte „Voluntärärztin“ aufgenommen. 1927 wurde sie dem Titel und der Bezahlung nach den anderen Sekundarärzten gleichgestellt. Unbekannt bleibt vorerst wieso sie ihre Ausbildung in Kinderheilkunde − eine formale Facharztausbildung gab es ja noch nicht − nicht zu Ende führte. Der Wechsel im Primariat des Kinderspitals im Sommer 1927 könnte ebenso eine Ursache gewesen sein wie die Geburt des ersten Kindes im Herbst 1927. 1928 eröffnete sie jedenfalls als erste Frau in der Stadt Salzburg eine Praxis für Allgemeinmedizin (St. Julien Str. 10/Ecke Plainstr.). Ab 1929 hielt sie als einzige unter den praktischen Ärzten auch am Sonntagvormittag Ordinationsstunden und kam damit vermutlich ihren Patienten in der Elisabethvorstadt sehr entgegen. Die Geburt ihrer vier Kinder (1927, 1929 und das Zwillingspaar 1935) führte nur zu kurzen Unterbrechungen ihrer Berufstätigkeit, da Wohnung und Ordination immer im gleichen Haus lagen (auch nach Übersiedlung in das mit ihrem Mann errichtete Haus Purtschellerstr.) und jeweils eine Kinderfrau und Zugehfrauen die wichtigsten Arbeiten im Haushalt abnahmen.

Krankheitshalber muss sie Ende der 1950er Jahre ihre Berufstätigkeit einstellen. R. M. H. gehört vermutlich zu der Generation von Frauen, die ihre Pionierfunktion in der universitären und beruflichen Ausbildung im allgemeinen und ihre Vorreiterinnenrolle in ihrer ärztlichen Tätigkeit im regionalen Kontext nicht mehr als Ausnahmefall betrachteten, jedenfalls nie darüber großes Aufheben machten.

L.: Arias 2000, Barth-Scalmani 2000 sowie private biographische Mitteilungen und Unterlagen im Universitätsarchiv Innsbruck.

Gunda Barth-Scalmani