Möslein, Helly; Sängerin, Kabarettistin und Textdichterin
Geb. Wien, 4.8.1914
Gest. Wien, 6.7.1998
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Katharina (Kay) Möslein, Vater: Wilhelm (Willy), Schwester: Kay.
LebenspartnerInnen, Kinder: Lebenspartner Hermann Leopoldi (15.8.1888-28.6.1959); Sohn: Ronald Leopoldi (Geb. 8.12.1955).
Ausbildungen: Als Kind österreichischer Auswanderer kam Helly Möslein mit 11 Jahren nach Chicago, wo sie Gymnasium und Handelsakademie (Columbia Business School) besuchte. Danach ging sie zurück nach Wien, wo sie von 1932 bis 1935 am Wiener Konservatorium Klavier und Gesang studierte. Obwohl sie 1935 ein Engagement an einem Troppauer Theater hatte, ging sie in die Vereinigten Staaten zurück, da ihrem Vater, einem überzeugten Sozialdemokraten, die politischen Entwicklungen in Europa missfielen. Da Chicago für eine künstlerische Karriere kein geeigneter Ort war, ging Helly Möslein nach New York, wo sie bei einem Onkel wohnen konnte. Im Jahr 1939 erfuhr sie durch eine Zeitungsannonce von einem Auftritt Hermann Leopoldis, der eben als Flüchtling nach New York gekommen war, in einem Lokal und beschloss sofort, ihn zu treffen. Es stellte sich heraus, dass sie ihn mit seinem Bruder Ferdinand verwechselte, den sie in Wien kennengelernt hatte. Da Helly Möslein vor kurzem beim alljährlichen Wettbewerb der Chicago-Tribune den ersten Preis als Sängerin gewonnen hatte, lud Leopoldi sie ein, ihm etwas vorzusingen. Das war der Beginn der gemeinsamen Karriere. Leopoldi, künstlerisch sehr erfahren aber kaum des Englischen mächtig und Helly Möslein, begeistert von der Wiener Musik, ergänzten sich in perfekter Weise. Eines der ersten Lieder, die Helly Möslein ins Englische übertrug war „There is a little café down the street“. Gemeinsam traten sie in den zahlreichen Exilanten-Cafés in New York aber auch in anderen amerikanischen Städten auf; ein Auftritt in der Carnegie-Hall wurde zum viel umjubelten Erfolg. Das Duo war bereits 1940 im New Yorker Radio zu hören und trat auch am Broadway auf.
Auch privat wurden die beiden ein Paar bis zum Tod Hermann Leopoldis im Jahr 1959. Schon in der Zwischenkriegszeit hatte sich das Zusammenleben von Hermann mit seiner Frau Eugenie (geb. Kraus) gelockert, beide hatten andere Partner, sie hatten aber in Wien noch zusammengewohnt. Seine Frau sorgte auch dafür, dass er aus dem KZ Buchenwald entlassen und mit einem Affidavit nach Amerika ausreisen konnte; (ihre Eltern waren bereits 1930 in die USA emigriert). Erst als sie diesbezüglich Gewissheit hatte, verließ sie im Februar 1939 Wien, einige Wochen vor ihrem Mann. Die beiden erwachsenen Kinder des Paares, Gertrude und Norbert, hatten Wien bereits 1938 Richtung Amerika verlassen. Im Jahr 1950 kam es schließlich zur Scheidung.
Nach Kriegsende zog es Leopoldi und Möslein in die alte Heimat Wien, wobei – wie Leopoldi schreibt – vor allem Helly die treibende Kraft war. Am 11. September 1947 traten Helly Möslein und Hermann Leopoldi erstmals im Wiener Konzerthaus auf und wurden stürmisch gefeiert. Leopoldi konnte seine Karriere mit Helly Möslein an seiner Seite fortsetzen, wo sie vor dem Krieg geendet hatte, Varietés und Bars rissen sich um das Paar. Tourneen führten sie durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Auch als Textdichterin war Helly Möslein erfolgreich – gemeinsam mit Rudolf Skutajan schrieb sie den Text des „Meidlinger Buam“. Dankschreiben belegen unzählige Auftritte bei Wohltätigkeitsveranstaltungen nach dem Krieg, bei Matineen und im Konzerthaus. Auch bei den Verhandlungen für den österreichischen Staatsvertrag sollen Möslein und Leopoldi für gute Stimmung der Verhandler gesorgt haben.
1955 wurde Sohn Ronald geboren. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere erlitt Leopoldi im Juni 1959 einen Herzinfarkt und starb am 28. Juni.
Danach trat Helly Möslein mit ihrem kleinen Sohn Ronald auf, erhielt kleinere Rollen als Schauspielerin in St. Pölten, Mörbisch sowie am Volkstheater in Wien. Auch zu einigen Auftritten im Fernsehen – wie z.B. in der Sendung „Seniorenclub“ – kam es. Ab 1971 arbeitete sie im Theater an der Wien als Souffleuse, und auch die Einnahmen aus der Vermietung von Wohnungen eines Zinshauses trugen zum Lebensunterhalt bei. 1979 konnte sie in Pension gehen. Zwei Versuche einer neuen Partnerschaft schlugen fehl und so widmete sich Helly Möslein ihren Enkelkindern, dem Garten und dem Reisen. Ihr Sohn Ronald, der Zeit seines Lebens ein enges Verhältnis zu seiner Mutter hatte, schildert sie als einen sehr bescheidenen, zurückhaltenden, fleißigen Menschen mit positiver Lebenseinstellung.
Literatur: und Quellen:
Nachlass Hermann Leopoldi (Wien-Bibliothek),
Traska, Georg/ Lind, Christoph: Hermann Leopoldi – Hersch Kohn. Eine Biographie. Wien 2012
In einem kleinen Café in Hernals…Hermann Leopoldi und Helly Möslein. Eine Bildbiographie von Hans Weiss und Ronald Leopoldi. Wien o.J.
Österreichisches Musiklexikon online, 9.2.2024
Wikipedia, 9.2.2024
Interview mit Ronald Leopoldi am 23.04.2024
Autorin der Biografie: Gerda Königsberger