Mikusch Aurelia, „Zlata“, geb. Kovačič; Röntgenassistentin und Partisanin
Geb. St. Martin bei Wurmberg, Stmk., 14.3.1914
Gest. Graz, Stmk., 9.2.2004
Au. M. wird als Aurelia Kovačič am 14. März 1914 als einziges Kind des Lehrers Otto und der Lehrerin Olga Kovačič im untersteirischen St. Martin bei Wurmberg (Sv. Martin pri Vurbergu) geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg wird sie Angehörige des neu geschaffenen Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (serbokroatisch: Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca). Sie besucht in Rogaška Slatina (Rohitsch-Sauerbrunn) die Schule und wird danach Röntgenassistentin. Zunächst arbeitet sie in der Krankenkasse in Celje (Cilli), ab April 1941 in Maribor (Marburg), wo sie auch den Einmarsch der Deutschen Truppen miterlebt. Ihr Vater wird bald danach im Zuge der Aussiedlung der Slowenen am 19. Juli 1941 in Rogaška Slatina verhaftet und im Dezember 1941 ins KZ Auschwitz deportiert, wo er am 6. März 1942 stirbt.
Zu diesem Zeitpunkt ist sie in Graz bei der Landesversicherungsanstalt für Steiermark und Kärnten tätig. Hier lernt sie auch ihren späteren Mann kennen. Ab März 1943 arbeitet sie in der Rheumastation in Lasko (Tüffer), wohin viele österreichische Patienten auf Kur kommen. Im Sommer 1943 heiratet sie in Celje den Krankenkassenbeamten Franz Mikusch während seines Heimaturlaubs, den er auf Grund des Todes seiner Mutter erhalten hat. Franz Mikusch kehrt in der Folge nicht mehr an die Front zurück, sondern wird auf Grund von vorgetäuschten Gelenksschmerzen ins Reservelazarett Bad Gleichenberg überstellt. Hier wird er nach dem Verschwinden der Sekretärin des Chefarztes – obwohl weiterhin als Patient im Lazarett geführt – auf Grund seiner medizinischen sowie stenografischen und Maschineschreibkenntnisse ihr Nachfolger.
In dieser Zeit knüpft Franz Mikusch Verbindungen zu kommunistischen Widerstandsgruppen in Graz und Kapfenberg, während gleichzeitig Au. M. steirische Widerstandskämpfer, die in Lasko Patienten sind, mit slowenischen Partisanen in Verbindung bringt. Dabei wird im Herbst 1943 der Plan besprochen, in Graz und Lasko Stützpunkte zu errichten, über die WiderstandskämpferInnen sowie Hilfspakete zu den Partisanen gelangen können. Nach mehreren Monaten erfolgreicher Hilfstransporte und einer Fluchtroute für Personen, die aus der Steiermark weg müssen, müssen Au. und Franz Mikusch auf Grund eines vertraulichen Hinweises am 29. März 1944 nach einem Treffen mit den Kapfenberger Widerstandskämpfern Otto Hauberger und Franz Büschinger selbst bei den Partisanen in der Nähe von Škofja Loka (Bischofslak) untertauchen. Sie werden in der Folge in die Gradnikova Brigade der Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee aufgenommen, bei der sie bis zum 4. Mai 1944 bleiben, ehe sie der 31. Division zugeteilt werden. Während Au. M. als Krankenschwester ins Spital der 31. Division übernommen wird, wird Franz Mikusch in die Propagandaabteilung eingegliedert, wo er u. a. Flugblätter schreibt, die sich an deutsche Soldaten richten und sie aufrufen, zu den Partisanen zu kommen. Nach langen Märschen und zahlreichen Kämpfen gegen die Deutsche Wehrmacht in den Monaten Mai bis August 1944 gelangen Au. und Franz Mikusch ins bereits befreite Gebiet nach Črnomelje (Tschernembel) und weiter nach Notranjska, wo Au. M. zunächst im Schloss Snežnik und später in der Gegend um Prezid in einem Partisanen-Kinderheim arbeitet. Ende April 1945 wird Au. M. als einzige Frau in das 152 Personen umfassende Erste Österreichische Bataillon überstellt, wo sie und ihr Mann, der seit März 1945 dem Österreichischen Bataillon angehört, als Sanitäter tätig sind. In den Reihen des Bataillons sind sie auch bei der Einnahme von Kocevje (Gottschee) am 3. Mai und dem Einmarsch in Ljubljana (Laibach) am 9. Mai 1945 beteiligt. In sein Tagebuch schrieb Franz Mikusch damals: „Heute früh Abmarsch gegen Laibach. Wir marschieren in das befreite Laibach ein, von wo sich der Feind gegen Kärnten zurückgezogen hat. Ein ungeheurer Jubel der Bevölkerung empfängt uns. Zigaretten, Blumen, Begeisterung, Jubelrufe, weinende Männer und Frauen. Wo wir als Österreicher erkannt werden, werden wir herzlich begrüßt. Unbeschreibliche Gefühle erfüllen mich. Wie wird es erst daheim werden!!“
Am 27. Mai 1945 passieren Au. und Franz Mikusch schließlich im Rahmen des Ersten Österreichischen Bataillons die österreichische Grenze bei Spielfeld und marschieren über Leibnitz und Feldbach nach Wien. Nachdem sie im Rahmen der Österreichischen Bataillone am 17. Juni 1945 am Ring aufmarschiert sind, kehrt Au. mit Franz Mikusch am 3. Juli 1945 nach Graz zurück, wo in den Jahren 1946 und 1948 ihre Kinder geboren werden. Au. M. arbeitet in der Folge in Graz bis zu ihrer Pensionierung bei der steirischen Gebietskrankenkasse als Röntgenassistentin. Am 3. November 1978 wird sie von der jugoslawischen Regierung und am 21. Juli 1983 vom österreichischen Bundespräsidenten für die Verdienste um die Befreiung geehrt. Sie stirbt am 9. Februar 2004 in Graz.
Qu.: Tagebuch von Franz Mikusch; Nachlass Franz und Au. Mikusch; Gespräch mit Franz und Au. Mikusch 19. und 28.4.1988.
L.: Mikusch, unveröff. Manus.
Heimo Halbrainer