Metternich-Sándor Pauline Fürstin, geb. Gräfin Sándor von Slavnica, verh. Metternich-Winneburg; Philanthropin

Geb. Wien, 25.2.1836
Gest. Wien, 18.9.1921 (28.9.)

Herkunft, Verwandtschaften: Enkelin und Schwiegertochter von Clemens Wenzel Lothar Fürst Metternich-Winneburg (1773-1859), Staatsmann; Mutter: Leontine Gräfin Metternich, Tochter des Staatskanzlers aus dessen erster Ehe mit M. E. Fürstin Kaunitz-Rietberg; Vater: Graf Moritz Sándor v. Slavnica, der wegen seiner Körperkraft und mutigen Reiterkunststücke im vormärzlichen Wien eine stadtbekannte Persönlichkeit war.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1856 Heirat mit ihrem Onkel Richard Klemens Fürst Metternich-Winneburg (1829-1895), Diplomat. Tochter: Sophie Marie Antoinette Leontine Melanie von Metternich-Winneburg, verh. Oettingen-Spielberg (1857-1941).

Laufbahn: P. M.-S. zeigte bald nach ihrer Heirat am sächsischen Königshof, wo ihr Mann ab 1856 Gesandter war, ihr gesellschaftliches Talent. 1859 wurde ihr Mann Botschafter in Paris, wo es dem Ehepaar bald gelang, das Ansehen Österreichs voll wiederherzustellen und ein fast freundschaftliches Verhältnis zu Napoleon III. und besonders zu Kaiserin Eugenie zu erreichen. P. M.-S. kreierte Moden und verkehrte u. a. mit Franz Liszt und Richard Wagner. 1870 kehrte sie nach Wien zurück und fand ihre Lebensaufgabe von den 1870er Jahren bis in den Ersten Weltkrieg hinein in der Mobilmachung privater Initiativen und Geldmittel zur Förderung der Wohltätigkeit und des kulturellen Lebens. Ihre Frühlingsfeste im Prater sowie der berühmte Blumenkorso, Belvedere-, Augarten- und Rotundenfeste zogen ein breites Publikum an, Veranstaltungen in Salons, Konzertsälen und Theatern kamen dem elitären Geschmack entgegen. Sie protegierte besonders die Poliklinik und die Freiwillige Rettungsgesellschaft. Aber auch die weiträumige Internationale Theater- und Musikausstellung von 1892, die auf alle Geschmacksrichtungen Rücksicht nahm, wäre ohne ihre Mitwirkung nicht zu ihrer in Europa einmaligen Bedeutung gelangt. Durch den Ersten Weltkrieg riss ihr Kontakt zu dem väterlichen Erbgut Bajna b. Gran ab, das sie musterhaft betreut hatte. Als österreichische Patriotin lehnte sie den ungarischen Separatismus ab, ohne in die Politik unmittelbar einzugreifen. Ab 1897 führte sie den Doppelnamen Metternich-Sándor.

P. M.-S. genoss im franzisko-josephinischen Wien größte Popularität. Einflussreiche Frau im französischen Kaiserhof.

W.: „Geschehenes, Gesehenes, Erlebtes“ (1920), „Eclairs du Passé“ (1922), „Erinnerungen, hg. v. L. Mikoletzky“ (1988)

L.: Conte Corti 1949, Czeike Bd. 4, 2004, Die Frau im Korsett 1984, Keckeis/ Olschak 1953-54, Kosch 1963, Kratzer 2001, NDB, ÖBL, Wagner 1995, Wassilko 1954, Wassilko 1958, www.aeiou.at