Menz Julia; Cembalistin, Hochschulprofessorin und Reiseschriftstellerin

Geb. München, Bayern (Deutschland), 25.2.1901
Gest. Wien, 7.3.1944

Herkunft, Verwandtschaften: J. M. war als Tochter des Architekten Ludwig Menz die Schwester der früheren Mary-Wigman-Mitarbeiterin Meta Menz (verheiratete Weigel).

Ausbildungen: J. M. besuchte die Höhere Töchterschule in München und erhielt von 1911 bis 1918 Klavierunterricht durch Elisabeth Hüttner. Ab Herbst 1918 studierte sie an der Münchner Staatlichen Akademie der Tonkunst bei August Schmid-Lindner, Anton Beer-Walbrunn und Josef Pembaur, in dessen Klavier-Meisterklasse sie im Herbst 1921 aufgenommen wurde und die sie 1923 absolvierte.

Laufbahn: Als Cembalistin feierte sie ihre ersten großen Erfolge bei den Deutschen Bachfesten: Leipzig (1923), Stuttgart (1924) und Essen (1925). Als 1925 im Rahmen des ersten Münchner Bachfestes anlässlich Bachs 175. Todestag dessen Konzert für 4 Cembali aufgeführt wurde, hat J. M. dabei das Maendlersche Bachklavier gespielt.

In den 1930er Jahren galt J. M. als eine der namhaftesten Cembalistinnen. Sie trat unter anderem mit den Dirigenten Hermann Abendroth, Herbert von Karajan, Ludwig Landshoff, Karl Straube und Bruno Walter in Krakau, Lemberg, Paris, Warschau, Wien und Zürich auf. Am 14. Juni und 12. August 1938 konzertierte sie in Salzburg auf Mozarts Hammerklavier.

Zwischen 1926 und 1936 unterrichtete M. an der Musikhochschule Köln sowie an der Rheinischen Musikschule als Pianistin und Cembalistin.

Im Sommer 1935 besuchte M. Indien, Java und Bali, worüber sie das Buch „Maha djalan. West-östliche Reise“ geschrieben hat, das 1940 veröffentlicht wurde.

Ihre Karriere wurde immer stärker von einer Lungenerkrankung beeinträchtigt, die sie sich schon 1924 zugezogen hatte. 1939 musste sie krankheitsbedingt zu ihrer Schwester Meta nach Wien übersiedeln. 1941 unterrichtete sie als Pianistin und Musiklehrerin an der Hermann-Lietz-Schule auf Schloss Bieberstein. 1942 übersiedelte sie nach Kassel, von wo aus sie im Herbst 1943 ins Sanatorium Hausstein bei Deggendorf eingeliefert wurde. Am 7. März 1944 starb J. M. im Krankenhaus Lainz in Wien, wo sie am 17. März 1944 am Neustifter Friedhof begraben wurde.

Freundschaften: Der Komponist und Musiktheoretiker Wilhelm Maler hat 1927 sein Konzert für Cembalo oder Klavier und Kammerorchester (opus 10) J. M. gewidmet. Der Bildhauer Erich Kuhn, der durch seine Frau, die Pianistin Lisa Kuhn, mit J. M. befreundet war, hat diese durch eine Büste porträtiert, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, weshalb davon nur noch eine Fotografie existiert (In: Kurt Karl Eberlein: Der Bildhauer Erich Kuhn. In: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Band 73 (1935)).

Schallplatten: Johann Sebastian Bach: Praeambulum aus der Partita Nr. V, G-Dur (BWV 829). Polydor 62822, Johann Sebastian Bach: Fuge a-Moll (BWV 947). Polydor 62822, Padre Rafael Angles: Aria d-Moll. Polydor 62835, Johann Peter Kellner: Präludium A-Dur. Polydor 62835, Azzolino Bernardino della Ciaia: Toccata G-Dur. Polydor 62847, Domenico Scarlatti: Sonate g-Moll. Deutsche Grammophon-Gesellschaft. Longo Nr. 338, Johann Sebastian Bach: Prelude (fr. Partita No. 5) sowie Fuge a-moll (BWV 947). Great Virtuosi of the Harpsichord. Volume I. GEMM CD 9124.

Qu.: 1982 wurde J. M.‘ Nachlass von ihrer Schwester Meta Weigel der Sozialwissenschaftlichen Dokumentation der Wiener Arbeiterkammer geschenkt (lt. Renner 1993, S. 263: „Teilnachlaß, 1 Meter: Notizen, ca. 20 Werkmanuskripte (Vorträge, Das weibliche Element in der Welt). Vorgeordnet.“), Julia Menz. Solistin, Hammerklavier, München. Karteikarte der Mozart-Museen & Archiv. Internationale Stiftung Mozarteum. Salzburg.

L.: Bach 1937, Pindler 1944, Renner 1993, Thoene 1964

Andreas Weigel