Meissner-Blau Freda; Journalistin, Parteigründerin und Nationalrätin

Geb. Dresden, Deutsches Reich (Deutschland), 11.3.1927

Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer großbürgerlichen Familie. Vater: Dr. Ferdinand von Meissner, Ökonom und Journalist, aus altösterreichischer Offiziersfamilie, 1938 Chefredakteur des „Grenzboten“, einer deutschsprachigen, in Pressburg erscheinenden Zeitschrift, Gegner des Hitlerregimes, emigrierte 1939 nach GB. Um der drohenden Sippenhaft zu entgehen, wurde die Ehe geschieden, die Familie zog um nach Reichenberg in Böhmen. Die Mutter kam aus einer vermögenden böhmischen Familie. Drei Geschwister.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1953 Heirat mit George Pawloff, drei Kinder; 1970 Heirat mit Paul Blau (1915-2005), Publizist, Chefredakteur der „Arbeiter-Zeitung“, Direktor des Instituts für Gesellschaftspolitik, Friedens- und Umweltaktivist.

Ausbildungen: Volksschule in Linz, Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe in Wien, Gymnasium Reichenberg, 1945 Kriegsmatura; 1947 ging sie zurück nach Wien, Studium der Publizistik und Journalistik. Im gleichen Jahr reiste sie nach Großbritannien, um ihren Vater zu besuchen, absolvierte dort eine Krankenschwesternausbildung und inskribierte dann in Frankfurt am Main Medizin.

Laufbahn: Aufenthalt in Zaire 1953-1957, arbeitete dort für eine deutsche Firma. 1957 übersiedelt sie nach Paris, wo sie von 1957 bis 1962 als Journalistin und freie Mitarbeiterin bei der UNESCO tätig ist. Daneben Übersetzung französischer Atomkraftwerksangebote ins Deutsche, dadurch Entwicklung einer gegnerischen Haltung zu Atomkraftwerken. 1962-1968 ist sie Generalsekretärin am Institut für Höhere Studien und Wissenschaftliche Forschung in Wien. 1968-1969 Dolmetscherin in Paris, 1969-1972 erneut Arbeit für die UNESCO, 1972 Rückkehr nach Wien. F. M.-B. wurde Bildungsreferentin der ÖMV, hielt Fortbildungsseminare für junge Arbeiterinnen und Arbeiter, kam so in Kontakt mit sozialdemokratischen Politikerinnen und Politikern und trat schließlich der SPÖ bei. Vordenkerin und Sprecherin der umweltpolitischen Widerstandsbewegung. Sie setzt sich auch gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf ein, dessen Inbetriebnahme aufgrund einer Volksabstimmung 1978 abgelehnt wurde. 1984 ist F. M.-B. gegen den Bau des Donaukraftwerkes Hainburg aktiv. Sie bezeichnet den zuständigen Landespolitiker als „Umweltverbrecher“. Daraufhin wird ihr Vertrag als Moderatorin beim ORF gekündigt. 1985 Austritt aus der SPÖ, Kandidatin der Grünen bei der Bundespräsidentschaftswahl 1986, Obfrau des Grünen Klubs 1986 bis 1988, Kandidatur für die Nationalratswahl 1986 unter dem Namen „Die Grüne Alternative Liste Freda Meissner-Blau“. Sie war 1986 erste Klubobfrau einer im Parlament vertretenen Partei und 1986 erste weibliche Kandidatin bei einer Bundespräsidentenwahl in Österreich. 1988 legt sie ihr Mandat nieder. Nach dem Ausscheiden aus der Politik arbeitete Meissner-Blau für internationale Gremien, war als Schriftstellerin tätig und hielt viele Vorträge.

Ausz.: 1991 Konrad-Lorenz-Preis, 2005 Globart Award, 2007 Nuclear-Free-Future-Award, 2009 Save the World Award.

W.: „Hat Hainburg die Republik verändert? In: Monjens, Ingrid; Rainer, Herbert (Hg.): Hainburg 5 Jahre danach“ (1989), „ Skizzen zu einer ökologischen Ethik. In: Graber-Heider, Anton; Weinke, Kurt (Hg.): Lebenswerte im Wandel“ (1990), „EG und Umweltpolitik: Ein unlösbarer Widerspruch. In: Witzany, Gunther (Hg.): Verraten und Verkauft: Das EG-Lesebuch“ (1993), „Die ökologischen Gefahren für Europa. In: Pieber, Margit u.a. (Hg.): Europa – Zukunft eines Kontinents“ ( 1994)

L.: Blau 1992, Gerlich 1995, Kunz 1991, Lind 1988, Parlamentarierinnen, Wikipedia