Meissl Gerda; Juristin und Staatsanwältin
Geb. Wien, 1913
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Erich Meissl, Dr.iur., Rechtsanwalt.
Ausbildungen: Mai 1937 Promotion zum Dr.iur., 1943 Assessorprüfung.
Laufbahn: Nach der Promotion absolviert sie ihr Gerichtsjahr in Wien am Strafbezirksgericht Schiffamtsgasse, am Bezirksgericht Hernals und am Straflandesgericht. Ab Juni 1938 ist sie als Sekretärin der Donau-Save-Adria-Eisenbahngesellschaft tätig. 1940 wechselt sie in das Rechtbüro der Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft. Weiters ist sie als Referendarin im Bezirksgericht Waidhofen a. d. Ybbs tätig. 1943 ist G. M. im Oberlandesgericht Wien tätig. 1944 war sie Vertragsangestellte bei der Staatsanwaltschaft Wien. Nach einem Geheimerlass, der die Eintragung in die Anwaltsliste für Frauen nicht mehr zuließ, war die Übernahme der Kanzlei des Vaters nach dessen Tod nicht möglich. G. M. wird Staatsanwalt Dr. Schumann zugeteilt, bei dem sie Akten bearbeitet und Schreibarbeiten erledigt, ferner ist sie als Ausbildnerin von Referendaren tätig. Nach einer Erkrankung von Dr. Schuhmann, führt G. M. die Abteilung allein weiter. Am 4. April 1945 verlässt G. M. Wien und übersiedelt nach Tirol, wo sie beruflich nicht Fuß fassen kann. Wieder zurück in Wien wird sie 1951 zur Richterin der ersten Standesgruppe ernannt. 1955 ist sie im Landesgerichtsrat, 1959 erhält sie den Planposten einer Staatsanwältin. Ihre Arbeit wird als Bindeglied zwischen Staatsanwaltschaft und Justizministerium angesehen. 1960 ist G. M. erste und einzige Frau in der Staatsanwaltschaft.
L.: BLÖF, Frauen an die Richterfront. Staatsanwalt Gerda Meissl. In: Die Wochenpresse, 15.Jg., Nr. 50, 10.12.1960