Meiss Anna, geb. Takacs; Beamtin, Gewerkschafterin und Politikerin

Geb. Wien, 30.1.1907
Gest. Wien, 7.3.1988

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Franz Takacs, Schuhmachergehilfe, und Anna Takacs, Schuhstepperin.

LebenspartnerInnen, Kinder: Eheschließung 1929 mit Franz Meiss, geb. 29. Mai 1898, Angestellter der Bildungszentrale der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, eine Stieftochter. Der Ehemann ist am 26. Juni 1956 verstorben.

Ausbildungen: Nach Besuch der Volks- und Hauptschule in Wien, Kleidermacherlehre. Gesellenprüfung 1924.

Laufbahn: Seit Oktober 1925 Angestellte des Arbeitsamtes Textil-, Bekleidungs-, Leder- und Hutarbeiter. A. T. kam über die Schülerrätebewegung zur Sozialdemokratischen Arbeiterjugend (SAJ) und wurde 1924 Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend der Schneider und Schneiderinnen. Mit 1. Jänner 1928 Übertritt von der SAJ in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), in der sie bis zum Verbot 1934 verschiedene Funktionen – auf Sektions- und Bezirksebene – ausübte. Da ihr Ehemann mit dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei im Jahr 1934 auch seinen Arbeitsplatz verlor, alleinige Familienerhalterin. Während des Krieges, den ihr Gatte ab 1939 als Soldat an der Front miterlebte, wurde sie zum Arbeitsamt Metall versetzt. Unmittelbar nach Kriegsende kehrte sie an das Arbeitsamt Bekleidung zurück, wo sie sich zur Abteilungsleiterin emporarbeitete. Sie stellte sich der wiederbegründeten SPÖ zur Verfügung, wurde Mitglied des Bezirksvorstandes und des Bezirksfrauenkomitees Ottakring. Besonders engagierte sich A. M. in der Nachfolgeorganisation der früheren Wohlfahrtseinrichtungen: „Societas“ (Erste Republik) und „Sozialistische Arbeiterhilfe“ (illegal, ab 1934). Aus dieser Organisation ging 1947 die „Volkshilfe“ hervor. A. M. wurde Vorsitzende der Bezirkgruppe Ottakring. In dieser Funktion leistete sie praktische Sozialarbeit, zu der auch Flüchtlingsarbeit – zunächst für Heimatvertriebene aus dem Sudetenland und später – 1956 – für Flüchtlinge aus Ungarn gehörte. Sie regte auch viele Hilfsaktionen für Bedürftige zur Bewältigung des Alltags an. So veranstaltete die „Volkshilfe“ Ottakring als erste am Heiligen Abend eine Weihnachtsfeier für Einsame. Außerdem wirkte A. M. bei der Organisation von Erholungsaktionen für Kinder und Erwachsene mit und übernahm immer wieder Aufgaben in der Hilfe für Gastarbeiter und ihre Familien.

Ausz.: 1959 Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich.

Qu.: Archiv der SPÖ Ottakring.

L.: Volkshilfe, Mitteilungsblatt des Österreichischen Fürsorge- und Wohlfahrtsverbandes „Volkshilfe“, 6. Jg. Nr. 4, Dezember 1957, 2f., Leistung und Vorschau Volkshilfe, Herbst 1970, Leistung und Vorschau Volkshilfe, Jänner 1973, WZ, 17. März 1959, 1.

Traude Bollauf