Meisel-Heß (Pseud.) Grete, geb. Meisel, verh. Hess, verh. Gellert, Ps. Diotima; Fachschriftstellerin, Frauenrechtsaktivistin, Sexualreformerin

Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 18.4.1879
Gest. Berlin, Deutsches Reich, 18.4.1922

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Leopold Meisel-Hess, Fabrikant; Mutter: Julie, geb. Freud. Wuchs wohlbehütet in einem begüterten Elternhaus auf.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1909 Heirat mit dem Architekten Oskar Gellert, die Ehe wurde bald geschieden.

Ausbildungen: Kam mit 10 Jahren in die Erziehungsanstalt in Prachatitz im Böhmerwald. Studium der Philosophie, Soziologie und Biologie an der Universität Wien.

Laufbahn: Kam mit 14 Jahren nach Wien, lebte seit 1908 in Berlin. G. M.-H. setzte sich seit der Jahrhundertwende in ihren theoretischen Publikationen detailliert und kritisch mit der „sexuellen Frage“ auseinander: Mutterschaft und Mutterschutz, Bevölkerungspolitik und Rassenhygiene, Prostitution und Doppelmoral, moralische Entwürfe von Liebe und Ehe. Sie rezipierte kritisch Vertreter der Sexualwissenschaft wie Krafft-Ebing, Freud und vor allem Weininger. G. M.-H. war in der Mutterschutz- und Sexualreformbewegung aktiv, ging hierin aber nicht mit allen Forderungen und Utopien der darin vertretenen Frauen konform. Sie setzte vielfach Momente einer sexuellen Ethik gegen die Ideologie der freien Liebe. Verfasste auch Gedichte, Novellen, Romane und kritische Essays zur Frauenemanzipation. Schrieb Beiträge für die „Neue Freie Presse“, das „Wiener Tagblatt“, und die „Arbeiter-Zeitung“.

W. u. a.: „Generationen und ihre Bildung (Bilder, Bildner). Essay“ (1900), „Suchende Seelen. Drei Novellen“ (1903), „Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche ‚Geschlecht und Charakter‘ geäußerten Anschauungen über die ‚Frau und ihre ‚Frage‘‘“ (1904), „Die sexuelle Krise. Eine sozial-psychologische Untersuchung“ (1909), „ Sexuelle Rechte“ (1912), „Hebbel und die Frauen. Die neue Generation 9“ (1913), „Betrachtungen zur Frauenfrage“ (1914), „Das Wesen der Geschlechtlichkeit. Die sexuelle Krise in ihren Beziehungen zur sozialen Frage und zum Krieg, zu Moral, Rasse und Religion und insbesondere zur Monogamie. 2 Bde.“ (1916), „Die Bedeutung der Monogamie“ (1917), „Die Ehe als Erlebnis“ (1921)

L.: Anderson 1994, Bettelheim 1897-1917, BLÖF, Brümmer 1913, Giebisch 1949, ÖBL, ÖNB 2002, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Spreitzer 1999, Sudhoff 2005, www.onb.ac.at/ariadne/