Matt Elisabeth; Astronomin

Geb. Wien, um 1762
Gest. Brunn am Gebirge, NÖ, 1.3.1814

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ignaz von Humelauer (kaiserl. Leibmedicus); Mutter: Maria Elisabeth Humelauer.

LebenspartnerInnen, Kinder: Verh. m.: Franz Matt, k. k. Regierungsrat, u. Ignaz Matt, niederösterr. Regierungsrat. Töchter: Charlotte Capellini, Maria v. Finkenstein, Wilhemina v. Finkenstein; (vermtl.) Lebensgefährte: Johann Tobias Bürg (1766-1824), Astronom.

Ausbildungen: Privatunterricht durch Jesuiten an der Universitätssternwarte Wien.

Laufbahn: Nachdem sie ersten Unterricht vermutlich durch Anton Pilgram S. J. an der Universitätssternwarte Wien erhalten hatte, wurde E. M. von Sternwartedirektor Franz de Paula Triesnecker S. J. seinem Adjunkten Johann Tobias Bürg überantwortet. Gemeinsam mit Bürg führte sie ab 1808 im Zuge der Landesvermessung Mitteldeutschlands positionsastronomische Messungen durch. Stationen waren das Fichtelgebirge, Carlsbad, gemeinsam mit dem Prager Astronomen Alois David nahm sie die Triangulierung der französischen Oberpfalz vor. Wieder nach Wien zurückgekehrt, führte sie Ortsbestimmungen im Harrachschen Schloss in Bruck an der Leitha, aber auch auf zahlreichen anderen Adelssitzen und Klöstern durch.

Am Wiener Gesellschaftsleben nahm sie als Gast im Salon der Karoline Pichler regen Anteil. In ihrem Innenstadtdomizil führte sie selbst einen Salon, in dem Schillers „Braut von Messina“ gelesen wurde und unterhielt Kontakt zu Freimaurerkreisen und Jakobinern.

Am Lebensabend hatte sie ein Haus in Brunn am Gebirge als Sommerdomizil erworben, für das sie eigens Instrumentarium von Reichenbach aus Deutschland anforderte.

E. M. beschäftigte sich vor alle mit Positionsastronomie; Privatsternwarte in der Innenstadt Wiens: Schullerstraße (16° 22’ 40’’ östl. Länge u. + 48° 12’ 32’’).

An der Universitätssternwarte fungierte sie als Mäzenatin. Joseph Johann Littrow erwarb aus dem Nachlass ihr Instrumentarium für die Universitätssternwarte (10-Zoll-Sextant von Troughton, Arnold-Chronometer Nr. 59 aus dem Nachlass Anton Pilgrams sowie Teilnachlass von Maximilian Hell).

E. M. unterhielt Kontakt und Briefwechsel zu einigen bedeutenden Astronomen Deutschlands, deren Bekanntschaft sie im Rahmen ihrer Vermessungstätigkeit gemacht hatte. Zu ihnen gehören der Direktor der auf dem Seeberg beheimateten Sternwarte Franz Xaver von Zach, der Münchner Optiker Georg Friedrich Reichenbach und auch der Sternwartedirektor in Ofen, Johann Pasquich S. J.

Zitate: Bode in seinem „Astronomischen Jahrbuch“ 1814: „sie verdient unter den Frauen, die die Sternkunde getrieben, einen ehrenvollen Platz.“ (S. 253)

Caroline Pichler bezeichnete sie in ihren „Denkwürdigkeiten“ als „eine sehr gebildete, sogar gelehrte Dame“ (S. 408)

Qu.: ÖSta, AVa, Verlassenschaftsabhandlungen u. Testamente des n.ö. Landrechtes; WStLa, Portheimkatalog, Buchstabe M; ebda, Totenprotokoll Gemeinde Wien 1814, Buchstabe M; ebda, Memorabilen 1814-1839 [Handschriften 112/1], S. 17; ebda, Paul Harrer von Lucienfeld, Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Typoskript, Bd. 6, 2. Tl. 2. Aufl. (Wien 1957) [W190/16], S. 422; Wienerisches Diarium 1814, S. 262, Intelligenzblatt 1079 (Nachlassconvokation), Maria G. Firneis, fünfseitiges Manuskript mit Schriftenverzeichnis.

W. (laut M. G. Firneis): „[Johann Tobias Bürg], Sequentes observationes … Positionsangaben Pallas und Juno (1804). In: Ephemerides Astronomicae 1806“ (1805), „Längen- und Breitenbestimmung dreier Örter im Unterösterreichischen. In: Johann Elert Bode, Astronomisches Jahrbuch auf das Jahr 1812“ (1809), „Geographische Ortsbestimmung des Schneeberges im Fichtelgebirge u. einiger anderer Örter. In: Franz Xaver Zach, Monatliche Correspondenz zur Beförderung der Himmelskunde 21 bis 23“ (1809), „Geographische Ortsbestimmung der Kreisstadt Elnbogen in Böhmen unweit Carlsbad. In: Zach, Monatliche Correspondenz 22“ (1810), „Beobachtung der Bedeckung des Cnc am 10. Mai 1810 in Bruck a. d. Mur und Tau am 31. März 1808 in Baden. In: Zach, Monatliche Correspondenz 23“ (1811), „Längenbestimmung von Wien und Baden aus der Bedeckung von Tau. In: Schumacher, Astronomische Nachrichten 125“ (1827)

L.: Blümml 1914, Bode 1811, Gopčević 1898, Firneis 1993, Firneis 1994, Haan 1988-1992, Haupt/Holl o. J., Keckeis/Olschak 1854, Ma-Kircher/Brosche 2001, Pärr 2001, Poggendorff 1856), Taschenbuch für den weiblichen Adel 1788, Wurzbach 1857

Nora Pärr