Maria Theresia; Erzherzogin von Österreich und Kaiserin, nannte sich ab 1745 „römische Kaiserin“, Königin von Ungarn und Böhmen
Geb. Wien, 13.5.1717
Gest. Wien, 29.11.1780
Herkunft, Verwandtschaften: Sie war die älteste Tochter von Kaiser Karl VI. und Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel.
LebenspartnerInnen, Kinder: Ab 12.2.1736 mit dem 9 Jahre älteren Herzog Franz Stephan von Lothringen (ab 1737 Großherzog von Toskana, ab 1745 als Franz I. Kaiser, brachte den Namen Habsburg-Lothringen) vermählt, 1765 verwitwet. Sie gebar 16 Kinder: Maria Elisabeth (1737-1740), Maria Anna (*1738), Maria Karolina (*†1740), der Kronprinz und spätere Kaiser Josef II. (*1741), Marie Christine (*1742), Maria Elisabeth (*1743), Karl Josef (*1745), Maria Amalia (*1746), Peter Leopold, der spätere Kaiser Leopold II. (*1747), Maria Karolina (*1752), Ferdinand Karl Anton (*1754), Marie Antoinette (*1755), und Maximilian Franz (*1756).
Laufbahn: Sie lernte musizieren und tanzen, hatte gute Kenntnisse von Stil und Inhalt klassischer Autoren, lernte neben dem Latein ihrer Jesuiten-Erzieher die traditionellen Sprachen des Wiener Hofes, Spanisch, Italienisch und auch Französisch, das sich anschickte, die beiden anderen romanischen Sprachen zu verdrängen. Der Geschichtsunterricht vermittelte ihr auch geografische Kenntnisse und lieferte lehrreiche Beispiele für gute und für schlechte Regenten. Mit den Regierungsgeschäften machte sie ihr Vater nicht vertraut. Obwohl auch M. Th. aus dynastiepolitischen Gründen verheiratet wurde, soll ihre Ehe doch recht glücklich gewesen sein. Mit einem ausgeklügelten Vertragswerk, der Pragmatischen Sanktion, hatte Karl VI. das Erbe seiner Tochter sichern wollen. „Indivisibiliter et inseparabiliter“ − unteilbar und untrennbar − lautete der Grundsatz, der die Monarchie in ihrer Gesamtheit bewahren sollte. Doch als die 23-jährige M. Th. nach Karls VI. Tod 1740 die Regierung übernahm, musste die junge Herrscherin zunächst ihr Erbe verteidigen. Schlesien und kleinere Gebiete in Italien gingen in den Kriegen gegen Preußen und während des Österreichischen Erbfolgekrieges verloren, Heer und Staat waren reformbedürftig. Sie schuf den einheitlichen modernen Verwaltungs- und Beamtenstaat und eine zentrale Staatsgewalt, reformierte Heeres- und Finanzwesen und errichtete Grundschulen. Den Einblick in die Praxis der Politik bekam sie durch ihren Ehemann und lernte auch so die Regierungsweise ihres Vaters kritisch zu beurteilen. Allerdings führten Durchführung und Durchsetzung der Reformen wiederholt zu Spannungen und Auseinandersetzungen mit ihrem ältesten Sohn, Joseph, den sie 1765 zum Mitregenten machte. Die 16 Kinder, die M. Th. zur Welt gebracht hatte, waren vor allem auch ein Segen für die Erblande und ihre Politik. Als eines der wichtigsten Ziele betrachtete sie die Überwindung der ErbfeindInnenschaft zwischen HabsburgerInnen und BourbonInnen, den beiden mächtigsten HerrscherInnengeschlechtern des Abendlandes. Sie versorgte die wichtigsten katholischen FürstInnenhöfe mit ihren Töchtern und Söhnen als EhepartnerInnen und wurde zur „Schwiegermutter“ Österreichs. Gründete 1755 in Prag das Damenstift auf dem Hradschin zu Prag und 1765 das Damenstift an der Burg zu Innsbruck.
W.: „Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde, 4 Bde., hg. Alfred von Arneth“ (1881), „Maria Theresia und Joseph II. Ihre Korrespondenz samt Briefen Josephs an seinen Bruder Leopold, 3 Bde., hg. Alfred von Arneth“ (1867-1868), „Maria Theresia. Briefe und Aktenstücke in Auswahl, hg. Friedrich Walter“ (1968), „Marie Antoinette. Correspondance secrete entre Marie-Therese et le Comte de Mercy-Argenteau, avec les lettres de Marie-Therese et de Marie-Antoinette, hg. Alfred von Arneth und M.A. Geofrey. 3 Bde.“ (1874-1875)
L.: Andics 1999, Autengruber 1995, Gampl 1960, Hamann 2001, Hildebrandt 2002, www.aeiou.at