Maria Karolina, Marie Charlotte; Königin von Neapel-Sizilien

Geb. Wien, 13.8.1752
Gest. Hetzendorf bei Wien, NÖ, 8.9.1814

Herkunft, Verwandtschaften: M. K. war der dreizehnte Spross von Kaiser Franz I. Stefan und Maria Theresia. Ihre Lieblingsschwester wurde 1793 in Frankreich hingerichtet.

LebenspartnerInnen, Kinder: Sie heiratete 1768 durch Prokuration in Wien den 17-jährigen König Ferdinand IV. (III.) von Neapel-Sizilien (1751-1825), als König beider Sizilien Ferdinand I. Drei Monate nach ihrem Tod heiratete Ferdinand seine langjährige Begleiterin Lucia Migliaccio e Borgia. M. K. gebar siebzehn Kinder, darunter Maria Theresia, die 1790 den späteren Kaiser Franz II. (I.) heiratete; Marie Luise, vermählt mit Ferdinand von Toskana; und den späteren König Franz I. von Neapel-Sizilien (1777 bis 1830).

Laufbahn: Die junge Königin versuchte nicht nur, Einfluss auf ihren Gatten und die Regierung zu erlangen, sondern dadurch auch Ordnung im Staat zu schaffen. Der Königin gelang es durch kluges Taktieren im Laufe der Zeit, die Leitung der Geschäfte stärker an sich zu ziehen, ohne jedoch bei der Auswahl ihrer Ratgeber eine gute Hand zu beweisen. Auf ihr Betreiben wurde eine Akademie der Wissenschaften gegründet und es wurden einige Reformwerke eingeleitet, so etwa bei der Marine. Die Königin lehnte sich immer mehr an England an, da von habsburgischer Seite keine Hilfe zu erwarten war. Die Gattin des englischen Botschafters, Lady Emma Hammilton, war ihr behilflich. 1796 drang Napoleon in Oberitalien ein. M. K. hasste und bewunderte ihn zugleich. Zwei Jahre später erklärte Neapel der französischen Republik den Krieg. Der von M. K. initiierte Versuch, den von den Franzosen besetzten Kirchenstaat zu befreien, schlug fehl. 1798 musste die Königsfamilie mit Hilfe des englischen Admirals Lord Horatio Nelson nach Palermo fliehen. Von dort aus versuchte die Königin, den Widerstand gegen Napoleon zu organisieren, verließ jedoch im Juni 1800 Sizilien und reiste nach Wien, um politische und militärische Hilfe zu erreichen. Sie stieß aber auf geringe Gegenliebe. 1802 kehrte das Königshaus für kurze Zeit nach Neapel zurück, immer wieder von Napoleons Politik bedrängt. Unter dem Vorwand der Bedrohung des Königreichs durch die Engländer und Russen sowie der Aufrüstung von Neapel-Sizilien und der starken Rolle der französischen Emigranten in diesen Landen, übte der nunmehrige Kaiser der Franzosen Druck auf M. K. aus. Die Königin versuchte vom Zaren Hilfe zu erhalten, um in weiterer Folge auch auf Österreich einwirken zu können − da fiel Nelson 1805 bei Trafalgar und damit eine große Stütze der Königin. Anfang 1806 sah sich M. K. von allen Helfern im Stich gelassen und musste neuerlich Neapel in Richtung Palermo verlassen. Nach ihrer Flucht vor den Franzosen musste sie 1813 auf Druck der Engländer nunmehr auch Sizilien verlassen und reiste ohne ihre Familie über Konstantinopel und Odessa nach Wien. Hier starb sie an den Folgen eines Schlaganfalles. Der Wiener Kongress bestimmte in seiner Schlusskarte die Rückgabe Neapels an Ferdinand, womit das Vermächtnis von M. K. in Erfüllung ging.

L.: Conte Corti 1950a, Hamann 2001, Tamussino 1991, www.aeiou.at