Maria Elisabeth; Erzherzogin und Äbtissin

Geb. Wien, 13.8.1743
Gest. Linz, OÖ, 22.9.1808

Herkunft, Verwandtschaften: M. E. war die Tochter von Kaiser Franz I. Stefan und Maria Theresia.

Laufbahn: Das sechste Kind des Kaiserpaares galt als besondere Schönheit, wenn auch flatterhaft und ohne ausgeprägte Interessen. Die Blatternkrankheit machte 1767 dieser Schönheit ein Ende und zerstörte die Hoffnungen auf eine bedeutende politische Heirat. Pläne, die 23-jährige mit dem verwitweten König Ludwig XV. von Frankreich zu verheiraten, um die Beziehungen zu Frankreich zu festigen, scheiterten durch ihre Erkrankung, die sie drei Tage vor der Hochzeit ereilte. Ihr einziger Wunsch war, noch einmal in einem Spiegel ihr Gesicht bewundern zu dürfen. Sie überlebte die Krankheit zwar, doch ihre Schönheit war dahin. So wollte Ludwig XV. sie nicht mehr heiraten. Nach dem Tod Maria Theresias musste die unverheiratete M. E. wie ihre Schwestern Maria Anna und Marie Christine Wien verlassen, weil Kaiser Josef II. die „Weiberwirtschaft“ seiner Schwestern in Wien beenden wollte. Sie wurde von ihrer Mutter zur ersten Äbtissin eines adeligen Damenstiftes in Tirol ernannt. Aufgrund ihrer Herkunft und durch eine sehr starke persönliche Autorität wurde sie zu einer Art letzten Tiroler Landesfürstin. 1796 paradierten sogar die gegen die Franzosen ziehenden Schützen und Landstürmer vor ihr.

Als Äbtissin in Innsbruck (1781-1806) entwickelte sie sich wegen ihrer scharfen Zunge zum gefürchteten Original. Auch bei ihren Familienbesuchen legte sie sich keinerlei Zwang auf, nannte ihren Neffen, Kaiser Franz II., einen „Lümmel“, seinen Bruder Rainer „Ochs“, Erzherzog Ludwig „Duckmaus“ und den noch jugendlichen Rudolf, den späteren Erzbischof von Olmütz, „Nestsch…ßl“. Zu den verunstaltenden Blatternarben im Gesicht kam im Alter noch eine starke Korpulenz und ein dreifacher Kropf, der der hässlichen Erzherzogin den Namen „kropferte Liesl“ einbrachte. Im Jahre 1805 floh sie vor den Truppen Napoleons I. nach Linz, wo sie auch starb. Das Kloster wurde drei Jahre später während der Besatzung Innsbrucks durch die Bayern aufgelöst. Ihr Grab befindet sich im Alten Dom in Linz.

L.: Hamann 2001, Weissensteiner 1991