Maria Antonia; Kurfürstin von Bayern

Geb. Wien, 18.1.1669
Gest. Wien, 24.12.1692

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter von Kaiser Leopold I. und Margarita Teresa von Spanien. Der letzte spanische Habsburger, König Karl II., blieb ohne Kinder. Aus diesem Grunde war nach den gültigen Erbverfügungen M. A. als das einzige lebende Kind der Kaiserin Margarita (der Schwester Karls II.) erbberechtigt. Im Interesse der Einheit des Gesamthauses Österreich suchte man in Wien die dynastische Vereinigung zu beschleunigen. In einem Heiratsvertrag von 1676 wurde die Ehe zwischen Karl II. und der 7-jährigen M. A. vereinbart, kam aber durch die Veränderung der Kräfteverhältnisse in Spanien und den Einfluss der europäischen Mächte nie zustande.

LebenspartnerInnen, Kinder: Im Jahre 1685 heiratete sie den bayrischen Kurfürsten Max II. Emanuel, der 1684 als Bewerber auftrat und mit dem sie eine rein politische Ehe führte. Er war damals 23 und sie 16 Jahre alt. Im Ehekontrakt wurde ein Heiratsgut von 100 000 Gulden und eine Ausstaffierung der Braut von 200 000 Gulden festgelegt. Wichtiger aber war, dass M. A. und Max Emanuel auf das spanische Erbe mit Ausnahme der Niederlande, die dem Kurfürsten in Aussicht gestellt wurden, verzichten mussten. Max Emanuel fiel dies nicht schwer, da seine Frau Infantin von Spanien blieb und der Vertrag rechtliche Mängel aufwies. Er behielt als Nahziel das spanische und als Fernziel das österreichische Erbe im Auge. Das Paar konnte nicht gegensätzlicher sein: Max Emanuel, heißblütig und lebhaft kam mit der schüchternen und zarten M. A. nie zurecht. Gleichwohl bereitete er ihr mit dem Einzug in München eine Serie von großartigen Festen. Die große Huldigungs-Oper von Agostino Steffani und Terzargo (Text) „Servio Tullio“ wurde als Musiktheater zu einem großen Ereignis des 17. Jahrhunderts. Max Emanuel zog bedeutende Künstler an seinen Hof und ließ von Enrico Zuccali für M. A. das Wasserschloss Lustheim bauen. Die 17-jährige Kurfürstin konnte aber weder die Mätressenwirtschaft Max Emanuels abstellen, noch war sie dazu in der Lage, der strahlende Mittelpunkt des Hofes in dem ununterbrochenen Reigen der Feste zu sein. Als ihr Gatte 1692 Generalstatthalter der Niederlande wurde und nach Brüssel reiste, begab sich die schwangere Kurfürstin zu ihrem Vater nach Wien, wo sie 1692 den sehnsüchtig erwarteten bayrischen Erben Josef Ferdinand zur Welt brachte. Sie starb am Weihnachtsabend desselben Jahres an Kindbettfieber. Ihr Sohn wurde in der Residenzstadt erzogen, die bayrischen Stände sahen in ihm einen Garanten für das Kurfürstentum, er starb jedoch 1699.

L.: Hamann 2001