Maria Anna (Mariana Teresa de Austria); Königin und Regentin von Spanien
Geb. Wiener Neustadt, NÖ, 23.12.1634
Gest. Madrid, Spanien, 16.5.1696
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter von Kaiser Ferdinand III. und der Infantin Maria.
LebenspartnerInnen, Kinder: Nachdem die beabsichtigte Ehe mit ihrem Cousin, dem spanischen Kronprinzen Baltasar Carlos durch dessen frühen Tod 1646 nicht zustande kam, heiratete M. A. 1649 dessen Vater. M. A. wurde die zweite Frau ihres um fast 30 Jahre älteren Onkels König Philipp IV. von Spanien, den Lieblingsbruder ihrer Mutter. Von ihren fünf Kindern wurden nur zwei erwachsen: Margarita Teresa (*1651), heiratete später ihren Onkel; Kaiser Leopold I.; und Karl (II.), (*1661) war der letzte spanische König aus habsburgischem Geschlecht.
Laufbahn: Zehn Jahre lang, vom Tod ihres Gemahls 1665 bis zur Volljährigkeitserklärung ihres Sohnes Karl 1675, führte M. A. die vormundschaftliche Regierung und behielt auch später Einfluss auf die spanische Politik. Während der ersten Jahre ihrer Regentschaft stützte sie sich auf den Rat ihres Erziehers und Beichtvaters, des oberösterreichischen Jesuitenpaters Nithard, den sie zum General-Inquisitor des Reiches machte. Durch dessen innenpolitische Fehlentscheidungen (u. a. Verbot von Theatervorstellungen und Stierkämpfen) und außenpolitische Misserfolge (1668 Anerkennung der Unabhängigkeit Portugals und Verzicht auf Teile der spanischen Niederlande) bildete sich gegen Nithard eine Opposition unter der Führung von Philipps IV. populären „Bastardsohn“ Juan José de Austria, der 1669 die Absetzung Nithards erreichte. M. A. verstand es aber, Don Juan von der Regierung fernzuhalten und setzte mit Hilfe ihres neuen Günstlings Fernando Valenzuela die Regentschaft fort. Auch der neue Favorit, der seine Stellung bei Hof zur persönlichen Bereicherung nutzte, rief den Widerstand von Teilen des Adels und der Geistlichkeit hervor. Die Opposition hoffte, nach der Volljährigkeit Karls II. die Herrschaft von Königin-Regentin und Günstling beenden zu können. Zwei Tage vor seinem vierzehnten Geburtstag, der ihn nach väterlichem Testament zur selbständigen Herrschaft ermächtigte, verweigerte der junge König seiner Mutter die Unterschrift unter ein Dokument, das seine Volljährigkeit wegen mangelnder geistiger und körperlicher Fähigkeiten zwei Jahre hinauszögern sollte. Nach strengen Ermahnungen gelang es M. A. jedoch, ihren Sohn zur Trennung von der Opposition zu bewegen. Auch als die Regentschaft formell beendet war, behielten M. A. und Valenzuela ihren Einfluss, bis beide 1677 von Juan José de Austria vom Hof verbannt wurden. Nach dem Tod des Don Juan José 1679 kehrte M. A. nach Madrid zurück und traf für den geistesschwachen Sohn − später in Konkurrenz zu dessen zwei Ehefrauen Marie Louise von Orléans und Maria Anna von Pfalz-Neuburg − politische Entscheidungen. In der Nachfolgediskussion um die spanische Krone trat sie für ihren Urenkel Josef Ferdinand von Bayern ein, den Enkel ihrer Tochter Margarita Teresa und Kaiser Leopolds I. Der vorgesehene spanische Erbe starb jedoch siebenjährig.
L.: Andics 1999, Hamann 2001, Hume 1921