Margarethe von Cilli; Frau des Grafen Hermann von Montfort-Pfannberg († 1444), Frau des Herzogs Wlodek von Teschen-Glogau († 1460)

Geb. ?
Gest. 22.7.1480

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Unklar ist, ob M. aus der ersten Ehe Hermanns III. von Cilli (†1426) mit Elisabeth von Abensberg (†1423), Tochter Johanns von Abensberg in Niederbayern (†1401), Witwe nach Ulrich II. von Schaunberg (†1398), was als wahrscheinlicher gilt, oder aus der zweiten Ehe mit Beatrix von Bayern-München (†1447), Tochter Herzog Ernsts von Bayern-München und Pfalzgraf bei Rhein (†1438) entstammte. Verheiratet in erster Ehe mit Graf Hermann von Montfort-Pfannberg (†1444), in zweiter Ehe mit Herzog Wlodek von Teschen-Glogau (†1460); Kinder: aus erster Ehe: Georg (†1447); Hans (†1469), verheiratet mit einer Tochter des böhmischen Feldhauptmanns Jan Witovec; Hermann II. von Montfort-Pfannberg (†1482), verheiratet mit Cäcilie von Lichtenstein-Muhrau.

Laufbahn: M. entstammte väterlicherseits der Grafenfamilie von Cilli. Das ursprüngliche Hochfreiengeschlecht „von Sannegg“ (seit 1173 nach der vermutlich zwischen 1130 und 1139 auf Eigenbesitz südwestlich von Traßlau errichteten Burg), war durch den Erwerb von Burgherrschaft und Markt Cilli aus dem Erbe der Kärntner Grafen von Heunburg als zentralem Ort des gesamten Sanngebietes in den Grafenstand aufgestiegen (1341 und 1372 erneute Erhebung). Dieser Aufstieg war begleitet von ehelichen Verbindungen nach Bosnien, Ungarn und Polen. Ausschlaggebend für ihren zunehmenden Machtzuwachs war das Verhältnis Hermanns II. von Cilli, M.s Großvater zu Sigismund von Luxemburg, dem erstgeborenen Sohn aus der vierten Ehe Kaiser Karls IV. (†1378) mit Elisabeth von Pommern (†1393), und seit 1387 ungarischer, seit 1410/11 römisch-deutscher und seit 1420 böhmischer König. M.s Tante, Barbara von Cilli (†1451), war die zweite Frau Sigismunds. Die Grafen von Cilli (seit 1436 Reichfürsten) waren zu einem ökonomischen und poltischen Machtfaktor im gesamten südosteuropäischen Raum geworden.

M.s Vater Hermann III. starb noch zu Lebzeiten des Vaters, des mächtigen Hermann II. von Cilli (†1435). Hermann III. kam durch einen Sturz von Pferd am 30. Juli 1426 ums Leben. Hermann III. war zwei Mal verheiratet; in erster Ehe mit Elisabeth von Abensberg (†1423), Tochter Johanns von Abensberg in Niederbayern (†1401), Witwe nach Ulrich II. von Schaunberg (†1398), und seit 1424 in zweiter Ehe mit Beatrix von Bayern-München (†1447), Tochter Herzog Ernsts von Bayern-München und Pfalzgraf bei Rhein (†1438). Welche der beiden Frauen nun M.s Mutter war, ist nicht überliefert, nur dass Hermann eine Tochter bei seinem Tod zurückließ. Aufgrund der weiteren von M. bekannten Daten, wird mit der größeren Wahrscheinlichkeit Elisabeth von Abensberg als ihre Mutter angenommen. Möglicherweise verbrachte sie in Bayern auch Jahre ihrer Erziehung, denn als hochbetagte Herzogin von Glogau, hat sie ihrem Schreiber Johann und seiner Frau Anna einen erblichen Zins vermacht. In diesem Zusammenhang wird auch erwähnt, dass sie diese aus dem Lande Bayern und der Stadt München mit sich hierher gebracht hatte und von Kind auf bei sich erzogen hatte.

M. v. C. heiratete in erster Ehe Graf Hermann von Montfort-Pfannberg (†1444), den Enkel des Minnesängers Hugo von Montfort (†1423). Zwischen den Cilliern und den Pfannbergern gab es schon früher eine Eheverbindung. M.s Onkel Hans von Cilli (†1372) war mit Margarethe von Pfannberg (†1396) verheiratet. Als Witwe heiratete Margarethe von Pfannberg Hugo von Montfort, dessen erste Ehe diese Verbindung war. Wann die Hochzeit zwischen M. v. C. und Hermann von Montfort-Pfannberg genau stattfand, ist nicht bekannt.

Aus der Ehe M.s v. C. mit Hermann von Pfannberg gingen vier Kinder hervor. Hermann, Georg, Hans und Barbara. Georg starb 1447 in jungen Jahren. Hans mit einer Tochter des Feldhauptmanns Jan Witovec verheiratet starb 1469, ohne Kinder zu hinterlassen. Hermann II. von Montfort-Pfannberg (†1482) war mit Cäcilie von Lichtenstein verheiratet und setzte die Linie Montfort-Bregenz fort.

M. v. C. verlor ihren Mann 1444. Noch Ende desselben Jahres ging sie erneut eine Ehe ein und zwar mit dem Herzog Wlodek von Teschen und Herrn der halben Stadt und des halben Fürstentums Glogau. Sie war etwa Mitte Dreißig und der Herzog etwa ein Jahrzehnt jünger als sie. Über die näheren Umstände, die zur Heirat führten, ist nichts bekannt. Möglicherweise hatten die Beziehungen, die der Fürstenhof in Teschen zum ungarischen Königshof und zu Kaiser Friedrich III. (1453-1493) unterhielt, eine Rolle gespielt. Die Heirat bedeutete für M. eine Rangerhöhung. Die Herzogin kam am 6. Februar 1445 nach Glogau. Aus der Zeit, die sie fünfzehn Jahre bis 1460 an der Seite ihres Mannes verbrachte ist nicht viel bekannt. Die Ehe blieb kinderlos. Bekannt ist ein Freibrief des Herzogspaares für die jüdische Bevölkerung in ihrem Stadtteil von 1450. Von ihrer Frömmigkeit zeugen kirchliche Stiftungen. 1463 erwirkte M., die Erlaubnis für eine theophorische Prozession an jedem Donnerstag. 1465 ließ sie Berhardiner, eine strenge Richtung der Franziskaner, nach Freystadt (Wschwa) kommen und die Peter- und Pauluskirche mit einem kleinen Kloster bauen. Die zwanzig Jahre ihrer Witwenschaft verbrachte sie in Glogau. Herzog Kasimier von Teschen (†1528), der Nachfolger im Herzogtum, trat seinen Anspruch auf die sogenannte königliche Hälfte vom Glogau im Tausch gegen das Land Kosel an König Matthias Corvinus von Ungarn (1458-1490) ab. Der Besitzer der sogenannten herzoglichen Hälfte Herzog Hans II. von Sagan (†1504) wollte auch die königliche Hälfte an sich bringen und leitete das traurige Ende von M. in Glogau ein. Er belagerte M. in ihrer Burg und trotz der Unterstützung der Bevölkerung, Herzog Kasimiers und anderer schlesischer Fürsten, musste die Herzogin am 30. April 1480 um Frieden bitten. Die Herzogin verließ mit ihrem Gefolge am nächsten Tag die Stadt und ließ sich in der ihr gehörigen Stadt Guhrau (Góra Śląska) nieder, wo sie am 22. Juli desselben Jahres verstarb.

Mit M. v. C. war die letzte weibliche Angehörige des mit seinem letzten und bedeutendsten männlichen Vertreter Ulrich von Cilli (†1456) an den Gipfelpunkt seiner Macht gelangenden, zum Typus der internationalen Hocharistokratie gehörenden, die Politik Südosteuropas wesentlich prägenden Adelsgeschlecht dahingeschieden.

Bereits elf Jahre vor ihrem Tod hatte M. verfügt, dass sie in der Kollegiatskirche in Glogau begraben werden sollte. Damit reihte sie sich in eine bereits bestehende Tradition ein. Die Glogauer Kollegiatskirche war eine herzogliche Stiftung und während des Zeitraums vom 13. bis zum 15. Jahrhundert zu einer Fürstennekropole geworden. Im Kirchenchor befanden sich zur Zeit M.s zwei vollplastische an der Wand stehende Standbilder – von Herzog Konrad I. (†1273/74) und seiner Frau Salome (†1274) sowie ein Tumbagrab der Herzogin Mechthild (†1318).

Die Grabplatte des von M. vermutlich selbst in Auftrag gegebenen Grabmonuments, das wohl im Hauptchor stand, wurde 1893 aufgefunden. Das Grabmal der M. wurde vor der Jahrhundertmitte des 18. Jahrhunderts beseitigt und der Sarkophargdeckel in die Gruft unter der Marienkapelle gelegt. 1894-1895 wurde die Restaurierung und Zusammenfügung der acht Teile der Grabplatte durchgeführt und in der Nordwand der Vorhalle, die das Langhaus der Kirche mit dem Turm verbindet, eingemauert. Die Grabplatte, aus kleinkörnigem Sandstein gemeißelt, von einer Höhe von 254 und einer Breite von 170 Zentimeter, ist größer als alle anderen bekannten mittelalterlichen schlesischen Grabplatten. Die Inschrift, die die Platte umläuft, befindet sich in einem breit gefassten Rand. Die 190 Zentimeter lange Figur der Herzogin füllt das mittlere Rechteck der Platte aus. Die Herzogin wird gemäß der mittelalterlichen sepulkralen Darstellung präsentiert, einerseits liegend, den Tod suggerierend, mit einem Kissen unter dem Kopf und mit gekreuzten Händen mit einem Rosenkranz über dem Bauch, andererseits stehend, bezugnehmend auf die irdische Repräsentanz, mit offenen Augen, frei herabfallendem Gewand und Suppedaneum. Das Kleid der Herzogin hat ein nur teilweise sichtbares Dekolleté, einen enganliegenden Gürtel mit Fischgrätstruktur. Ihre ganze Gestalt wird von einem weiten, großen Mantel umhüllt, der in langen, vertikalen, sanft ausgestellten Falten zu Boden fällt. Kopfbedeckung ist ein Tuch mit Binde und die ausladende herzogliche Mitra, typisch für Darstellungen der schlesischen Herrscher seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Links vom Kopf ist das Wappen der Grafen von Cilli angebracht, verkehrt dargestellt. Es schließt mit einem Helm unter Krone und mit Federschmuck ab. Die die Platte umlaufende Inschrift beginnt am Rand über den Kopf der Herzogin. Ihr Verlauf ist entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Ergänzung dazu findet sich in dem für das Grabbild bestimmten Feld. Sie lautet: Anno d[omi]ni m° ccc° l ccc° xxx° / xxii me[nsis] iuly / obiit ilustris[sima] d[omi]na Margarete ducissa slesie et domina maioris glogouie nec non comitissa cilie. Der außerhalb der Inschriftenzone liegende Todestag befindet sich ganz in der Nähe der Jahreszahl (Abb.: Kacmarek, 387, Abb. 2).

L.: Dopsch 1974/75, Fugger Germadnik 1999, Gottschalk 1971, Kacmarek 1999

Ingrid Roitner