Manner Friederike, verh. Brauchbar, Ps. Martha Florian; Schriftstellerin und Lektorin

Geb. Wien, 19.12.1904
Gest. Wien, 6.2.1956

LebenspartnerInnen, Kinder: Kinder: Elisabeth und Georg. Ihr Ehemann Dr. Hans Brauchbar (1890-1941), Arzt, musste als Jude im November 1938 seine Arztpraxis in Wien aufgeben, die auch als Wohnung für die Familie diente. Im Oktober 1941 wurden in Sabac/YU alle österreichischen Emigranten, die sich zu dieser Zeit in der Stadt befanden, als Vergeltungsaktion für einen Partisaneneinsatz von den Nationalsozialisten erschossen. Unter ihnen war auch Hans Brauchbar.

Laufbahn: Wollte schon als Mädchen Schriftstellerin werden. Heiratete früh, bekam Kinder und musste für den Lebensunterhalt mit aufkommen. Schreiben wurde zum Nebenberuf. Engagierte Sozialistin. 1939 Emigration über die Schweiz nach Serbien. 1940 verwitwet, musste sie für sich und ihre Kinder alleine sorgen. Gedichte, Essays und kleine Erzählungen erschienen in Schweizer Zeitschriften, nach 1945 auch in Österreich. 1945 Rückkehr nach Wien, arbeitete als Journalistin, Lektorin und Rezensentin, u. a. ab 1950 für „Buch und Bücherei“, der Informationszeitschrift für Volksbibliothekare (Besprechungen von ExilautorInnen, u. a. Martina Wied). Mitarbeit „Österr. Tagebuch“. In ihrem Roman „Die dunklen Jahre“, der autobiografische Details ihrer Flucht nach Jugoslawien enthält und von der verzweifelten Einsamkeit des Exils spricht, setzt sich M. F. auch kritisch mit den Ursachen und der Vorgeschichte des „Anschlusses“ auseinander. Die gewaltsame Unterdrückung der Sozialisten durch den Austrofaschismus tritt gegenüber der Bedrohung durch Hitler in den Hintergrund. Desillusionierung, Passivität und Anpassungsfähigkeit kennzeichnen die Österreicher, die eine verantwortliche Mitschuld an dem nationalsozialistischen Einbruch tragen. Davon nimmt sie auch die sozialistische Bewegung nicht aus. 1955 Gedichte in der Anthologie „Dein Herz ist deine Heimat“.

Qu.: Tagblattarchiv/Personenmappe.

W.: „Die dunklen Jahre. Roman“ (1948), „Lesen − aber was?“ (1954)

L.: BolbecherKaiser 2000, McVeight 1988, Seeber-Weyrer o. J., AZ 7.2.1956