Magdalena, Erzherzogin von Österreich; Gründerin eines Damenstiftes

Geb. Innsbruck, Tirol, 14.8.1532
Gest. Hall, Tirol, 10.9.1590

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers Ferdinand I. und Anna von Böhmen und Ungarn. Schwestern: Katharina, Eleonore, Margarete (1536-1566), Barbara, Helena (1543-1574), Johanna.

Ausbildungen: M. genoss, wie in der Familie dieses in Aragón erzogenen Habsburgers üblich, eine äußerst gottesfürchtige und fromme Erziehung, der jedoch ein ansehnliches Bildungsprogramm zugrunde lag, wobei vor allem auf die musikalische Ausbildung, auf Sprachen und Handarbeit sehr viel Wert gelegt wurde. So erlernte M. Italienisch und Latein und selbstverständlich sprach die mit ihren Geschwistern in Tirol erzogene Erzherzogin auch Deutsch. Innsbrucker Pfarrorganisten unterrichteten M. sowohl in klavierartigen Instrumenten als auch in der Musiktheorie. Diese Erziehung prägte ihr Leben nachhaltig.

Laufbahn: 1546 musste M. mit dem königlichen Hof aus Innsbruck aufgrund des Vorrückens der Truppen des Schmalkaldischen Bundes unter Sebastian Schärtlin von Burtenbach, der den Plan verfolgte, die kaiserlich-päpstlichen Truppenwege zu unterbinden, evakuiert werden. 1547, mit 14 Jahren, verlor M. ihre Mutter, die oft fern ihrer Kinder gewesen war. Aus Prag 1551 zurückgekehrt, wurde die königliche Familie unter der Aufsicht des königlichen Hofmeisters Joseph von Lamberg im Schloß Hasegg in Hall untergebracht, da in der Innsbrucker Burg M.s Onkel, Kaiser Karl V., residierte; er wollte der zweiten Session des Trientner Konzils nahe sein. Doch der Aufenthalt in Tirol dauerte nicht lange, da sich Kurfürst Moritz von Sachsen mit seinen verbündeten protestantischen Truppen anschickte, die Grafschaft Tirol zu überfallen und den Kaiser politisch zu demütigen. Am 9. April 1552 wurden daher die Erzherzoginnen M., Katharina, Eleonore, Margareta, Barbara, Helena und Johanna vorerst nach Bruneck (Südtirol) in Sicherheit gebracht, um später nach Graz evakuiert zu werden. Noch zu Lebzeiten des Vaters äußerten die Erzherzoginnen M. und Margarete (1536-1566) den Wunsch, unverheiratet zu bleiben und eine Gemeinschaft frommer Damen gründen zu wollen, den Ferdinand nur schwer akzeptieren konnte. Seine zweitjüngste Tochter Helena (1543-1574) hingegen hielt der Kaiser aufgrund ihrer etwas schwächlichen Konstitution ohnehin als ungeeignet für eine Ehe. Diese drei Töchter entschlossen sich daher ein gottgeweihtes Leben zu führen und ein Stift − kein Kloster, sondern eine durch besondere Statuten geordnete Gemeinschaft − zu gründen. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahre 1564 legte M. das Gelübde der „ehelosen Keuschheit“ ab, trug zeit ihres Lebens nur noch Trauerkleidung und machte sich zielstrebig an die Gründung des „Königlichen Stiftes“ in Hall, das gleichgesinnten Frauen − sowohl adeliger als auch bürgerlicher Herkunft ein möglichst zurückgezogenes, frommes und gottgefälliges Leben unter Aufsicht der Jesuiten ermöglichen sollte. Am 12. Mai 1567 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung durch ihren Bruder Erzherzog Ferdinand II., dem Landesfürsten von Tirol. Neben dem Stift wurden ebenfalls eine Stiftskirche und ein Kolleg für die Gesellschaft Jesu errichtet. 1569 konnte das Gebäude von den Stiftsdamen bezogen werden. Beinahe einundzwanzig Jahre stand nun M. der Frauengemeinschaft als Leiterin vor. M. erwies sich als tatkräftige Gründerin, Organisatorin und Administratorin des Stiftes in Hall. Sie war nicht nur um das geistliche und leibliche Wohl der Stiftsdamen besorgt und wollte eine ausgezeichnete Versorgung für das Stift sicherstellen, sondern war auch bestrebt, die Besitzungen ihres Anwesens zu vergrößern und legte selbst bei der Instandhaltung der Gebäude und Gärten Hand an. Bis 1588 führte sie eigenhändig das Regelbuch des Haller Damenstiftes. Die Erzherzogin führte zwar ein größtenteils weltabgeschiedenes, jedoch kein weltfremdes Leben. Gespräche mit dem Grafen Portia hatten durchaus die hohe Politik zum Gegenstand, die sie als Habsburgerin wohl nicht zur Gänze ausblenden konnte. Neben der wirtschaftlichen Sicherstellung bemühte sich M. besonders um Aufbau und Erhalt einer Stiftsmusik und Stiftskapelle, die sehr bald schon zu einer der bedeutendsten im Lande wurde. In ihrem 1573 verfassten und 1590 erweiterten Testament vermachte M. alle Besitzungen, Zinsen und Einkommen den Stiftsfrauen. Tatkraft bewies M. nicht nur in der Führung der Frauengemeinschaft, sondern auch als Berichterstatterin der religiösen Lage in der Stadt Hall; sie stellte sich somit in den Dienst der von ihrem Bruder Erzherzog Ferdinand vehement betriebenen Gegenreformation. Anlässlich des Innsbrucker Stadtjubiläums von 1953 errichtete die Stadt Hall am Stiftsplatz ein Denkmal für die Gründerin des Damenstiftes, das 1783 von Kaiser Joseph II. aufgelöst wurde.

L.: Pfaundler 1983, Rapp 1858, Schütte 1941, Schweyger 1867. Weiss 1996, Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon: www.bautz.de