Lupac Margaretha; Inkassantin und Stifterin

Geb. Wien, 28.4.1910
Gest. 17.2.1999

M. L. wurde als Tochter von Wenzel Lupač am 28. April 1910 in Wien geboren. Der Vater stammte aus der kleinen Ortschaft namens Strachonowitz, dem heutigen Strachonovice, im Bezirk Teltsch in Mähren, wo er im Jahre 1856 geboren wurde. Er war als Kanzleidiener bei der Südbahn beschäftigt und verstarb im Jahr 1920. Die Mutter Maria wurde 1871 in Wien, Reindorf geboren; ihr Todesjahr war 1951.

Während des Zweiten Weltkrieges war M. L. als Rot-Kreuz-Helferin und Sachbearbeiterin für wehrwirtschaftliche Angelegenheiten tätig. Ihre Aufgabe bestand darin, österreichische Angehörige der Deutschen Wehrmacht aus Kasernen unter anderem in Prag und Brünn nach Österreich zurück zu holen, um ihre Beschäftigung in kriegswirtschaftlich wichtigen Betrieben zu ermöglichen.

Die Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg, aber auch das soziale Elend, die Arbeitslosigkeit und die wirtschaftliche Not in der 1. Republik haben aus M. L. eine außergewöhnliche Patriotin gemacht, die Leopold Figls Appell vom „Glauben an dieses Österreich“ zum Lebensmotto erhob. Über ihre Heimat meinte Frau L. in späteren Jahren: „Österreich ist immer der Zeigefinger der Welt gewesen, der Zeiger der Weltuhr.“

Zwischen 1949 bis zu ihrer Pensionierung 1973 arbeitete sie im Österreichischen Wirtschaftsverlag als Inkassantin. Frau L. starb am 17. Februar 1999 und vermachte ihr gesamtes Vermögen in der Höhe von rund 1,5 Millionen Euro, das sie durch Ersparnisse und Erbschaften aufgebaut hatte, der Republik Österreich für Zwecke des Parlaments.

Ihre Lebenshaltung drückte sie mit folgendem Zitat aus: „Trag all dein Geschick mit leichtem Sinn, denn der Lauf der Dinge liegt in Gottes Hand. Was er verbietet, wird dich nicht treffen, was er bestimmt, bleibt dir nicht aus.“

Um das Andenken an diese außergewöhnliche Österreicherin lebendig zu halten, wurde vom damaligen Präsidenten des Nationalrates Dr. Heinz Fischer und dem damaligen Präsidenten des Bundesrates Ing. Gerd Klamt im Sommer 2001 eine Stiftungserklärung zur Gründung der Margaretha Lupac–Stiftung für Parlamentarismus und Demokratie abgegeben. In deren Mittelpunkt stehen die Förderung und Festigung von Demokratie, Parlamentarismus und Toleranz im Diskurs über Fragen der Politik, der Kunst und der gesellschaftlichen Entwicklungen.

Die Stiftungssatzung sieht zur Erfüllung des Stiftungszwecks vor, hervorragende Verdienste um den Parlamentarismus bzw. die Demokratie auszuzeichnen; Forschungsarbeiten zu unterstützen, die sich mit der Geschichte und Entwicklung des österreichischen Parlamentarismus auseinandersetzen; Tagungen, Veranstaltungen durchzuführen, die im inhaltlichen Zusammenhang mit dem Stiftungszweck stehen sowie österreichische Künstlerinnen und Künstler zu fördern, um den Stellenwert der Kunst als Indikator gesellschaftlicher Strömungen zu unterstreichen.

Da Frau L. mit zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Parlamentsdirektion Kontakt hatte und ihnen verbunden war, können je nach den finanziellen Möglichkeiten der Stiftung Zuschüsse für die Anschaffung von Hilfsmitteln bzw. die Behandlung von Erkrankungen von Parlamentsbediensteten und deren Angehörigen gewährt werden.

Seit dem Jahr 2004 vergibt die Stiftung in einem zweijährigen Rhythmus abwechselnd einen Demokratie- bzw. einen Wissenschaftspreis, die jeweils mit € 15.000.- dotiert sind. . Zur Vorbereitung der Entscheidungen über die Preisträger kann das Kuratorium eine Jury einsetzen, die sich aus maximal fünf Mitgliedern zusammensetzt.

Die Organe der Stiftung sind das Kuratorium und die Geschäftsführerin/der Geschäftsführer, die jeweils für die Dauer einer Gesetzgebungsperiode bestellt werden.

Vorsitzende/Vorsitzender des Kuratoriums ist die Präsidentin/der Präsident des Nationalrates, ihre Stellvertreterin/sein Stellvertreter die jeweils amtierende Präsidentin/der jeweils amtierende Präsident des Bundesrates. Weiters gehören diesem Gremium je ein Vertreter bzw. eine Vertreterin der im Hauptausschuss vertretenen Parteien sowie weitere Persönlichkeiten des öffentlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens im In- und Ausland an.

Susanne Janistyn