Lazar Auguste, verh. Wieghart, Ps. Mary Macmillan (MacMillan); Schriftstellerin und Germanistin

Geb. Wien, 12.9.1887
Gest. Dresden, Deutschland, 7.4.1970

Herkunft, Verwandtschaften: A. L. wuchs als fünftes von acht Kindern wohlhabender jüdischer Eltern in Wien auf. Der Vater Ing. Adolf Lazar war Brückenbauingenieur der Eisenbahn. Zwei Schwestern kamen später im KZ um. Schwester: Marie Lazar, verh. Strindberg (1895-1948) Schriftstellerin.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1920 Heirat mit Karl Wieghardt, Professor für angewandte Mathematik.

Ausbildungen: 1912 Reifeprüfung am Staats-Reformrealgymnasium. Ab 1912 Studium der Literaturwissenschaft an der Universität Wien, promovierte 1916 mit einer Arbeit über E.T.A. Hoffmann. Besuchte nach dem Tode ihres Mannes die Marxistische Arbeiterschule in Dresden.

Laufbahn: War zunächst als Lehrerin an der Reformschule von Eugenie Schwarzwald tätig, folgte 1920 ihrem Mann nach Dresden. Unternahm mehrere Reisen nach Dänemark. Arbeitete im antifaschistischen Widerstand. Emigrierte 1939 nach England, war zunächst als Köchin, später halbtags als Stenotypistin tätig. Nebenbei beschäftigte sie sich im Britischen Museum mit der Französischen Revolution. 1949 kehrte sie nach Dresden zurück und war seit dieser Zeit als Schriftstellerin tätig. A. L. zählt neben Alex Wedding zu den Wegbereitern der sozialistischen Kinder- und Jugendliteratur. Die Vergangenheit Deutschlands aufzuzeigen, ist ihr in allen ihren Werken ein besonderes Anliegen. Ihre Jugendbücher sind im Stil des sozialistischen Realismus verfasst.

Ausz., Mitglsch.: Ab 1951 Mitglied der SED, 1957 Vaterländischer Verdienstorden in Bronze, 1962 in Silber, 1959 Martin Andersen Nexö Preis, 1965 Clara Zetkin-Medaille und Nationalpreis. Auguste-Lazar-Straße in Dresden-Zschertnitz.

Qu.: Literaturhaus/Exilbibliothek; Tagblattarchiv/AG Personenmappe. Nachlass: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin.

W.: „Sally Bleistift in Amerika. Moskau, Leningrad“ (1935, unter dem Pseudonym Mary Macmillan. 1947 mit dem Untertitel „Eine Geschichte aus dem Jahre 1934″), „Jan auf der Zille“ (1950), „Bootsmann Sybille“ (1953), „Der neue Däumling“ (1954), „Arabesken. Aufzeichnungen aus bewegter Zeit“ (1957, Autobiografie), „Jura in der Leninhütte. Der Jugend erzählt“ (1959), „Die Schreckensherrschaft und das Glück der Anette Martin“ (1961), „Schach dem König! Phantastische und nüchterne Bilder aus der französischen Revolution“ (1964, später: Bilder aus der Französischen Revolution), „Die Brücke von Weißensand“ (1965), „Die Schreckensherrschaft und das Glück der Anette Martin“ (1967), „Kampf um Kati. 4 Mädchen, 4 Schicksale“ (1967), „Akelei und das Wurzelmännchen“ (1970)

L.: Blumesberger 2007b, Bolbecher/Kaiser 2000, Fuss Philipps 2001, Giebisch/Gugitz 1964, Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung 1999, Kinder- und Jugendliteratur im Exil 1933-1950 1999, Koller/Withalm 1985, Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur 1979, Oberhuber 1989, ÖNB 2002, Seeber 1998, Wall 1995, Wall 2004, Wedel 2010

Susanne Blumesberger