Langer Marie, geb. Glas; Ärztin, Psychoanalytikerin und Widerstandskämpferin

Geb. Wien, 31.8.1910
Gest. Buenos Aires, Argentinien, 22.12.1987

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Margarete Hauser (1886-1968), Hausfrau; Vater: Rudolf Glas (1880-1953), Textilfachmann, Fabrikbesitzer; Schwester: Gusti Eva Glas (*1906), ab 1939 Englischlehrerin in Uruguay und Argentinien.

LebenspartnerInnen, Kinder: 2. Ehemann: Herbert Josef Manovil; 3. Ehemann: Max Langer (1902-1965); Kinder: Tomas (*1939), Martin (*1945), Ana (*1949), Veronica (*1953).

Ausbildungen: 1916-1921 Volksschule Luithlen Wien, 1921-1929 Schwarzwaldschule Wien, 1929 Matura, Medizinstudium (bei Tandler), 4. März 1935 Promotion; 1933-1936 psychoanalytische Ausbildung, 1932 ein Semester Physiologie in Kiel.

Laufbahn: In der Ersten Republik bei den „Ärzten für den Frieden“, in diesem Zusammenhang kurzzeitige Verhaftung, Schwierigkeiten mit der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung wegen Friedensarbeit; 1933-1938 Mitglied der KPÖ (illegal). Am 4. November 1936 nach Spanien. 1936-1937 als Ärztin bei den spanischen Interbrigaden (mit Max Langer, ihrem späteren Mann). Anästhesistin im Feldspital Colmenar bei Madrid und in Murcia. Leutnant; 1939 Frankreich, Zwickau, Prag. Uruguay, Vortrag über Psychoanalyse und Marxismus beim Komitee zur Solidarität mit der spanischen Republik, Koordinatorin des Eqipo Internationalista de Salud Mental Mexico-Nicaragua (Leon und Managua); ab 1942 in Argentinien, Gründungsmitglied der psychoanalytischen Gesellschaft von Argentinien (bis 1971), bei der Gruppe „Junta de la Victoria en Austria Libre“, 1945 Gründungsmitglied der argentinischen Gesellschaft für Gruppentherapie, 1953-1955 Arbeit in der Gruppentherapie, Leiterin des psychosomatischen Dienstes in der gynäkologischen Abteilung eines Krankenhauses von Buenos Aires, Beschäftigung mit Frauenproblemen vom psychoanalytischen und psychosomatischen Standpunkt aus, Lehranalytikerin und Spitalsärztin in Argentinien, Univ. Prof. in Argentinien und Mexico; auf dem psychoanalytischen Kongress in Rom 1969 maßgebliche Beteiligung an der Gründung der linksoppositionellen Plataforma, die später in Institutions- und Gesellschaftskritik mit der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung brach. In Argentinien Gründung eines unentgeltlichen Unterrichtszentrums, um die Psychoanalyse auch den unteren Schichten zugänglich zu machen; 1971 Wiener Kongress zur Geschichte der Psychoanalyse, 1972-1973 Präsidentin der Psychiatervereinigung, 1974 Unterricht an der Universität/Psychol. Medica; während der Militärdiktatur als Mitarbeiterin der Psychiatrie-Gewerkschaft und verschiedener salud-mental-Projekte sowie als Assistenzprofessorin für medizinische Psychologie an der medizinischen Fakultät auf der Todesliste der Alianza Anticommunista Argentina (AAA), Juni 1974 Vertreibung aus Argentinien, verfolgt von der Terrororganisation AAA, die sich bereits 1947 gebildete hatte, aber zu dieser Zeit Aufwind bekam; Flucht nach Mexico City, Professorin für die Fachausbildung in klinischer Psychologie und psychoanalytischer Gruppentherapie, psychische Betreuung von Opfern der Verfolgung, Folter und Vertreibung, 1981 Unterstützung der Sandinistischen Revolution durch die Gründung des Equipo Internacionalista de Salud Mental, Eröffnung von Gesundheitszentren in Leon und Managua, 1986 mit ihrer Hilfe Veranstaltung eines psychoanalytischen Kongresses in Havanna, Zusammentreffen mit Fidel Castro, Wahl in das „Komitee der Intellektuellen für die Souveränität Lateinamerikas“.

W.: Fantasias eternas a la luz del psicoanálisis” (1957), „Ideología e idealización“ (1959), „Über die Anwendung der Psychoanalyse beim Aufbau einer neuen Gesellschaft“ (1983), „Der Widerspruch in der Lehranalyse. In: Institutsgruppe Psychologie der Universität Salzburg (Hg.): Jenseits der Couch. Psychoanalyse und Sozialkritik“ (1984), „Brief an Einstein. In: Werkblatt. Zeitschrift für Psychoanalyse und Gesellschaftskritik Nr. 6/7“ (1986), „Von Wien nach Managua. Wege einer Psychoanalytikerin“ (1986), „Mutterschaft und Sexus. Körper und Psyche der Frau“ (1988), „Das gebratene Kind und andere Mythen“ (1986), „Die Macht unbewußter Phantasien. Evita Perón, Elisabeth I. und andere Mythen“ (2003)

L.: Bahr 2004, Fallend 2002, Fulde 2002, Handlbauer 2004, Landauer 2003, ÖNB 2002, Reichmayr 1994