Lang von Wellenburg Apollonia; Hofdame
Geb. ?
Gest. 4.9.1519
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Hans Lang (†1511) und Margarethe Sulzer; Geschwister: Hans (†1524/1525), verheiratet mit Jacobina Tragischik (wohl Dragišić) aus Slawonien († nach 1536); Markus († vor 1509), verheiratet mit Dorothea N. aus Calais; Margarethe († jung, vor 1474); Lukas (Laux) († 15. Dezember 1535), verheiratet mit Elisabeth Schultheiß aus dem Maltatal in Kärnten († vor 1510), 2. Margarethe Hofer zu Wildenwart († 7. März 1566); Anna (3. Septemer 1518), verheiratet mit Hans Häckel aus Augsburg; Matthäus († 30. März 1540), seit 1493/1494 im Dienst König Maximilians I., Administrator des Bistums Gurk (1501), Bischof von Gurk (1505), Kardinal (1513), 1514 Koadjutor des Erzbischofs von Salzburg, Erzbischof von Salzburg (1519-1540); Felizitas († nach 1527), verheiratet mit Oswald Rößler (Rösler) aus München; Regina (†1541), verheiratet mit Ulrich von Haselbach, Pfleger in Eggenburg (†1527); Ulrich († jung); Georg († jung); Leonhard († September 1509); Ottilia (†1559), verheiratet mit Dr. Hans Schad von Mitterbiberach und Warthausen aus Mitterbiberach in Württemberg, königlicher und kaiserlicher Rat im Dienste der Habsburger († 30. Juni 1543).
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet in erster Ehe mit Julian Graf von Lodron, in zweiter Ehe mit Christoph von Frangipani; Kinder: Tochter aus der ersten Ehe: Anna Maria (†1530), verheiratet mit dem Freiherrn Andreas Ungnad von Sonneck (†1557).
Laufbahn: A. L. stammte aus einer alten Augsburger Patrizierfamilie, die mütterlicherseits mit der Frau Jakob Fuggers des Reichen (†1525), Sybille Artzt (†1546), verwandt war. Aus der Ehe von Hans Lang und Margarethe Sulzer gingen dreizehn Kinder hervor, von denen zehn das Erwachsenenalter erreichten. Unter ihren Geschwistern ragt ihr Bruder Matthäus Lang durch seine für einen Bürgerlichen seiner Zeit beispiellose Karriere besonders hervor. Protegiert von Herzog Georg dem Reichen von Bayern-Landshut (amt. 1479-1503) und dem Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches (amt. 1484-1501), in dessen Diensten er zunächst stand, gelang ihm der Sprung gewissermaßen vom Sängerknaben zum Kardinal (1512) und Erzbischof von Salzburg (1519-1540).
Der soziale Aufstieg der „schönen Apollonia“ ist eng mit diesem Bruder, der sich Zeit seines Lebens als Förderer seiner Familie erwiesen hat, verbunden. Als wichtigste Station seiner Laufbahn kann die des Sekretärs König Maximilians I. angesehen werden, die ihm den Weg zum Kardinal und Erzbischof von Salzburg ebnete. Am 29. September 1494 ist er erstmals in der Umgebung des Herrschers nachzuweisen. Schon am 29. August 1498 wird er vom Kaiser mitsamt seiner Familie in den Adelsstand erhoben (von Wellenburg).
Maximilian I. hatte im März 1494 Bianca Maria Sforza geheiratet. Auf einer Verpflegsliste des Hofstaates der Königin vom 6. Juli 1494 erscheint auch A. als Hofdame. Sie war eine der schillerndsten Personen im Gefolge der Königin. Der König war ihr sehr gewogen. Sie gehörte zu jenen Damen, zu deren Ehren Maximilian Turniere abhielt (Freydal, Wien, Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer, Inv. KK P 5073). Auch wird sie als seine „Favoritin“ gehandelt. Mit Herzog Georg von Bayern-Landshut, Hofmeister und Kriegshauptmann des Königs von 1496-1499, war sie durch ein Liebesverhältnis verbunden. In ihrer Funktion als königliche Mätresse trat ihre jüngere Schwester Ottilia (Christine Rieber).
A. war es erlaubt, Georg in seiner Herberge zu besuchen. Mit ihm gemeinsam nahm sie an Ausflügen und Jagden teil. Der Herzog seinerseits verwöhnte sie mit Geschenken. Den adeligen Damen im Frauenzimmer gleich, konnte sie sich einen eigenen Diener leisten. Als die Königin mit ihren Hofdamen am 8. April 1500 in Augsburg einzog, wird A. als die am reichsten geschmückte Hofdame beschrieben. A.s Verbindungen waren auch für die Königin von Vorteil. A. und der Herzog fungierten bei der oftmals unter Geldnöten leidenden Königin als Kreditgeber, und über Matthäus Lang konnte sich Bianca Maria beim König Gehör verschaffen. Matthäus Lang wollte A. gut verheiratet wissen. Im selben Jahr, als A.s Schwester Ottilia in Augsburg am 12. Mai mit dem königlichen Rat Dr. Hans Schad verheiratet worden war, erfolgte auch die Verehelichung A.s. Am 11. September 1503 fand in Innsbruck die prachtvolle Hochzeit mit Graf Julian von Lodron, einem Welschtiroler aus dem Trentino, statt. Das dreitägige Fest war eigens für die Zeit des Besuches Erzherzog Philipps (1478-1506) konzipiert worden. Matthäus Lang hat die Hochzeit finanziert und seine Schwester mit einer beachtlichen Mitgift ausgestattet. Die Widerlage des Bräutigams betrug 3000 Gulden.
Am 1. März 1504 wurde dem Ehepaar seitens des Königs das Schloss und das Landgericht Falkenstein, das Landgericht Kirchheim sowie die Maut zu Obervellach in Kärnten verpfändet; A. erwarb von ihrem eigenen Vermögen die Pfandherrschaft Bleiburg. Die Ehe währte nicht einmal sieben Jahre, denn am 2. April 1510 wurden der Witwe A. Lodron, die Schlösser und Ämter Bleiburg, Schwarzenstein und Gutenstein um 2600 Gulden verpfändet, und mit weiteren 6300 Gulden erlangte sie am 12. August 1512 die Besitzungen ohne Rücklösungstermin.
A. blieb etwa drei Jahre unverheiratet. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie als Witwe die Geliebte des ebenfalls verwitweten Kaisers war, denn Bianca Maria war am 31. Dezember 1510 verstorben. Vermutlich haben der Kaiser und ihr Bruder, der Kardinal, auch ihre Wiederverheiratung betrieben. Die Hochzeit mit dem etwa sieben Jahre jüngeren Grafen Christoph Frangipani (Frankopan, Frangepán) aus altem kroatischen Adelsgeschlecht dürfte im April 1513 in Augsburg stattgefunden haben. Matthäus machte ihr 300 Gulden zum Hochzeitsgeschenk. Durch diese Ehe, der kein langes ungestörtes Glück beschieden war, ging A. als treue Gattin in die Geschichte ein. Christoph Frangipani stand seit dem Beginn des Krieges mit Venedig 1508 in kaiserlichen Diensten und war seit Jänner 1513 Feldhauptmann der in Görz und Friaul stationierten kaiserlichen Truppen. Am 5. Juni 1514 geriet er in venezianische Kriegsgefangenschaft und wurde in der Toressella in Venedig in Haft genommen. A. wollte dem nicht tatenlos zusehen, reiste nach Venetien und versuchte, obwohl gesundheitlich angeschlagen, ihren Mann freizubekommen. Trotz des Friedens von Brüssel (20. Jänner 1517) bleibt dieser aber weiterhin arretiert und der Gefangene wurde schließlich am 6. Jänner 1519 sogar an die Franzosen in Mailand ausgeliefert. A. durfte ihm bloß bis in die Ortschaft Fusina südlich von Mestre folgen. Zu einem unbekannten Zeitpunkt gelangte sie dann nach Mailand. Als dem Grafen am 14. Oktober 1519 die Flucht gelang, war A. zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am Leben: sie war einige Wochen zuvor, am 4. September 1519, verstorben und ihr Leichnam war auf ein Schloss der Frangipani bei Koper in Istrien verbracht worden.
Während seines Gefängnisaufenthaltes ließ das Grafenpaar 1518 in Venedig ein deutsches, mit Holzstichen geschmücktes Brevier drucken, wovon sich ein Exemplar auch in Wien befindet (ÖNB, Signatur: 22 E 23). In diesem Brevier sind Christoph und A. kniend und zur Gottesmutter, die über die Engel erhoben von der Trinität gekrönt wird, betend abgebildet (Abb. Thode, S. 101). Dass die Gräfin das Brevier selbst aus dem Lateinischen übersetzt hat (Ivan Kosić), ist wenig wahrscheinlich, es wird ihr aber wohl ein wesentlicher Anteil am Zustandekommen dieser Ausgabe zuzuschreiben sein. Mit der bedrückenden Lebenssituation der Gräfin in ihren letzten Lebensjahren in Zusammenhang steht auch das Triptychon, das der niederländische Maler Jan van Scorel (1495-1562) wohl im Auftrag von Matthäus Lang um 1519/1520 geschaffen hat und sich heute in der Kirche Sankt Martin in Obervellach befindet. Darin flankieren Graf und Gräfin Frangipani als die Heiligen Christophorus und Apollonia an den Seitentafeln „Die Heilige Sippe“ im Mittelteil, in welcher Mitglieder der Familie Lang wiederzuerkennen sind.
Anna Maria Lodron, A.s einzige Tochter, heiratete 1521 den Freiherrn Andreas Ungnad von Sonnegg (†1557) aus einer in Kärnten und der Steiermark stammenden, begüterten Adelsfamilie, welcher eine militärische Laufbahn einschlug und im Dienst von Matthäus Lang, der zu dieser Zeit Erzbischof von Salzburg war und später bei König Ferdinand I. (1503-1564) Karriere machte. Auch das von ihrer Mutter ererbte Vermögen der Anna Maria Lodron ging nach deren frühem Tod um 1530 in das Eigentum von Mathäus Langs Familie über. Die Familien Lang und Ungnad verbanden sich auch in der nächsten Generation durch Heirat: Andreas Ungnads Sohn David (†1600) aus seiner zweiten Ehe heiratete Eva Lang (†1594), eine Tochter von A.s. Neffen und Cousin der Maria Anna Lodron, Lukas (II.) (Laux) Lang (†1559).
L.: Bayr 1990, Bergmeier 2001, Bohatta 1963, Gebele 1952, Kosić 2005, Krenn 1979, Mandelli 2005, Noflatscher 1999, Obersteiner 1960, Rieber 1975, Sallaberger 1997, Stauber 1993, Weiss 2010, Regesta Imperii Online, http://www.regesta-imperii.de/ (sub Appollonia Lang)
Ingrid Roitner