Krenn Hilde, geb. Ultmann; Büroangestellte und Widerstandskämpferin

Geb. Wien, 4.10.1920

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Rosalia Ultmann, aus ärmlichem Milieu stammende Arbeiterin in einer Glühbirnenfabrik; Vater: Friedrich Ultmann, aus bürgerlicher Familie stammender Zahntechniker, ein drei Jahre älterer Bruder, der das Konzentrationslager überlebt.

LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratet 1949, die Ehe ist unglücklich, Scheidung. Zwei Kinder.

Ausbildungen: Holt nach dem Krieg die Handelsschule nach.

Laufbahn: Der Familie Ultmann geht es im Unterschied zu den Nachbarn im 20. Bezirk finanziell recht gut. Als Kind liest H. K. gerne und bekommt mit zehn Jahren ein Klavier. Ihr Vater ist ein engagierter Sozialdemokrat und wird 1934 im Zuge der Februarkämpfe eingesperrt. Anschließend ist er arbeitslos, wodurch sich die ökonomische Situation der Familie verschlechtert. H. K. schließt sich einer antifaschistischen Jugendgruppe an. 1938 wird der Vater erneut verhaftet und nur unter der Bedingung wieder freigelassen, dass er innerhalb von acht Tagen das Land verlässt. Schon in Holland wird die Familie wieder zurückgeschickt, sie gelangt schließlich nach Belgien. Die ohnehin schon schlechte Lage verschlimmert sich nach Einmarsch der Deutschen in Brüssel dramatisch. 1940 wird der Vater verhaftet; er kommt nie wieder zurück. H. K. nimmt Arbeit als Weißnäherin an, später näht sie bei einem Taschner. 1942 wird sie gemeinsam mit ihrer Mutter verhaftet. Die Mutter wird nach Wien zurückgeschickt, H. K. wird jedoch nach Auschwitz deportiert. Als Mithäftlinge zur Überstellung nach Ravensbrück ausgewählt werden, wickeln ihre Kameradinnen sie in eine Decke, verstecken sie und retten ihr somit das Leben. In Ravensbrück arbeitet H. K. bei Siemens und ist im dortigen Lager untergebracht. Nach der Befreiung geht sie zu Fuß nach Brüssel. Ein Monat später gelangt sie mittels Rückkehr-Transport für EmigrantInnen auf einem Lastwagen nach Wien. Dort lebt sie zusammen mit Mutter und Bruder und arbeitet bei einem Rechtsanwalt. Als dieser ihr keinen Lohn mehr zahlen kann, arbeitet sie einige Zeit im Büro eines zivilen Exhumierungskomitees. Nach der Heirat gibt H. K. die Arbeit auf, da ihr Ehemann ihr die Berufstätigkeit verbietet. Nach ihrer Scheidung lebt sie mit ihren Kindern wieder bei der Mutter.

Zitate: „Ich habe den Glauben nicht verloren. Ich wußte, es gab Menschen, die dagegen sind und die in Wien wohnen, und das hat mich immer wieder aufgerichtet. Das Heimweh nach Wien war furchtbar. Furchtbar war das! Es hat mich immer wieder aufrecht gehalten. Und auch im KZ noch! Also in Auschwitz nicht. Da war ich schon ganz unten. Aber in Ravensbrück, das hat mich immer wieder aufrecht erhalten. Wir sind ja dann erst viele Widerstandskämpfer geworden, nicht, im KZ. Aber es war ein Zusammenhalt. […] Wissen Sie, der Glaube, daß man weiß, es gibt Menschen, die auch das gleiche denken wie du, das ist es, was einen hält. Das hilft einem über verschiedene Nöte. Wenn man noch so in Not ist, hilft es einem (Amesberger/Halbmayr, S. 155).“

L.: Amesberger/Halbmayr 2001