Kraus-Blody Edith; Pianistin

Geb. Wien, 16.5.1913

Herkunft, Verwandtschaften: Die Eltern waren tschechische Juden aus Iglau (heute: Jihlava). Vater und Schwester wurden im KZ ermordet.

LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratet 1933 gegen den Willen ihres Vaters den 16 Jahre älteren Ingenieur Karl Steiner. 1946 heiratet sie den Hakoah-Läufer Arpad Bloedy, im selben Jahr kommt ihre Tochter Chava zur Welt.

Ausbildungen: Erhält in Karlsbad täglich Klavierunterricht. Wird 1926 im Alter von nur 13 Jahren in Berlin von Artur Schnabels Assistenten Alfred Schröder unterrichtet, ehe sie 1927, auf Empfehlung des Dirigenten Leo Blech, als jüngste Studentin in Schnabels Klaviermeisterklasse der Hochschule für Musik aufgenommen wird.

Laufbahn: 1919 zieht die Familie in die Nähe von Karlovy Vary (Karlsbad), wo E. K. den ersten Kontakt zur Musik bekommt. Die Mutter singt ihr tschechische Volkslieder vor, die ältere Schwester bekommt Klavierunterricht. Nachdem sie bereits zwei Jahre ohne Anleitung alle Stücke ihrer um sieben Jahre älteren Schwester aus dem Gehör nachgespielt hatte, bekommt E. im Alter von sieben Jahren ebenfalls Klavierunterricht. Bereits im Alter von elf Jahren spielte sie Mozarts Klavierkonzert in c-moll mit dem Karlsbader Orchester. Nach ihrem Musikstudium in Berlin übersiedelte sie 1931 nach Prag, ist dort auf Konzertpodien und im Rundfunk als Solistin tätig. 1942 wird sie gemeinsam mit ihrem Ehemann in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie arbeitet in der Ledermanufaktur und der Glimmerspalterei, kann nebenbei täglich Klavier üben, arbeitet mit Viktor Ullmann zusammen und führt seine 6. Klaviersonate auf. Ihre Familie wird im Oktober 1944 ins KZ Auschwitz transportiert. Ihr Vater, ihr Ehemann, die Schwester, die Schwägerin und die Schwiegermutter sowie viele weitere Angehörige und Freunde werden ermordet. Als sie ihrem Mann nach Auschwitz folgen will, wie ihr zynischerweise nahegelegt wurde, kann sie ein Mitglied des jüdischen Ältestenrates davon abhalten. Nach der Befreiung kehrt sie nach Prag zurück, wo sie musiziert und unterrichtet. Sie gründet eine Familie, mit der sie 1949 nach Israel auswandert. Ab 1981 unterrichtet sie an der Rubin Musikakademie der Tel Aviver Universität und tritt als Pianistin häufig in Solo- und Kammermusikkonzerten auf. Dabei setzt sie sich besonders für die in Theresienstadt komponierte Musik ein, gibt Konzerte im europäischen Raum und in den USA und nimmt Schallplatten auf. Sie lebt heute in Jerusalem, wo sie trotz ihres Schlaganfalls 1994 weiterhin bei internationalen Meisterkursen unterrichtet. Freundschaft mit der Pianistin Alice Herz-Sommer, die mit ihr das KZ Theresienstadt überlebte.

Ausz., Mitglsch.: 2004 Ehrenvorsitz in der Jury der Klavierwertungen des Musikwettbewerbs „Verfemte Musik 2004″, der vom Landesverband „Jeunesses Musicales Mecklenburg-Vorpommern“ seit 2001 in Schwerin ausgetragen wird.

biograph. Mitteilungen: Mitteilung von Dr. Primavera Gruber, Orpheus Trust.

Qu.: Judaica-Archiv/ÖNB.

L.: Douer 1997, Wlaschek 1995, Interview-Porträt: http://79157.webtest.goneo.de/