Koller-Pinell Bronislawa (Broncia), geb. Pineles, Pinell; Malerin

Geb. Sanok, Galizien (Ukraine), 23.2.1863 (25.2.)

Gest. Wien, 24.4.1934 (26.4.)

Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus dem jüdischen Großbürgertum, die Familie übersiedelte 1870 (1880?) nach Wien. Vater: Saul Pineles (1834-1903), Beamter der k. u. k. Militärverwaltung, Fabrikant; Mutter: Klara Herzig (1835-1910); 4 Geschwister: Etka (1859-1936), verh. mit Josef Herzig, Chemiker; Markus, Stanislaus, Friedrich (1868-1936), Arzt und langjähriger Gefährte von Lou Andreas-Salome.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1896 Heirat mit Dr. Hugo Koller (1867–1949), Arzt und Physiker, Da eine konfessionelle Mischehe nicht möglich war, musste Koller vor der Hochzeit aus der katholischen Kirche austreten. 1896 wird Sohn Robert geboren, 1898 Tochter Silvia (†1963), Malerin.

Ausbildungen: Studium der Malerei in Wien (Privatschülerin von Bildhauer Robert Raab, später von Alois Delug) und ab 1885 (1888/89?) an der Münchner Kunstakademie (Mal- und Zeichenschule) bei Ludwig Heterich.

Laufbahn: Kehrte nach dem Studium in München 1890 nach Wien zurück, bestritt im selben Jahr die erste Ausstellung im Wiener Künstlerhaus, 1893 im Münchner Glaspalast. Ihre Liebe zur Musik führte sie in den Kreis der Wiener Brucknerianer um Hugo Wolf, dem auch ihr späterer Ehemann angehörte. sie pflegte auch Kontakt zu Frauenrechtlerinnen (Marie Lang und Rosa Mayreder), ohne sich jedoch selbst für die Frauenbewegung politisch zu engagieren. Sie lebte zeitweise in Hallein und Nürnberg und unternahm mehrere Reisen nach Paris. Als die Familie 1902 nach Wien zurückkehrt, findet sie ein geändertes Kunstklima vor: 1897 war die Secession gegründet worden. Zu den Secessionisten, besonders zu Gustav Klimt, Josef Hoffmann und Kolo Moser, knüpfte B. K.-P. freundschaftliche Beziehungen, was sich auch in ihren Arbeiten niederschlug. Van Gogh und die französischen Impressionisten, die sie auf ihren Reisen kennen gelernt hatte, beeinflussten ihr Schaffen ebenfalls. Sie beteiligte sich an Ausstellungen der Kunstschau-Gruppe um Gustav Klimt 1908 und 1909. 1912 und 1915 stellte sie in Rom aus, 1913 in Brüssel, Budapest und in München. Von ihrem Gatten wird B. K.-P. in allen ihren künstlerischen Ambitionen voll unterstützt. Das Haus des Paares im niederösterreichischen Oberwaltersdorf, das J. Hoffmann umgebaut und die Malerin gemeinsam mit Kolo Moser eingerichtet hatte, wurde zu einem Treffpunkt für Maler, Musiker, Philosophen und Wissenschaftler.

Schuf Ölbilder, Farbholzschnitte, Landschaften, Porträts. „Adagio“ (1893) zählt zu ihren bekanntesten Bildern.

Ausstellungen: 1890 Wiener Künstlerhaus, 1893 Münchner Glaspalast, 1908/09 Wien, 1912 und 1914 Rom, 1913 Brüssel (die letzten drei im Rahmen von Klimts „Kunstschau“), 1920-1926 Ausstellungen in Wien, Budapest und München.

Mitglsch.: B. K.-P. trat gemeinsam mit Gustav Klimt aus der „Secession“ aus.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe); Judaica-Archiv/ÖNB.

L.: Ausstellungskatalog Broncia Koller 1980, Ausstellungskatalog Broncia Koller 1993, Baumgartner 1989, BLÖF, Bruegger 1999, Kratzer 2001. Manner 2006, Murau 1895, ÖBL, Thieme/Becker 1992, www.aeiou.at, http://www2.onb.ac.at/sammlungen/plakate/