Köberer Barbara; Täuferin

Geb. ?

Gest. 1.12.1591

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Anna Schachner und Hans Strasser; Geschwister: Daniel († 1595), verheiratet mit Dorothea Zuvernumb; Anna, verheiratet mit Lazarus Scheuchl; Homoleia verheiratet in erster Ehe mit Adam Dorninger, in zweiter mit Stephan Fenzl, in dritter mit Paul Hämbl aus St. Peter in der Au.

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Wolfgang Köberer († vor 1588); Kinder: Hans, verheiratet in erster Ehe mit Elisabeth Manstein; seine dritte Ehefrau hieß Maria.

Laufbahn: B. K. war eine geborene Strasser und stammte aus der Schicht der vermögenden Handelsherrn und Ratsbürger der Stadt Steyr. Ihr Vater Hans Strasser war Handelsherr in Steyr, und ihre Mutter Anna Schachner gehörte zu den Gläubigern Kaiser Maximilians II. Hans Strasser bewohnte das Haus am Stadtplatz 35 in Steyr, wo er auch sein Geschäft mit Eisenhandel betrieb. Das Haus Durkartstraße 21 gehörte ihm ebenfalls. Ihr Bruder Daniel wurde mit dem Epithet „reich“ bedacht; er hatte das elterliche Vermögen durch die Heirat mit der Bürgermeistertochter Dorothea Zuvernumb erheblich vergrößert, besaß drei Häuser in der Stadt und erwarb 1576 die Herrschaft Gleiß. Von 1579-1581 war er Bürgermeister.

K. heiratete den Steyrer Handelsherrn und Messerschmid Wolfgang Köberer, dessen Vorfahren aus Nürnberg stammten. Wolfgangs Großvater Leonhard war der Begründer des Handelshauses in Steyr, und er war auch Mitglied der Täufer. Er war Gastgeber des Täuferführers Hans Hut († 1527), als dieser bei seiner Missionsreise nach Österreich in Steyr Station machte, was ihm eine Verhaftung eintrug. Durch ihre Ehe mit Wolfgang Köberer, der wie sein Großvater Sympathien für die Lehre der Täufer hegte, kam auch B. mit dem Täufertum in Berührung.

Durch seine Affinität zu den Täufern geriet Wolfgang Köberer 1575 auch in Schwierigkeiten mit dem Rat der Stadt Steyr, als er sich im Fall des mit ihm befreundeten Goldschmiedes Hans Fäbl, der sein Kind nicht taufen lassen wollte, auf dessen Seite stellte. Hans Fäbl hat sein Verhalten vor dem Rat der Stadt damit verantwortet und begründet, dass ihn die evangelischen Prediger als Sektierer und Wiedertäufer bezeichnet hatten, mit den für ihn unangenehmen Folgen des Verlust des Bürgerrechts. Fäbl wurde der Stadt verwiesen, und als er wieder zurückkehrte, gefangen gesetzt. Köberer verfasste eine Schmähschrift wider die Pfarrer, die vom Rat als ungebührlich beurteilt wurde. Da er keine Abbitte leistete, wurde er mit Kerkerhaft bestraft. Aus dem Ratsprotokoll geht auch hervor, dass gegen B. der Vorwurf erhoben wurde, über die Prediger übel geredet zu haben und durch Fäbl von der täuferischen Lehre ganz eingenommen zu sein. Durch die Fürsprache von einer Gruppe von Ratsherrn, allen voran B.s Bruder Daniel Strasser, ein eifriger Lutheraner, kam Wolfgang Köberer wieder frei. Er zeigte sich reumütig und erbat für sein Verhalten Verzeihung; schließlich kam es im Beiseon seiner Beistände zu einer gründlichen Aussprache mit den Predigern und zu einer Aussöhnung.

Nach dem Tod ihres Mannes vor 1588 führte B. gemeinsam mit Werner Manstein das Messinghüttenwerk Reichraming, dessen Teilhaber Wolfgang Köberer 1578 geworden war. Ihrer täuferischen Gesinnung dürfte sie weiterhin treu geblieben sein. Als sie 1591 starb, ließ sie Daniel Strasser in der damals evangelischen Kirche von Opponitz in der Herrschaft Gleiß bestatten. Ihr Epitaph aus rotem Marmor mit lebensgroßer Relieffigur im Stil der Renaissance findet sich heute in der Opponitzer Pfarrkirche, erbaut 1852-1855, links hinten. (Abb. Brunnthaler, Die Wiedertäufer, S. 175).

Der Sohn Hans, Ratsbürger in Steyr, führte die Geschäfte seines Vaters weiter; als Täufer trat er aber nicht mehr in Erscheinung.

L.: Brunnthaler 1998, Brunntaler 2005, Krobath 1957, Krobath 1959, Mecenseffy 1950, Mecenseffy 1964, Plesser 1998, Pontesegger 1993, Richter 1993

 

Ingrid Roitner