Koch Therese; Näherin, Schaffnerin und Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 14.1.1892
Gest. Wien, 2.10.1971
Th. K. kam 1892 in Wien zur Welt und absolvierte nach der Schule eine Lehre in einer Spielwarenhandlung. Sie arbeitete als Verkäuferin, Näherin und Zuschneiderin. Zwischen 1922 und 1930 lebte sie in Rumänien, kehrte dann nach Wien zurück und arbeitete als Hilfsarbeiterin in einer Wiener Kartonagefabrik. Sie war gewerkschaftlich organisiert und betätigte sich für die KPÖ. Bei einer Hausdurchsuchung wurden in der Tischlade ihres Küchentisches zehn Exemplare einer kommunistischen Flugschrift mit dem Titel „An das österreichische Volk“ sowie in ihrer Handtasche die Flugschrift „An die österreichische Arbeiterschaft“ gefunden. Th. K. wurde daraufhin am 10. März 1939 verhaftet und am 2. April 1940 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zwei Jahren und neun Monaten Zuchthaus verurteilt. In der Urteilsschrift des Oberlandesgerichts Wien heißt es: „Über die Gesinnung der Angeklagten gibt auch der Brief ihrer Schwester Grete de dato Salzburg, 15.3.1938 Aufschluss, worin diese angesichts der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich ihrer Besorgnis um die Angeklagte Ausdruck verleiht und sie beschwört, ja vernünftig zu sein und sich auf nichts einzulassen, da es jetzt gefährlicher sei. […] Tatsache ist, dass die Angeklagte komm. Flugschriften in Empfang genommen und zehn davon in einer Tischlade verwahrt hatte, wo sie am 10. März 1939 gefunden wurden. Dass diese Flugzettel zur Verteilung bestimmt waren, ist klar; denn Flugzettel werden ja nicht zur Aufbewahrung, sondern zum Zwecke ihrer Verbreitung hergestellt. Wird erwogen, dass die Angeklagte sich schon im Sommer 1938 der KP als Litfrau zur Verfügung gestellt hat und dass komm. Flugzettel noch im März 1939 bei der Angeklagten gefunden wurden, so ist der Schluss gerechtfertigt, dass die Angeklagte während der ganzen Zeit vom Juni 1938 bis März 1939 nicht untätig geblieben ist, sondern die ihr von den kommunistischen Parteifunktionären zugeteilte Aufgabe erfüllt hat.“
Nach Verbüßung der Haftstrafe in Wien und im Frauenzuchthaus Aichach wurde sie in Schutzhaft genommen und für weitere vier Monate in München Stadlheim inhaftiert. Vom 4. April 1942 bis zur Befreiung Ende April 1945 war Th. K. schließlich im Konzentrationslager Ravensbrück. Sie hatte die Häftlingsnummer 10038. Nach insgesamt mehr als sechsjähriger Haft kehrte sie im Mai 1945 nach Wien zurück, wo sie später als Schaffnerin bei den Wiener Verkehrsbetrieben tätig war. Frau K. dürfte auch Mitglied der österreichischen Lagergemeinschaft gewesen sein. Beim ersten Bundestreffen der politischen Häftlinge aus Ravensbrück am 24./25. Mai 1947 in Wien kritisiert eine Frau K. die mangelhafte Zuteilung von Möbeln an die Opfer des Faschismus. Frau K. verstarb am 2. Oktober 1971 im Alter von 79 Jahren in Wien.
Qu.: DÖW: Erkennungsdienstliche Kartei der Gestapo Wien; http://www.döw.at/php/gestapo/, DÖW 4379: Protokoll über das erste Österreichische Bundestreffen der politischen Häftlinge aus Ravensbrück. DÖW 7413: Anklageschrift des Generalstaatsanwalts gg. Koch Therese, Wien. Sonderbestand Ravensbrück am DÖW: 50.211/61b; 50.574/410; 50.602/438; 50.993/778, Häftlingsdatenbank der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.
Helga Amesberger