Knobloch Hilda, Karolina Amalia, Ps. Hans Knobloch, Hilda Torthofer; Schriftstellerin

Geb. Marburg/Drau, Stmk. (Maribor, Slowenien), 21.12.1880

Gest. Graz, Stmk., 5.2.1960

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Gustav Knobloch, Realschulprofessor für darstellende Geometrie in Marburg an der Drau, starb Anfang der dreißiger Jahre; Mutter: Mathilda geb. Schram, Hausfrau, starb 1937, keine Geschwister.

Ausbildungen: 1901 Lehrbefähigungsprüfung für Englisch.

Laufbahn: Kam 1891, wegen der Versetzung des Vaters nach Wien, wo sie sich erst nach einem Besuch des Burgtheaters zu Hause fühlte und es 1895 sehr bedauerte wieder nach Marburg zurückkehren zu müssen. Ein Gedicht mit dem Titel „Abschied vom Burgtheater“ das sie zu dieser Zeit verfasste, erinnert daran. Ein schweres Fußleiden, wahrscheinlich Kinderlähmung, die eine lebenslange Gehbehinderung zur Folge hatte, band sie ans Haus und verhinderte eine Berufsausübung. 1907 kam sie mit der Familie nach Graz, wo sie zu schreiben begann. Sie veröffentlichte Zeitungsfeuilletons und kleinere Erzählungen in Kinder- und Jugendzeitschriften. 1918 gelang ihr mit dem Drama „Die Judasglocke“, einem Volksstück in der Tradition Ludwig Anzengrubers, ein erster großer Erfolg. Durch mehrere unglückliche Umstände riss die Glückssträhne Hilda Knoblochs jedoch bald ab. Zusätzlich verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Eltern, sodass sie die beiden mehrere Jahre pflegen musste. Nach dem Tode der Eltern musste H. K. ihren Lebensunterhalt wegen ihrer Behinderung mit ihren Veröffentlichungen fristen, und versuchte sich, möglicherweise auch aus diesem Grund, mit den Nationalsozialisten zu arrangieren um schreiben zu dürfen. In dieser Zeit verfasste sie vorwiegend Heiligenlegenden. Da ihr Name nach 1945 nicht auf der Liste der gesperrten Bücher und Autoren stand, konnte sie problemlos weiter publizieren. Sie war bis zu ihrem Tode sehr produktiv, was auch an der schlechten finanziellen Situation gelegen haben mag. Veröffentlichte 45 selbständig erschienene Werke, darunter zahlreiche historisch-biographische Bücher, u. a. über den Arzt Franz Anton Mesmer, mehrere Künstler, Werke über okkulte und religiöse Themen und Kinder- und Jugendbücher. Zahlreiche ihrer Romane erscheinen als Groschenromane bzw. in Zeitungen und Zeitschriften als Fortsetzungsromane. Ihr Pseudonym Torthofer wurde gewählt, da der Verleger meinte, Knobloch klinge zu jüdisch. H. K. war mit Margarete Weinhandl zur Schule gegangen und befreundet. Ein Jugendfreund war auch der Dichter Max Mell.

Ausz., Mitglsch.: 1957 Peter Rosegger-Literaturpreisreis, ab 1987 Gedenktafel am Hause Schillerplatz 10 in Graz, in dem sie von 1907 bis zu ihrem Tod lebte. Ab 1934 Mitglied der Vaterländischen Front, ab 1933 Mitglied der NSDAP, bis 1935 illegales Mitglied, ab 1. Juli 1938 Mitglied der Reichsschrifttumskammer obwohl das Urteil über sie, das sie als keine künstlerische Person ausweist, nicht sehr schmeichelhaft ist. Ab 1945 Mitglied des Verbandes demokratischer Schriftsteller und Journalisten.

Qu.: DB NS-Lit. Graz, Tagblattarchiv (Personenmappe), Personalakt H. K. im Bundesarchiv Berlin (BAB). Teilnachlass H. K. in der Bibliothek der Minoriten in Graz, Teilnachlass in der Nachlasssammlung der Grazer Universitätsbibliothek (Typoskripte, Exzerpte und Abschriften).

W.: „Die Judasglocke. Schauspiel in vier Akten“ (1918), „Der Pfarrer von Lehen. Novelle“ (1926), „Der tausendjährige Tag. Roman“ (1927), „Der hl. Vinzenz von Paul. Meitingen: Christkönigsverlag vom Weißen Kreuz“ (1934), „Der fahrende Schüler. Roman des Johannes Butzbach“ (1936), „Der heilige Ignatius von Loyola (1491-1556)“ (1936), „Der Schicksalsberg. Roman“ (1938), „Die heilige Genoveva“ (1940), „Der Feuergeist. Das Leben Friedrich Ludwig Schröders“ (1941), „Die allwissenden Augen. Der Roman Hans Holbeins“ (1944), „Zwischen Gott und Dämon. Roman“ (1946), „Maria Theresia. Roman ihres Lebens“ (1946, diente als Vorlage für eine Verfilmung mit Paula Wessely), „Der Dom. Roman des Wiener Stephansdomes“ (1947), „Der Robinson unseres Waldes. Roman“ (1949), „Der letzte Monarch. Lebensroman Kaiser Franz Josephs“ (1949), „Ein Kaiser will Frieden. Der Roman Karls I. von Österreich“ (1951), „Aji. Roman“ (1951), „Der weise Papagei. Abenteuer am Äquator. Jugendbuch“ (1952), „Frauen und Farben. Ein Makartroman“ (1953), „Das Hündlein des Pharao“ (1953), „Tanz der Kronen. Roman um den Wiener Kongreß“ (1954), „Der Elefant Burubu und seine Freundin“ (1953), „Unter der Teufelsfichte. Roman“ (1954), „Der Kuß der Fürstin. Waldmeisters Liebesroman“ (1954), „Die strengen Berge“ (1955), „Der Schicksalsmacher. Heimatroman“ (1956), „Der Esel vom Vesuv“ (1957), „Die Mutter vieler tausend Kinder“ (1958), „Wohin geht Lori? Ein Mädchenbuch“ (1958), „Hackebold, der klügste aller Vögel“ (1958), „Krone und Schicksal. Aus dem Leben gekrönter Frauen“ (1961), „Der Zauberschuster. Märchenspiel in drei Aufzügen“ (1961), „Welch ein Esel!“ (1964)

L.: Giebisch/Gugitz 1964, Gradwohl-Schlacher 1996, Hladej 1968, Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung 1999, Jambor 1960, Königshofer-Teppan 2002, Priplata 1997, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Steiermärkische Landesregierung 1971, Stock 1995

 

Susanne Blumesberger